Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juli/August'25 - Hochrhein-Bodensee

24 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 7+8 | 2025 REGIO REPORT IHK Hochrhein-Bodensee Serie: Problemlöser Passende Expertise auf Zeit E ines ist Oliver Schubotz besonders wichtig: „Wir wollen keine bestehenden Arbeitsplätze substitu- ieren und durch Ruheständler ersetzen.“ Dafür habe er Sentaris zusammen mit Michael Käßberger nicht entwickelt und gegründet. Vielmehr gehe es um die Unterstützung durch Ruheständler bei konkreten Pro- jekten und innerhalb definierter Zeithorizonte. Welche das sind, hängt in erster Linie von den Experten ab: Nur sie bestimmen über die eigene Verfügbarkeit – wie viele Stunden täglich, wöchentlich oder monatlich und über welchen Zeitraum. „Es geht ihnen nicht darum, eine neue 100 Prozent-Stelle anzunehmen“, verdeut- licht Schubotz. Dafür kommen andere Portale in Frage. Sinnstiftende Mitarbeit Die eine Idee hinter Sentaris: „Beim Eintrittsalter in den Ruhestand ist immer noch sehr viel Lebenszeit vorhanden. Und wir wissen, dass viele Menschen an diesem Punkt gern weiter tätig sein wollen. Allerdings mit anderen Schwerpunkten.“ Das würden eigene Stu- dien in Zusammenarbeit mit der Universität Stuttgart und der Hochschule Furtwangen zeigen. Geld spielt dabei eine untergeordnete Rolle. „Die Ruheständler möchten vor allem sinnstiftend aktiv sein, punktuell oder in Projekten, flexibel und nicht dauerhaft“, be- schreibt es Oliver Schubotz. Mit der kostenlosen Re- gistrierung bei Sentaris werden sie zu Wissensträgern oder Sentariern. Sentaris übernimmt die komplette Abwicklung über seine Plattform. Die Sentarier gelten, wenn sie einge- setzt werden, als Freiberufler und stehen bei Sentaris unter Vertrag. Sentaris ist auch der Vertrags- und Ab- rechnungspartner der Unternehmen. Der bürokrati- sche und organisatorische Aufwand soll sowohl für die Wissensträger als auch für die Unternehmen so klein wie möglich gehalten werden. Für die Abrechnung von Leistungen gibt es vier klar definierte Kategorien. Sentaris erhält davon seine Marge. Sich und seine Leistungen bei Sentaris anzubieten, steht allen offen – ob aus Handwerk, Finanzwesen oder Wirtschaftswissenschaften. „Das kann auch ein 70-jähriger Dreher sein“, macht Wirtschaftsingenieur Schubotz klar. Schließlich gehe es für diesen nicht darum, im Schichtbetrieb mitzuarbeiten. Themen sei- en da eher Anleitung, Überwachung oder Begleitung. „Das sehen wir ganz oft in der Industrie – gerade in der Ausbildung. Das sind oft aufwändige Tätigkeiten, die im Tagesgeschäft leider häufig zu kurz kommen.“ Aber eine optimale Aufgabe für Sentarier, findet der ge- bürtige Hamburger. „Sie können zu Mentoren werden, die vielleicht einmal die Woche für ein, zwei Stunden ins Unternehmen kommen und für die Azubis da sind.“ Aufgabenerfüller und Umsetzer Unternehmen, die auf Sentaris zugreifen, suchen kei- ne klassischen Arbeitnehmer. „Sie suchen Aufgaben- erfüller, Umsetzer und Unterstützer“, beschreibt es der Gründer. Dementsprechend gibt es bei Sentaris auch keine klassischen Job-Gesuche oder Stellenanzeigen. Unternehmen beschreiben, was sie benötigen, Ruhe- ständler definieren ihre Expertise und Verfügbarkeit – den Rest übernimmt die Datenbank. Die Idee für Sentaris ist inzwischen mehr als zehn Jahre alt. Doch damals war der Druck durch die demografi- sche Entwicklung noch nicht so hoch, beschreibt es Schubotz. Heute sieht das anders aus. Längst gibt es Sentarier im gesamten Bundesgebiet, gleiches gilt für die suchenden Unternehmen. „Und es werden täg- lich mehr“, sagt der Gründer. Am Firmensitz in Singen könnten dementsprechend bis Jahresende zehn neue Arbeitsplätze entstehen. mrk Sie bringen Menschen zusammen: Experten, die nach ihrer beruflichen Karriere noch zu jung fürs Füßehochlegen sind, und Unternehmer, die zeitlich befristet Expertise benötigen. Seit der Gründung 2023 in Singen hat sich Sentaris als Problemlöser in Zeiten des Fachkräftemangels positioniert. Mehr zu Sentaris unter: Sentaris-Gründer Oliver Schubotz Bild: Sentaris

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