Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Mai'25 - Hochrhein-Bodensee
55 5 | 2025 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten Jonas Gehring und Ingo Hasenbach (v. l.) Philipp Prosseda und Svenja Dannewitz Klein in einer Garage anzufangen – das kam für Ingo Hasenbach, 27, und Jonas Gehring, 26, nicht in Frage. Die beiden Gründer von Geha-Tech haben 2023 – frisch vom Stu- dium – gleich richtig losgelegt und ein ei- genes Gebäude mit Produktionshalle und Bürotrakt in Neuhausen ob Eck gebaut, das sie im Oktober 2024 in Betrieb genommen haben. Milch machen. Aber nachhaltig, ohne Nutztierhaltung und hygienisch. Zugleich nahrhaft und verträglich – mit dieser Visi- on gründeten Svenja Dannewitz und Phi- lipp Prosseda 2022 Senara. „Wir können mit molekularbiologischen Methoden Zell- typen auswählen und so hypoallergene, fettreduzierte oder auch laktosefreie Milch produzieren“, erklärt Dannewitz das Ver- fahren, das ohne Gentechnik auskomme. Angesichts von Milchunverträglichkeiten und neuen Konsumentenwünschen sehen die Gründer enorme Marktchancen. Welt- weit dürfte sich das Martkvolumen für zell- basierte Milch von derzeit unter drei auf 20 bis 25 Milliarden Euro entwickeln, heißt es bei Senara. Großes Interesse an der Tech- nologie besteht in den USA und in Asien, Geha-Tech in Neuhausen ob Eck Die Gründer-WG für Löffel und Meißel Senara in Freiburg Echte Milch, nur ohne Kühe Medizintechnik ist das Gebiet von Jonas Gehring und Ingo Hasenbach, die in einer neuen Produktionshalle in Neuhausen hochautomatisiert drehen und fräsen. Das Freiburger Start-up Senara stellt bioidentische Vollmilch aus Milchzellen her: ein Zukunftsmarkt? „Unsere CNC-Maschinen brauchen einfach Platz“, erklärt Gehring. Geha-Tech produ- ziert präzise Dreh- und Frästeile auf Lang- drehmaschinen. Spezialisiert haben sich die beiden Gründer zunächst auf Medizintechnik und stellen beispielweise chirurgische Löffel, Hammerköpfe oder Meißel her. Ihren ersten Kunden hatten die Jungunternehmer quasi frei Haus: Hasenbach stammt aus der Tutt- wo der Bedarf an Milch und Milchproduk- ten stetig steige und die rechtlichen Rege- lungen weniger restriktiv als in Europa sind. Aktuell arbeitet das 14-köpfige Team an der Skalierbarkeit des Produktionsprozes- ses und an Weiterverarbeitungsmöglich- keiten, etwa zu Joghurt oder Panna Cotta. „Wir haben bereits erste Proben verkauft, rechnen für 2025 mit größeren Umsätzen und suchen nach einem Standort für eine größere Produktion“, sagt Dannewitz über ihr Start-up, das 2024 mit dem Wittenstein Biointelligenz Preis ausgezeichnet wurde. Noch sei die Senara-Milch teurer als her- kömmliche Milch vom Bauern und seinen Kühen, das Team ist aber sicher, dass das Produkt spätestens in drei Jahren preislich mithalten könne. Brigitte Gass Bild: Geha-Tech Bild: Senara linger Medizintechnikfirma Stengelin Medi- cal, einem Familienunternehmen, in dem er selbst seit einiger Zeit schon mitarbeitet. Kennengelernt haben sich Hasenbach und Gehring während ihres Medizintechnikstudi- ums, teilten sich sogar eine WG. „Wir haben uns damals oft über Prozessoptimierung und Maschinen unterhalten, wodurch die Idee aufkam, eine Firma zunächst als Zulieferer für Stengelin zu starten“, sagt Gehring. Noch seien die Umsatzzahlen von Geha- Tech etwas schwankend. Trotzdem hat das junge Unternehmen nach nur fünf Monaten im März das erste Mal den Break-Even er- reicht und arbeitet kostendeckend. „In Kür- ze werden wir die dritte Maschine bestel- len. Langfristig wollen wir weitere Prozesse integrieren und anbieten.“ Das große Ziel der beiden: „In Zukunft wollen wir als Vor- bild in der Automatisierung gelten und wei- terhin in innovative Prozesse investieren.“ Daniela Santo
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