Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Mai'25 - Hochrhein-Bodensee
SERVICE Unternehmensnachfolge Nachfolge mit Weitsicht W ann lasse ich los – und wie? „Ge- nau diese Fragen habe ich mir auch gestellt“, sagt Elmar Uricher. Der 57-jährige Rechtsanwalt weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist, den richtigen Zeitpunkt für eine Unternehmensnachfolge zu finden. Ein konkretes Alter dafür festzule- gen, hält er dennoch für wenig sinnvoll. Viel entscheidender sei, dass man jederzeit bereit sein müsse – selbst für den Fall eines plötzli- chen Ausfalls. Sein Rat: „Nicht alles im Kopf haben, sondern das Unternehmen so organi- sieren, dass es auch unabhängig vom Inhaber laufen kann – das ist das Wichtigste.“ Im Ide- alfall sollte man sich ab dem 50. Lebensjahr ernsthaft mit dem Thema Nachfolge beschäf- tigen: „Habe ich das Glück, einen Nachfolger in der Familie zu haben oder muss ich fremd- suchen?“ Ist Letzteres der Fall, gehen schnell mal zwei, drei Jahre ins Land. Spätestens mit 60 sei „eine Schallmauer“ erreicht: „Wer da nicht intensiv dran ist, bekommt das in der Regel nicht mehr hin.“ Wichtig sei außerdem, auch tatsächlich loszulassen und nicht mehr in das Unternehmen reinzuregieren – so wie Ikea-Gründer Ingmar Kamprad, der bis ins hohe Alter die Kontrolle nicht abgeben wollte, nennt Jonas Uricher ein mahnendes Beispiel. „Das macht die Nachfolge für den Übernehmer extrem schwierig.“ „ Die Nachfolge regeln? Das war noch nie so schwierig wie heute und wird doch gerne auf die lange Bank geschoben. Beim Nachfolgetag in Titisee erfährt man daher, wie es klappen kann… Dass die Übergabe an ein Familienmitglied eine besondere Herausforderung mit sich bringt, muss allen Beteiligten klar sein. Denn es geht nicht nur ums Geschäft, son- dern auch um persönliche Beziehungen. Und um eine Gratwanderung: Auf der einen Seite sei man Vater oder Mutter, auf der an- deren Seite müsse man natürlich auch von seinem Kind Dinge einfordern, wie man sie auch von einem fremden Dritten einfordern müsste. „Wir erleben häufig, dass am Ende sowohl das Eltern-Kind-Verhältnis zerstört ist als auch das Unternehmen nicht wei- tergeführt wird“, warnt Elmar Uricher, zu dessen Fachgebieten unter anderem die Unternehmensnachfolge gehört. Aus ihrer Beratungserfahrung und ihrem eigenen Nachfolgeprozess geben beide, Vater und Sohn, einen deutlichen Rat: Privates und Geschäftliches klar trennen! So banal das auch klingt. Und wie muss ein Nachfolgeprozess konkret aussehen? Elmar Uricher bringt es auf den Punkt: „Das ist ein ganz klarer betriebswirt- schaftlicher Ablauf, wie bei der Projektpla- nung.“ Zentrale Fragen dabei: Wer sind die Beteiligten? Gibt es weichende Geschwister? Wie ist die Akzeptanz bei den Mitarbeitern? Welche vertraglichen Grundlagen müssen geregelt werden – von Abfindung über Al- Bild: Kanzlei Uricher 61
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