Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juni'25 -Schwarzwald-Baar-Heuberg
53 6 | 2025 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten Die mit der Zeitmaschine als App: Elias Greve und Till Reitlinger (v. l.) Christian Berke (l.) und David Graefen (r.). mit Andreas Gnädinger vom Hotel Krone in Rielasin- gen (Mitte) Eine Waschstube statt des heutigen Ca- fés? Kartoffelfelder, wo heute Häuser ste- hen? Und wo jetzt ein Elektroauto parkt, standen vor 100 Jahren vielleicht noch Pferdekutschen? Wie es in einer Klein- stadt im Südwesten einmal aussah, kön- nen Touristen beim Besuch vor Ort bisher höchstens erahnen. Eine Handy-App des Konstanzer Start-ups Zeigmal ermöglicht es nun, bildhaft in die Zeitmaschine zu steigen. Till Reitlinger (27) und Elias Gre- ve (29), Wirtschaftsingenieure der HTWG Konstanz, haben die App mit ihrem Team entwickelt und bislang für etwa 50 Städ- te in Baden-Württemberg installiert, Ende des Jahres sollen es 100 sein. Sei es die Herberge Zum Löwen auf dem Seelbacher Schönberg oder das Freiburger Gasthaus Zum roten Bären – sie zählen zu den ältesten Gasthäusern Deutschlands. Unzählige Gasthöfe, Tavernen, Weingüter oder ehemalige Poststationen gibt es in Baden zu entdecken, mit all ihren Traditi- onen, Geschichten und kulinarischen An- geboten. Über 60 dieser Betriebe führt die Plattform „Historische Gasthäuser und Weingüter aus Baden“ auf. Christian Berke und Da- vid Graefen haben vor zwei Jahren eigens ihre Tourismusagentur Berke und Graefen mit Sitz in Konstanz gegründet, um dem Online-Portal, das bereits 1998 ins Leben gerufen wurde, neuen Schwung zu verlei- hen. „Wir verstehen uns und die Plattform Zeigmal in Konstanz Zeitreise in die Vergangenheit Berke und Graefen in Konstanz Nostalgische Einkehr Per App erkunden, wie heutige Innenstädte einmal aussahen – das geht jetzt mit der neuen Zeitmaschinen-App von Till Reitlinger und Elias Greve. Die Plattform Historische Gasthäuser und Weingüter aus Baden steht für Tradition, Tourismus und Kulinarik. Per Lizenzvertrag können die jeweiligen Stadtverwaltungen auf die Plattform zugrei- fen, Bilder, Texte, Videos ihrer Stadt hoch- laden – und sofern vorhanden, eben auch Inhalte der Augmented Reality (der „erwei- terten Realität“), etwa alte Bilder aus dem Stadtarchiv. „Unsere Plattform ermöglicht es allen teil- nehmenden Städten, ihr jeweiliges Corpo- rate Design zu verwenden, gleichzeitig aber auch von unseren Weiterentwicklungen zu als Botschafter der badischen Gastfreund- schaft“, erklärt Graefen, der seine Leiden- schaft für historische Betriebe, Tourismus und Kulinarik mit seinem Geschäftspart- ner teilt. Wie das Geschäftsmodell funkti- onert? Wirtshäuser, Hotels oder Weingüter können zwischen einem Basis-, einem Pre- mium- und einem Premium-Plus-Eintrag mit jeweils unterschiedlich umfangreicher Darstellung auf dem Webportal und damit einhergehender maßgeschneiderter Ver- marktung wählen. Noch liege der Umsatz im niedrigen fünfstelligen Bereich. „Die Fa- milie der badischen historischen Gasthäu- ser und Weingüter wird aber wachsen und langfristig wollen wir unser Geschäftsmo- dell auch auf weitere deutsche Regionen ausweiten“, sagt Berke. Daniela Santo Bild: Benedikt Brüne Bild: Berke und Graefen profitieren“, sagt Reitlinger. Nutzer wieder- um können die verschiedenen Innenstädte erkunden, ohne eine jeweils neue App aufs Smartphone zu laden. In Konkurrenz zum Stadtführer sieht sich Zeigmal nicht, viel- mehr sei man eine Ergänzung. Bislang profitieren die beiden jungen Grün- der und zwei Mitarbeiter von Fördergel- dern, die von Bund (Exist) und Land (Junge Innovatoren) an Start-ups vergeben wer- den. Benedikt Brüne
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