Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juni'25 - Hochrhein-Bodensee
31 6 | 2025 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten IHK Hochrhein-Bodensee REGIO REPORT reich, dafür fehle Wasser. Schon jetzt gebe es Verteilungskämpfe zwischen Tourismus und Landwirtschaft. Dass Wasserstoff ein preiswerter Energieträger werden wird, ver- mag er sich daher nicht vorzustellen. Daher sei es zum einen wichtig, den eigenen Bedarf konkret zu fassen, in allen Prozessen effizi- enter zu werden und nach Möglichkeiten zu suchen, Wasserstoff in der Region zu pro- duzieren. Maria Hagen zeigte in ihrem Beitrag die Vor- haben der Badenova-Netze für das entste- hende Wasserstoffnetz. Für sie steht fest: „Wir müssen handeln, wir müssen machen.“ Dabei sehe sie Deutschland auf einem gu- ten Weg in Sachen Transformation – auch hinsichtlich erneuerbarer Energien. „Was- serstoff ist Teil dieser Lösung.“ Dafür werde Badenova-Netze eine Leitung über mehr als 50 Kilometer Länge von Grenzach nach Waldshut schaffen. „Die ersten Meter sind schon verlegt.“ Damit wolle man Fakten schaffen. Oder – wie es die Projektmanage- rin formulierte – „einen Pflock einschlagen, an dem man sich orientieren kann“. Lösungen, Prioritäten und Angebote Der Nachmittag stand unter der Überschrift: „Die Sichtweise der Wirtschaft: Ansichten, Strategien und Herausforderungen“. Marc Oeßel, Bereichsleiter Global Markets bei der Eto-Gruppe in Stockach, beschrieb in sei- nem Referat den Handlungsdruck in der Au- tomobilbranche. „Die Transformation ist für uns alternativlos.“ Daher habe man bereits 2019 eine H 2 -Strategie aufgesetzt, um Teil der Wertschöpfungskette zu sein. Unter anderem stellt Eto elektromagnetische Ventile her, die sowohl in der Produktion, bei der Distributi- on und Nutzung verwendet werden können. Doch damit das Geschäftsmodell langfristig funktioniert, „brauchen wir Abnehmer“. Einen ähnlichen Wunsch formulierte Oliver Maier. Auch der Geschäftsführer der Wefa In- otec, einem international aktiven Werkzeug- hersteller, setzt mit seinem Unternehmen auf den Hochlauf von Wasserstoff und der damit verbundenen Nutzung von Brennstoff- zellen und Elektrolyseuren. Denn in beiden wird die sogenannte Bipolarplatte gebraucht, entweder für die Stromleitung oder für die Gasverteilung. Das passende Presswerkzeug hat die WefA – und den potenziellen Markt bereits ausgemacht. „Das Potenzial ist da“, sagt Maier. Es brauche nur den Startschuss. Dass die Beschäftigung mit Wasserstoff nicht zwangsläufig in einem Bedarf daran mündet, beschrieb Wilfried Rapp, Geschäftsführer von Stobag Alufinish. Das Wutöschinger Un- ternehmen hatte seinen Energiebedarf als Grundlage der Berechnungen genommen und alle relevanten Faktoren eingepreist – von der voraussichtlichen Kohlendioxid- Preisentwicklung bis hin zur Logistik. Anfangs sei man euphorisch gewesen, verriet Wilfried Rapp. Doch letztendlich sei Wasserstoff für die eigenen Prozesse, bei denen es vor allem um Temperaturen von circa 200 Grad Celsius gehe, „nicht der richtige Weg“. Auch deshalb sei es generell „dringend erforderlich, die sinnvollen Einsatzgebiete von Wasserstoff aus ökonomischer Sicht neu zu bewerten und klar zu definieren“. Nur so könnten belastba- re Mengen- und Kostenannahmen getroffen werden, die als Grundlage für weitere Planun- gen und Investitionen dienten. Fernab vom möglichen Wasserstoffkernnetz liegt Eisenbach mit dem Unternehmen Au- gust Weckermann. Deren Geschäftsführer David Duttlinger und Projektmanager Jonas Schuler zeigten ihren Weg zu „wettbewerbs- fähigem grünem Wasserstoff“. In Eigenregie schuf der Hersteller von feinwerktechnischen Komponenten nicht nur eine eigene Ener- gieversorgung mittels Photovoltaik, son- dern stattete sich mit einem Elektrolyseur und einem Speicher aus. Ein Projekt, das funktioniert und Aufmerksamkeit generiert hat, und für Hermann Becker „ein echtes Leuchtturmprojekt“. Wie Unternehmen auf dem Weg zum eige- nen grünen Wasserstoff unterstützt werden können, erläuterte anschließend Pascal Kurz, Finanzmanager der RCT GH Hydrogen in Kon- stanz. Dabei gehe es um Wirtschaftlichkeit, um Investitionen, aber auch um Equipment. Kurz machte auch klar, dass Wasserstoff nicht in jedem Fall die beste Lösung darstel- le, „aber in ausgewählten Handlungsfeldern ist er alternativlos“. Kein Drücken auf den Reset-Knopf Damit der Hochlauf beginnen kann, brau- che es die notwendige Infrastruktur, aber vor allem Sicherheit. Das wurde in der ab- schließende Runde deutlich. Auch der Abbau von Bürokratie sei wichtig, formulierte David Duttlinger: „Zu viele Regeln und Vorgaben machen alles teurer und vieles auf Sicht kaputt.“ Als Wunsch an die neue Bundesre- gierung hatten die Referierenden vor allem eines, wie Fabian Burggraf zusammenfasste: „Drücken Sie beim Wasserstoff nicht auf den Reset-Knopf, um alles auf null zu setzen.“ Denn – und darin waren sich alle Beteiligten klar – die Richtung stimmt. Patrick Merck IHK-Hauptgeschäftsführerin Katrin Klodt-Bußmann Blick ins Auditorium während des Vortrags von Fabian Burggraf
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