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Wirtschaft im Südwesten

2 | 2017

14

Leute

Mit

leichtem

Gepäck

Elke Dieterich | Manager für Menschen

HASLACH/DARESSALAAM.

Wenn dieser Text er-

scheint, ist Elke Dieterich wieder in Daressalaam, der

Vier-Millionen-Einwohner-Stadt an der Ostküste Tansa-

nias. „Ich fahr heim“, hatte sie kurz zuvor gesagt beim

Interview in Haslach, ihrer deutschen Heimat. Seit zwei

Jahren lebt die Unternehmerin in zwei Welten. Etwa

die Hälfte des vergangenen Jahres verbrachte sie in

Afrika, wo sie ihr eigenes kleines Häuschen hat, in einer

Gegend, in der sonst kaum Europäer leben, mit kaltem

Wasser und nicht immer mit Strom. „Ich fühl mich da

wohl“, sagt Elke Dieterich, auch wenn sie manchmal

den westlichen Komfort vermisst. Zum Beispiel eine

funktionierende warme Dusche. „Schließlich komme

ich von einem Sanitärhersteller.“ Hansgrohe war ihr

letzter Arbeitgeber. Sie leitete die Marketingabteilung

in Schiltach, ehe sie 2009 kündigte und erstmals nach

Tansania ging. Es gab eigentlich keinen triftigen Grund

dafür. „Der Job war toll, die Firma ist ja auch toll. Aber

irgendwie hatte ich den Wunsch, mal rauszukommen

und was für mich Sinnvolles zu machen.“

Es sollte ein sogenanntes Social Sabbatical sein, also

eine Auszeit für einen sozialen Zweck. Im Dienst der

Herrnhuter Missionshilfe ging Dieterich, die zwar gläubig

aber kein Kirchenmitglied mehr ist, als Beraterin auf

Zeit nach Daressalaam, um dort den Aufbau eines Aids-

Waisenprojekts zu betreuen. Diese sieben Monate wa-

ren der Wendepunkt. In ihr altes Leben wollte Dieterich

danach nicht mehr zurück. Deshalb gründete sie 2011

ihr eigenes Unternehmen. Die Manager für Menschen

GmbH vermittelt Fachkräfte, wie sie selbst eine war,

als Berater auf Zeit in soziale Projekte. Dafür arbeitet

Dieterich mit vielen verschiedenen Organisationen zu-

sammen. Über fünfzig Männer und vor allem Frauen hat

sie bislang in 25 Projekte in 13 Ländern auf nahezu allen

Kontinenten vermittelt. Ursprünglich wollte Dieterich

auch Arbeitgeber als Kunden gewinnen, denen sie die

Abwicklung von Social Sabbaticals als Dienstleistung

anbietet. Doch da war sie ihrer Zeit wohl voraus. Die

Unternehmen fänden das zwar toll, es stehe aber nicht

oben auf der Prioritätenliste. Ihre Firma trägt sich auch

so, ihr (Doppel)Leben kann Dieterich finanzieren. In Tan-

sania lebt und arbeitet sie wieder seit zwei Jahren, weil

das Projekt, das sie bei ihrem ersten Einsatz begleitete,

fortgeführt wird. Vor dem zweiten Aufbruch hatte sie

länger gezögert als vor dem ersten, weil sie ja nun ihre

eigene Firma und Kunden hatte. Doch es funktioniert –

dank E-Mail, Internet und Handy. „Ich bin ein digitaler

Nomade“, sagt die Unternehmerin. „Ich kann da arbei-

ten, wo mein Laptop ist.“ Wichtige Präsenztermine plant

sie kompakt während ihrer Aufenthalte in Deutschland,

wie jetzt im Januar, als sie am Wochenende vor ihrem

Abflug noch ein Vorbereitungsseminar veranstaltete.

Die Elke Dieterich, die man in Haslach zum Interview

trifft, sieht anders aus, als die Elke Dieterich auf den

Fotos aus Tansania. Sie war, wie immer vor dem nächs-

»Ich kann arbeiten,

wo mein Laptop ist«