Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Mai'25 - Hochrhein-Bodensee

I hrem Anfang wohnte ein Fremdeln inne. Die Geschichte mit ihrem ersten Winter hier im Hochschwarzwald, die erzählt Gabriele Siedle immer noch gerne. Wie sie damals, in den 1990ern und frisch ver- mählt mit dem Furtwanger Unternehmer Horst Siedle, angekommen war mit ihren eleganten Schuhen und im BMW-Cabrio- let. Was das für ein Unterschied war zum mondänen Baden-Baden. Wie sie einmal in der Nähe des Wohnhauses auf 950 Metern Höhe herumirrte, vor lauter Schnee die vertrauten Wege nicht mehr fand und von ihrem Mann eingesammelt wurde. Und wie ihr die Menschen hier oben zu verstehen gegeben haben: „Wenn Du länger bleiben willst, brauchst Du andere Schuhe und ein anderes Auto“. Gabriele Siedle verstand das. Schon allein wegen ihres damaligen Berufs als Leiterin der Vermögenskunden- abteilung bei der Dresdner Bank war sie eine gute Zuhörerin. Also wurden Winter- schuhe angeschafft, dazu ein wintertaug- licher Audi Quattro. Denn Gabriele Siedle ist geblieben, hat sich auf ihr neues Le- ben eingelassen. Und das über mehr als ein Vierteljahrhundert. Auch jetzt, zwei Jahre nach ihrem Rückzug aus der operativen Führung der S. Siedle & Söhne Telefon- und Telegrafenwerke, hält sie ihrem Standort Furtwangen die Treue. Aus Verbundenheit. Und weil sie ein weiteres Projekt verfolgt: das architekto- nisch ambitionierte Siedle Haus, in das die Kunstsammlung der Siedles einziehen soll und das als Forum, als Treffpunkt für die Menschen in Furtwangen gedacht ist. Sie wolle damit den Menschen hier oben etwas zurückgeben, sagt sie. Siedle wächst weiter Wir treffen Gabriele Siedle, die 1951 in Gaggenau geboren wurde, ehe es zur Bank nach Baden-Baden ging, in der Siedle-Villa, dem letzten historischen Gebäude auf dem Firmenareal. An den Wänden prangen Etap- pen der Unternehmensgeschichte und eine Ahnengalerie. An einer Wand hängt ein Foto von Horst Siedle (1938 - 2019), dem Patriar- chen, Philanthropen, dem Macher. Gabriele Siedle, elegant, selbstsicher, dabei alles an- dere als unnahbar, sitzt unter diesem Foto. Was macht sie nun, nachdem Jochen Cura, Peter Strobel und Christoph Weber die Ge- schäftsführung des 1750 gegründeten Fa- milienunternehmens übernommen haben? „Ich freue mich fast jeden Tag“, sagt sie, lacht und schenkt dem Gast Kaffee ein. Zu- erst der Blick auf die Umsätze des Unter- nehmens, das sie seit der schweren Erkran- kung ihres Mannes 2005 ohne ihn leitete. Die Zahlen stimmen: 2024 haben bei Siedle in Furtwangen (Teil der Siedle-Gruppe) 420 Mitarbeiter für einen Umsatz von 77 Milli- Gabriele Siedle prägte fast ein Vierteljahrhundert den traditionsreichen Furtwanger Spezialisten für Türkommunikation. Sie ist erfolgreich ihren Weg gegangen – und gibt nun mit dem Siedle Haus ihrer Kunstsammlung eine Heimat wie dem Unternehmen Zukunft. Gabriele Siedle Im Klingelreich 16 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 5 | 2025

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