Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe April'25 -Südlicher Oberrhein

9 4 | 2025 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten aus und stärkt seine Wettbewerbsfähigkeit in einem dynamischen Markt. 20 Millionen Euro hat Marquardt investiert und kündigte an, in den nächsten fünf Jahren rund 300 zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen. Marquardts Vorstandsvorsitzender Björn Twiehaus sagte dazu: „Indien ist für Mar- quardt ein bedeutender Wachstumsmarkt mit großem Potenzial. Wir arbeiten hier eng mit führenden Fahrzeugherstellern zusam- men und nutzen die Innovationskraft und das Fachwissen unseres indischen Teams. In Talegaon schreiben wir unsere Erfolgsge- schichte in Indien fort und stärken unsere Position als führender Anbieter mechatroni- scher Systeme für die Mobilität der Zukunft.“ Vor Ort entschieden: Lauda in Pune „I fell in love with India“ hat Lauda-Geschäfts- führer Gunther Wobser nach der Rückkehr aus Indien seinen Followern bei Linkedin geschrieben – und macht nun ebenfalls Nä- gel mit Köpfen. „Ich habe noch vor Ort ent- schieden, das wir unser nächstes Werk in der Region Pune eröffnen“, sagt der Geschäfts- führer des Temperierlösungs-Unternehmens aus Königshofen. Indische Fachkräfte für Deutschland Die Delegation von Ministerin Hoffmeister- Kraut hat aber nicht nur Investitionen deut- scher Unternehmen in Indien angeschoben – ein zweiter Schwerpunkt des Programms in Pune und Mumbai lag auf dem Thema Fach- kräfte. Wichtig dabei: die im Februar 2024 zwischen Baden-Württemberg und dem in- dischen Staat Maharashtra unterzeichnete Absichtserklärung zur Zusammenarbeit in der Fachkräftemigration und der Berufsbil- dung. Am Goethe-Institut in Pune hat sich die Wirtschaftsministerin über dort durchgeführ- te und vom Staat Maharashtra finanzierte Deutschkurse informiert. Inder bereiten sich dort auf eine Berufstätigkeit in Deutschland vor – und so werden Kraftfahrer und Kran- kenschwestern ausgebildet, Pfleger und Kö- che, die in Deutschland gebraucht werden. Juristische Besonderheiten Der Freiburger Gesellschaftsrechtsanwalt Gerhard Manz betreut als Indien-Kenner eine ganze Reihe von Unternehmen mit Werken und Vertriebsniederlassungen in Indien. „Alle sind sehr zufrieden mit ihren indischen Nie- derlassungen“, sagt Manz. Die Reform des indischen Gesellschaftsrechts vor etwa zehn Jahren habe sich positiv bemerkbar gemacht und es ist nicht mehr so, dass man für eine Unternehmensgründung zwingend einen indischen Joint-Venture-Partner braucht. „Diese Joint Ventures haben sich häufig als problematisch erwiesen, meist nach fünf bis sieben Jahren“, sagt Manz. Kaum lief das Werk richtig rund, hatten die deutschen Part- ner das Gefühl, nicht mehr gebraucht und damit auch nicht mehr gewollt zu werden. Aus diesen Erfahrungen heraus rät Manz von Joint-Venture-Konstruktionen eher ab. Zehn Jahre vor Gericht? Indiens Zivil-, Handels- und Gesellschafts- recht ist nach britischem Vorbild aufgebaut und eigentlich okay. Die indischen Arbeits- gesetze dagegen sind aktuell in mehrfacher Hinsicht stark fragmentiert: Einerseits kön- nen die Bundes- wie die Landesregierungen in diesem Bereich Gesetze erlassen. An- dererseits gibt es unterschiedliche Regeln Eröffnung der neuen Fertigungsstätte von Marquardt in Talegaon bei Pune mit Vorstandschef Björn Twiehaus, Indien- Geschäftsführer Vishal Narvekar sowie Harald und Annabelle Marquardt (v.l.): Rund 20 Millionen Euro hat der Mechatronik-Spezialist investiert, 300 zusätzliche Arbeitsplätze sollen in den nächsten fünf Jahren entstehen. SCHWERPUNKT Bilder: Marquardt, Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg

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