Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Mai'25 - Hochrhein-Bodensee

A uf knapp 5100 Quadratmetern pro- duziert Frank Bürsten in Schönau vor allem Bürsten für die Schuhin- dustrie. „In den Jahren bis einschließlich 2024 lag die Grundsteuer bei rund 3400 Euro“, sagt Katharina Hackner. Sie lächelt: Denn durch die Reform sank der Betrag um mehr als 900 Euro auf jährlich nur noch 2541,55 Euro. Für Stephan Karl Schultze ist das nicht un- typisch – zumindest in Baden-Württemberg. Der Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Rechtsanwalt ist geschäftsführender Ge- sellschafter der Loeba Treuhand in Lörrach. Deren Klienten sind in fast allen Bundes- ländern zu finden. Während es etwa aus Nordrhein-Westfalen Klagen und kritische Nachfragen von Unternehmen gebe, sei das bei baden-württembergischen Unternehmen nicht der Fall. „Das hängt mit den Berech- nungsmechanismen zusammen, welche die Grundsteuer für Betriebsgrundstücke in NRW oft höher und bei uns oft niedriger ausfallen lassen.“ Verstoß gegen Gleichbehandlung Die Reform der Grundsteuer geht auf eine Entscheidung des Bundesverfassungsge- richts zurück. Denn sie verstieß aus Sicht der Juristen gegen das im Grundgesetz verankerte Gebot der Gleichbehandlung. Die Reform solle aber nicht zu einer „Ver- änderung des Grundsteueraufkommens insgesamt“ genutzt werden, mahnt das Bundesfinanzministerium. Das Stichwort lautet: aufkommensneutral. Doch auch das kann zu Belastungsverschiebungen führen, sagt Stephan Karl Schultze. Er nennt es eine Gratwanderung: Auf der einen Seite steht die „maximale Einzelfallgerechtigkeit“ mit einer großen Komplexität. Auf der anderen eine stärkere Pauschalierung, um die Steuer für Steuerpflichtige, Berater und nicht zuletzt die Verwaltung handhabbar zu machen. Das scheint in Baden-Württemberg gelungen und zeige sich nun an den Nicht-Reaktionen der Klienten. Diese Erfahrung hat auch Albrecht Zeitler gemacht. „Bei uns hat sich kein Unterneh- men wegen seines Grundsteuerbescheids gemeldet oder gar beschwert“, sagt der Lei- ter des Konstanzer Finanzamts. Nicht viel anders sehe es bei den Kollegen im Land aus, weiß er aus Gesprächen. Beste Lagen werden teurer Mitverantwortlich für die Höhe der Grund- steuer ist der jeweilige Bodenrichtwert. Festgelegt wurden die Werte in Baden- Württemberg von Gutachterausschüssen auf Stadt- oder Landkreisebene. Mit Kons- tanz und Freiburg gehören gleich zwei Städte im Südwesten zu den fünf Gemeinden mit den höchsten Bodenrichtwerten im Durch- schnitt. Mit 1430 Euro pro Quadratmeter steht Stuttgart an der Spitze, gefolgt von Konstanz mit 1220 Euro. Freiburg liegt mit 1100 Euro zusammen mit Walldorf auf dem dritten Platz. „Die Betonung liegt auf durch- schnittlich fürs gesamte Stadtgebiet“, sagt Christina Gehri von der IHK Südlicher Ober- rhein: „In der Freiburger Altstadt wird der Bodenrichtwert durchschnittlich mit 3414 Euro pro Quadratmeter angegeben.“ In der Konstanzer Altstadt sind es 3270. Für Handel Foto: www.stock.adobe.com/PikePicture 57 5 | 2025 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten SERVICE

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