Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juni'25 - Hochrhein-Bodensee
49 6 | 2025 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten RIETHEIM-WEILHEIM. 1925 gründen der Kaufmann Johannes Marquardt und sein Namensvetter, der Feinmechaniker und Er- finder Johannes Marquardt eine Spezialfab- rik für Elektrobedarf und entwickeln einen innovativen Einbauschalter für Staubsauger. Sie entwickeln außerdem Einbauschalter für Elektrogeräte und Elektrowerkzeuge und werden damit zu Pionieren eines neuen Seg- ments in der Elektroindustrie. Bald finden sich Marquardt-Schalter in Plattenspielern und Rundfunkgeräten, in Haartrocknern und Waschmaschinen. Die höhere Qualität ge- genüber den Produkten aus Amerika spricht sich schnell herum; Marquardt expandiert und entwickelt sich weiter. Ab den 1960er- Jahren ersetzen elektronische Schalter die mechanischen, ab den 1970er-Jahren werden die Schalter immer kleiner und die Stückzah- len immer größer und 1978 wird Marquardt zum Automobilzulieferer – ein Meilenstein. 1997 entwickeln die Schwaben elektronische Schlüssel und Zündstartschalter, später die elektronische Lenkverriegelung und das Drive-by-Wire-System. Kaum noch ein eu- ropäisches Auto ist fortan ohne die Technik aus Rietheim unterwegs - und Marquardt beschäftigt unter Führung von Harald Mar- quardt (ein Enkel des Firmengründers) mehr Menschen als der Ort Einwohner hat. Und die Erfolgsgeschichte nimmt Fahrt auf: Marquardt hilft beim Energiesparen im Haushalt, beim Dosieren von Waschmittel, entwickelt Touchpads für Mittelkonsolen, Energiesparschalter gegen ewige Standby- Zeiten und Lichtstimmungen für Fahrzeug- innenräume: schwäbisches Wohlfühlambien- te für Fahrzeuge mit Stern. Heute kommen Millionen Menschen täglich mit Marquardt-Produkten in Berührung, denn in unzähligen Anwendungen sind Marquardt- Lösungen verbaut. Mehr als 27000 Produkte hat der Mechatronik-Spezialist inzwischen im Portfolio – darunter auch wichtige Bauteile für Elektrofahrzeuge wie die Battery Junction Box, um Hochspannungsverbindungen herzustellen oder zu trennen. Der Strukturwandel der europäischen Auto- mobilindustrie betrifft indes auch Marquardt: Der neue Vorstandsvorsitzende Björn Twie- haus hat erst im Frühjahr den Abbau von rund 150 weiteren Stellen am Stammsitz erklären müssen. Als Gründe gab Unterneh- menssprecher Ulrich Schumacher rückläufi- ge Umsätze, ausbleibende Kundenaufträge, Kostensteigerungen und geopolitische Un- sicherheiten an. Die Marquardt-Gruppe zählt weltweit rund 10000 Mitarbeiter an 22 Standorten auf vier Kontinenten, 1600 Beschäftigte sind es in Rietheim. Der Umsatz lag im Geschäftsjahr 2023 bei knapp 1,4 Milliarden Euro. Vor 100 Jahren legten zwei Pioniere mit einem innovativen Schalter den Grundstein für den Welterfolg des Mechatronikspezialisten Marquardt – und das wird trotz aller Herausforderungen gefeiert. 100 Jahre Marquardt Umschalten und hochschalten Bilder: Marquardt Namensvettern und Firmengründer: der Kaufmann Johannes Marquardt (l.) und der Feinmechaniker Johannes Marquardt UNTERNEHMEN
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