Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Mai'25 -Südlicher Oberrhein

52 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 5 | 2025 L inks stehen ein paar Motorräder aus den 70ern. Ducati und BMW. Chrom, kein Kunststoff. Dahinter ein schwar- zes 400-PS-Geschoss von 1987, ein Alpina B7 Turbo auf Basis des 6er Coupés von BMW. „Eine Rarität“, sagt Clemens Hummel. „Das hier ist die Nummer 94 von nur 110 gebauten Exemplaren.“ 15 Jahre stand der Wagen in einer Garage, nun soll er in der auf Oldtimer spezialisierten Werkstatt von Legend Mo- tors, hier im Gewerbegebiet im Norden von Villingen-Schwenningen, wieder fit für die Straße gemacht werden. Unter der Hebebüh- ne ein anderer Hingucker: ein zitronengelber Porsche Targa mit schwarzen Ledersitzen, sein eigener. „Ich habe mich sofort in den verliebt.“ Hummel, 41, gelernter Kfz-Mechaniker, hat schon immer Benzin im Blut gehabt, ein Faible fürs Schrauben an alten Fahrzeugen. Doch seit einigen Jahren steht er auch un- ter Strom. Sein Porsche blickt aus runden Scheinwerfern auf eine goldene Mercedes 280 SL Pagode, Baujahr 1971. Sechs Zylin- der für 170 PS aus 2,8 Liter Hubraum. Ein Schmuckstück, scheckheftgepflegt, rund 80.000 Euro wert. Ein Cruiser, kein Flitzer. In den Motorraum der Pagode soll Hummel in mehreren hundert Stunden filigraner Ar- beit für etwa den gleichen Geldbetrag einen Elektromotor einbauen. Seine Version einer perfekten Synthese aus Alt und Neu. Wer bitte macht das? Im Juni soll das umgebaute Fahrzeug seinem Besitzer in der Ortenau übergeben werden. Nicht der erste auf Elektroantrieb umgerüste- te Oldtimer, der die 300 Quadratmeter große Werkstatt verlassen wird. Zuvor wurde ein Porsche 914, Baujahr 1976, umgerüstet. Acht bis zehn Fahrzeuge können pro Jahr hier um- gewandelt werden. Doch wer bitte verzichtet freiwillig auf den satten Sound seines Oldtimers? Diskretion gehört zum Geschäft. Nur so viel: „In der Regel sind das Männer über 50, die das Geld dafür übrig haben. Jungs und ihre Spielzeuge eben.“ Hummel lacht wissend. Um dann hin- zuzufügen: „Ein sinnloser Spaß ist das aber nicht, im Gegenteil.“ Er selbst ist schon lange dabei. Ein Nachbar fuhr in seiner Freizeit Autocross-Rennen, be- reits als Achtjähriger schaute ihm Hummel in der Garage über die Schulter. Logisch, dass nach der Schule die Lehre kam. Spä- ter studierte er an der Fachhochschule in Furtwangen noch Product Engineering, ein Mix aus Maschinenbau, Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen. Die Fahrzeugtechnik ließ den Ingenieur und Bastler auch später nicht los, als er bei der auf Automotive spezialisierten Niederlassung des japanischen Konzerns Minebea Mitsumi in Villingen-Schwenningen arbeitete. Kun- den: Audi und Porsche. 2019 gründet Hummels dann Legend Motors, macht Schulungen und bereitet sich auf die Selbstständigkeit vor – 2021 wagt er den Schritt. 150000 Euro hat er seither in Werk- Bei Legend Motors in Villingen-Schwenningen werden aus Oldtimern Elektroautos. Mit seiner auf alte Fahrzeuge spezialisierten Werkstatt hat sich Clemens Hummel einen Traum erfüllt – und glaubt an die perfekte Symbiose aus Alt und Neu. Legend Motors Unter Strom UNTERNEHMEN Bilder: Maxi Höck

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