Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe April'25 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

Internet spezialisiert. „Mit Starlink können wir eine unterbrechungsfreie Lösung gewähr- leisten“, sagt er. Starlink ist der Satelliten-In- ternetdienst von SpaceX, dem Unternehmen von Elon Musk, der abgelegene Regionen weltweit mit schnellem Internet versorgt. Und Wirelessmaxx ist derzeit der einzige offizielle Starlink-Partner mit Stammsitz in Deutschland. Damit die Technik funktioniert, braucht es nur freie Sicht zum Himmel – und Strom. Innerhalb weniger Minuten läuft dann das Internet auch dort, wo keine Kabel verlegt und Masten gebaut werden (können). „Die Nachfrage ist ungebrochen hoch“, sagt Ro- bert Peter. Zu seinen Kunden gehören nicht nur Unternehmen und Einrichtungen, die in Funklöchern ansässig sind, sondern auch Behörden und der Katastrophenschutz, die einen Internetanschluss benötigen. Starlink überm Schwarzwald Auch Kai Schinkel und seine Wireless GmbH ist einer von denen, die den Schwarzwald vernetzen – und dessen Kunden auf Nummer sicher gehen. Schinkel-Kunden wie Schwei- zer Electronic aus Schramberg setzen auf Richtfunk als Backup. „Damit erreichen wir Übertragungsraten von bis zu 40 Gbit/s – also Glasfaser-Geschwindigkeit, aber unab- hängig vom Carrier.“ Etwa 300000 Richt- funk-Strecken gebe es schon in Deutschland. Die Technologie verbindet Mobilfunkstandor- te und dient Firmen für die interne Kommuni- kation zwischen verschiedenen Standorten. Für Privatpersonen ist Richtfunk keine Op- tion. „Das ist keine Technologie für den Hausge- brauch“, stellt Schinkel klar. Denn die Ins- tallation erfordert nicht nur eine Sichtver- bindung zwischen den Standorten, sondern auch spezielle Hardware und eine entspre- chende Infrastruktur. „Gerade in der Indus- trie oder im Gesundheitswesen haben wir Kunden, die ihre Unternehmensnetzwerke über Richtfunk betreiben, weil die Latenzen noch niedriger sind als bei Glasfaser“, sagt Schinkel. Ein zentraler Knotenpunkt in der Region ist dafür unter anderem der Sendeturm auf der 1164 Meter hohen Hornisgrinde bei Achern, von der aus Verbindungen zu Rechenzentren aufgebaut werden. „Unsere längste Strecke im Südwesten beträgt 56 Kilometer, welt- weit sind bis zu 250 Kilometer möglich“, sagt Schinkel. Als letzte Notfalllösung kommt teils auch Starlink zum Einsatz. „Für uns der letzte Backup, falls gar nichts mehr geht.“ Aller- dings sei die Bandbreite mit teils unter 200 Mbit/s begrenzt und ohne zusätzliche Tech- nik könne man keine feste IP-Adresse nutzen. Ein großes Hindernis für eine bessere Mo- bilfunkversorgung in der Region bleibe die Bei der Ausbaukonferenz Mobilfunk der IHK in Furtwangen diskutierten die Teilnehmer, welche Stellschrauben Kommu- nen und Betriebe zur Versorgung mit Mobilfunk in der Hand haben. „In Deutschland wollen alle Netz – aber keiner will die Funkmasten“ 52 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 4 | 2025 deutsche Skepsis gegenüber Antennen. „In Deutschland will keiner einen Funkmast se- hen, aber alle wollen Netz“, kritisiert Schin- kel. Während in Ländern wie Italien oder Spa- nien der Ausbau pragmatisch vorangetrieben werde, seien in Deutschland Bürgerinitiativen oft erfolgreich darin, neue Masten zu ver- hindern. „Dann bleibt das Funkloch eben bestehen“, sagt er. Dabei könnte eine höhe- re Dichte an Mobilfunkstandorten sogar die Strahlenbelastung verringern. „Wenn mehr Masten da sind, können die Sendeleistungen runtergehen – pure Physik“, erklärt Schinkel. Doch in Deutschland herrsche die „German Angst“, wenn es um Funktechnologien gehe. Schinkel: „Ich mache das seit 30 Jahren, und diese Übervorsicht ist völlig übertrieben.“ Nicht nur schnelles Streaming Ein Schwarzwald ohne Mobilfunklöcher? „Das werden wir noch erleben“, sagt Phi- lipp Hilsenbek von der IHK zuversichtlich. „Es braucht vielleicht nicht jeder Ort fünf Balken, aber Telemedizin muss künftig in wirklich jedem Ort möglich sein.“ Gleiches gelte für mobiles Arbeiten (Homeoffice) und die Bedürfnisse der Tourismus-Infrastruktur – man denke nur an verunglückte Wanderer, die Hilfe rufen wollen oder an die Vermiet- barkeit von Ferienwohnungen ohne WLAN. „Wir hoffen, dass unsere Argumente auch Mobilfunk-Gegner überzeugen und der Aus- bau weiter voranschreitet“, sagt Hilsenbek. Schließlich geht es beim Mobilfunkausbau nicht nur um schnelles Streaming, sondern vor allem um Handlungs- und Wettbewerbs- fähigkeit im Südwesten. ut/cj Bild: PIXL-Agentur, Hüfingen

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