Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juli/August'25 - Hochrhein-Bodensee
Bezahlen sollen es die Kunden. Deren Zah- lungsbereitschaft reicht aber oft nicht mehr für Hauptgericht, Dessert, Getränke, Trink- geld. „Je nach Anbieter gibt man zu zweit an einem Abend schnell 80 oder 90 Euro aus, das macht man nicht mal eben nebenher“, analysiert Christina Gehri von der IHK Süd- licher Oberrhein. Auch wenn die Rekordin- flation der Jahre 2022/23 vorbei ist, bleibt der Eindruck: Ausgehen ist teuer geworden. Und in Krisen- zeiten wird gespart, der Res- taurantbesuch oft als erstes gestrichen. Kaufkraft fehlt Dass die Leute weniger Geld im Portemonnaie haben, ist nicht nur ein Gefühl. Vergleicht man den Anstieg bei der Kaufkraft am südlichen Oberrhein im Zuge von Lohn- erhöhungen mit dem Anstieg der Preise im Gastgewerbe, wird deutlich: Der Kauf- kraftanstieg bleibt hinter dem Preisanstieg zurück (vgl. Grafik). Die Betriebe stellt dies vor ein Dilemma: Heben sie die Preise an, leidet die Nachfrage. Bleiben sie bei nied- rigeren Preisen, verschlechtert sich die eh schon miserable Ertragslage noch weiter. Dass die Ertragslage im baden-württem- bergischen Gastgewerbe deutlich schlech- ter als vor der Pandemie ist, zeigt auch die IHK-Konjunkturumfrage: Nach dem massiven Einbruch der Corona-Jahre und der Erholung im Jahr 2023 rauscht der Wert seit Jahres- beginn 2024 wieder in den Keller. Minus 35 im Frühjahr 2025: Mit Ausnahme der Covid- 19-Pandemie gab es seit 2009 keinen derart niedrigen Wert. Für Christina Gehri sind die Folgen deutlich zu sehen. „Gastro ist personal- und ener- gieintensiv, das ist nicht neu“, erzählt sie. Dass viele Anbieter unter Druck stehen, lässt sich an reduzierten Servicezeiten ablesen. „Manche streichen den Mittagstisch, andere legen statt einem nun zwei Ruhetage pro Woche ein.“ Wie Eckhart Fink, ihr Kolle- ge von der IHK Hochrhein- Bodensee, berichtet sie von steigenden Ansprüchen der Kundschaft: Internetbewer- tungen werden wichtiger, Son- derwünsche häufiger, dazu eine steigende No-show-Rate, sprich: nicht abgesagte Reservierungen. Alles Tendenzen, die bei Chefs und Perso- nal keine Jubelschreie auslösen. Fink: „Stun- denlanges Verharren bei einem Glas Wasser und gleichzeitiger WLAN-Nutzung, auch das nehmen wir durchaus wahr.“ Ein Umdenken wäre hilfreich, zumal der Abwärtstrend anhält: Im ersten Quartal ging der reale Umsatz in der Gastronomie im Vergleich zum Vorjahr um 6,4 Prozent zurück. „Die Gastro ist aber mehr als ein Wirtschaftszweig, sie ist ein Stück unserer Kultur, unseres Zusammenlebens, unseres Wohlgefühls“, betont Alexandra Mußler. „Erst wenn es still wird an den Tischen, merken wir, was wir verloren haben.“ Benedikt Brüne, Ulf Tietge Christina Gehri Bilder: Benedikt Brüne, IHK Südlicher Oberrhein. IMPRESSUM WIRTSCHAFT IM SÜDWESTEN Zeitschrift und amtliches Verkündungsorgan der Industrie- und Handelskammern im Regierungsbezirk Freiburg– ISSN 0936-5885 Redaktion Pressestelle der Industrie- und Handelskammern im Regierungsbezirk Freiburg i. Br. e.V.: Ulf Tietge (Leitung, v. i. S. d. P.) Susanne Ehmann, Daniela Santo Postfach 860, 79008 Freiburg 0761 15105-18 · wis@freiburg.ihk.de www.wirtschaft-im-suedwesten.de Verlag und Anzeigen Prüfer Medienmarketing Endriß & Rosenberger GmbH Anzeigenleitung: Andrea Albecker, Marc Endriss 07221 211912 · medienmarketing@pruefer.com www.pruefer.com · Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 42 Satz Freiburger Druck GmbH & Co. KG www.freiburger-druck.de Druck Druckhaus Kaufmann GmbH Raiffeisenstraße 29, 77933 Lahr www.druckhaus-kaufmann.de Herausgeber IHK Hochrhein-Bodensee Reichenaustraße 21, 78467 Konstanz, 07531 2860-0 · info@konstanz.ihk.de , www.ihk.de/konstanz IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg Albert-Schweitzer-Straße 7, 78052 Villingen-Schwenningen, 07721 922-0 · info@vs.ihk.de · www.ihk.de/sbh, IHK Südlicher Oberrhein Schnewlinstraße 11 bis 13, 79098 Freiburg 0761 3858-0 · info@freiburg.ihk.de www.ihk.de/freiburg 53 7+8 | 2025 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 2011 24 15 39 2012 30 22 31 2017 41 32 28 2018 31 25 33 2019 29 16 14 2021 -91 -94 -13 2023 -3 2 4 2024 -8 -11 -14 2025 -13 -35 2022 -47 11 -67 2020 15 -92 -49 2016 38 38 30 2015 34 37 24 2014 23 28 10 2013 26 25 0 Entwicklung der Ertragslage im Gastgewerbe Seit Jahren befragt die Kammer ihre Mitgliedsunternehmen nach deren Ertragslage – und dabei entsteht ein Saldo. Blaue Zahlen bedeuten: Es gibt mehr Unternehmen mit guter als mit schlechter Ertragslage. Seit 2020 aber ist das ganz anders, nur noch die wenigsten Gastronomen erzielen befriedigende Überschüsse – wenn überhaupt… Quelle: IHK Konjunkturumfrage UNTERNEHMEN
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