Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Mai'25 - Hochrhein-Bodensee

UNTERNEHMEN Zölle Trumps Tiefschlag Die USA sind wichtigster Handelspartner für die Unternehmen der Region - allerdings kein sehr verlässlicher mehr. Umso wichtiger sei es jetzt, Wirtschaftsreformen anzustoßen, und Deutschlands Position auf anderen Weltmärkten auszubauen, sagen die IHKs. D onald Trumps Zoll-Politik stellt die Handelspartner der USA derzeit auf eine harte Probe. Gestern 20 Prozent Zoll auf alle EU-Waren, heute zehn Prozent, morgen für 90 Tage ausgesetzt – und was kommt dann? Die Lage ist unberechenbar und wird es wohl erst einmal bleiben. „Es ist traurig, aber wahr: Unter dem der- zeitigen US-Präsidenten sind die USA kein verlässlicher Partner mehr“, sagt Dieter Salomon, Hauptgeschäftsführer der IHK Südlicher Oberrhein. Immerhin: Auf diese Unverlässlichkeit sei Verlass. Doch die Fol- gen seien schmerzhaft. „Trumps protekti- onistische America-first-Politik stellt auch die exportorientierte Wirtschaft in unserer Region vor große Probleme“, sagt Salomon. Wichtigster Handelspartner Die USA sind der mit Abstand wichtigste aus- ländische Absatzmarkt für Waren aus Baden- Württemberg. Laut Statistischem Bundesamt haben die baden-württembergischen Unter- nehmen 2024 Waren im Wert von 34,81 Mil- liarden Euro in die USA exportiert. Das sind rund 22 Prozent aller deutschen Ausfuhren in die USA. Darunter vor allem Kraftfahrzeu- ge und Autoteile, gleich dahinter kommen pharmazeutische Erzeugnisse. Die Importe aus den USA nach Baden-Württemberg lagen 2024 bei 18,34 Milliarden Euro. Auch Thomas Albiez, der Hauptgeschäfts- führer der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, einem weltweit bedeutenden Cluster für Zu- lieferer, sagt: „Für unsere Region sind die USA der wichtigste Handelspartner – eine verlässliche Planung ist nun nicht mehr mög- lich. Allerdings wird auch die amerikanische Volkswirtschaft geschwächt: Preise und In- flation werden steigen und eine Rezession wahrscheinlicher. Somit werden amerikani- sche Konsumenten unter den Zöllen leiden. Denn ein Fünftel ihres Konsums beziehen die Amerikaner aus dem Ausland.“ Je nach Höhe der schlussendlich auf EU- Produkte erhobenen Einfuhrzölle werden sich deutsche Waren in den USA erheblich verteuern. Und das gefährdet die Konkur- renzfähigkeit in Deutschland produzierender Unternehmen auf dem US-amerikanischen Markt. Besonders von höheren Zöllen be- troffene Branchen wären Maschinenbau und Automobilindustrie. Wo es um Menschenleben geht Entspannt ist man dagegen bei Hebu Medi- cal. Und das, obwohl die USA mit 70 Prozent des Gesamtumsatzes den Hauptmarkt des Medizintechnik-Unternehmens darstellen. Die Tuttlinger liefern chirurgische Instrumen- te für Krankenhäuser und Praxen. Man sehe die Situation momentan als „nicht besorgnis- erregend“ an, denn die Branche sei „relativ krisensicher“, ist sich Geschäftsführer Tho- mas Butsch sicher. Es gebe wenig Konkur- renz und die US-Zölle würden ja nahezu alle treffen: auch Hauptwettbewerber Pakistan mit 29 Prozent. In dem südasiatischen Staat gibt es wie im IHK-Bezirk Schwarzwald-Baar- Heuberg ein Medizintechnik-Cluster. Vertrauen in deutsche Produkte Sollte Trump planen, die Medizintechnik-Pro- duktion in die Vereinigten Staaten zu holen - auch da winkt Butsch ab. „Das Zeug fällt nicht vom Himmel.“ Viel Erfahrung sei dabei und eine große Varianz. 10000 Produkte produziere Hebu Medical an vier europäi- schen Standorten (250 Mitarbeiter arbeiten am Hauptsitz in Tuttlingen sowie in Ungarn, Bulgarien und Polen). Und: „Chirurgische In- strumente sind Vertrauenssache. Menschen- leben gehen vor.“ Beim US-amerikanischen Fachpersonal herrsche großes Vertrauen in die deutschen Produkte. Doch so entspannt sind längst nicht alle: Laut einer Umfrage des Wirtschaftsverbands industrieller Unternehmen in Baden (WVIB) von Anfang April erwarten 36 Prozent Um- satzeinbußen als Folge der Ankündigungen von Donald Trump. Zugleich führe an Indus- triegütern aus Deutschland für US-Kunden vielerorts kein Weg vorbei: 23 Prozent der Befragten rechnen demnach damit, höhere Preise durchsetzen zu können. 15 Prozent seien nur indirekt von den Zöllen betroffen, 22 Prozent aller deutschen Ausfuhren in die USA kamen 2024 aus Baden-Württemberg 45 5 | 2025 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten

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