Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe April'25 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

ANZEIGEN Ressourcen bündeln. Vorsprung schaffen. Mietstapler 10 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 4 | 2025 A ls Generaldirektor der deutsch- indischen Handelskammer ist Ste- fan Halusa erster Ansprechpartner für bereits 2000 deutsche Unternehmen, die schon in Indien aktiv sind. Warum es in den nächsten Monaten noch mehr werden dürften und was einen in Indien erwartet, erläutert Halusa im Interview. Sie trommeln so laut wie noch nie für eine Verbesserung der deutsch-indischen Wirtschaftsbeziehungen – weil der neue Trump’sche Protektionismus uns Deut- sche zwingt, neue Freunde zu finden? Ich freue mich, dass Sie das Trommeln hören! Indien ist die fünftgrößte Volkswirt- schaft der Welt und weist das dynamischste Wachstum unter den großen Volkswirtschaf- ten auf. Wer nach neuen oder zusätzlichen Wachstumsmärkten sucht, kommt an Indien nicht vorbei. Das war schon vor der Wahl Trumps so und ist sicher noch wichtiger ge- worden. Frau von der Leyen war gerade in Indien – wie stehen aus Ihrer Sicht die Chancen für ein indisch-europäisches Freihandels- abkommen? Da war ich zunächst nicht sehr optimistisch. Das europäische Verhandlungsmandat sah ein allumfassendes Abkommen vor, inklusive Nachhaltigkeitskapiteln. Die indische Seite will ein reines Handelsabkommen und Be- reiche wie die Landwirtschaft ausklammern. Ein Kompromiss war bisher nicht in Sicht, obwohl er im Interesse beider Seiten wäre. Gerade in Zeiten, in denen Zollschranken aufgebaut werden, wäre ein erfolgreicher Abschluss ein enorm wichtiges Zeichen. Bisher beläuft sich das deutsch-indische Handelsvolumen auf 30 Milliarden Euro. Nur ein Neuntel dessen, was mit China umgeschlagen wird. Ausbaufähig, oder? Na klar. Aber ich halte das Handelsvolumen mit China für den falschen Maßstab. Zum einen ist die chinesische Wirtschaft 4,5-mal Indien ist nicht einfach – aber chancenreich, wenn man gut vorbereitet ist, sagt Indien-Experte Stefan Halusa. Stefan Halusa Anders als gewohnt für produzierende und nicht produzierende Einheiten, für Arbeiter und sogenannte Er- werbstätige und dann ist auch noch die An- zahl der Arbeitnehmer zu berücksichtigen. Seit 2014 versucht die indische Regierung, die indischen Arbeitsvorschriften zu verein- heitlichen, indem sie die 44 Bundesgesetze in national geltende Gesetzesbücher zusam- menführt. Vier neue Gesetzbücher wurden bereits verabschiedet. Indiens Gerichte sind chronisch überlastet, weshalb Verfahren sich in der Regel ewig hin- ziehen. „Zehn Jahre sind keine Seltenheit“, sagt Manz. Daher rät er dazu, die Anwend- barkeit von Schiedsverfahren zu vereinbaren, basierend auf UN-Recht nach der New Yor- ker Konvention. Handels- und gesellschafts- rechtliche Auseinandersetzungen lassen sich so schnell und effizient klären Dennoch empfiehlt es sich, für die Gründung einer Niederlassung und das Aufsetzen der Arbeitsverträge eine Rechtsanwaltskanzlei vor Ort mit einzubeziehen – und die deutsch- indische Handelskammer. „Diese Außenhan- delskammer ist außergewöhnlich groß und gut aufgestellt“, sagt Manz. „Diesem Netz- werk beizutreten, ist auf jeden Fall eine gute Idee.“ Schnell merke man dann auch, dass man von Mumbai oder Pune aus nicht ganz Indien abdecken könne. Manz: „Das Land ist riesig. Wenn man es richtig erschließen will, sollte man langfristig auch in Chennai, Kalkutta und Bangalore aktiv werden.“ Das aber ist sicher erst der zweite oder dritte Schritt. Wer mit dem Gedanken spielt, Pro- dukte in Indien anzubieten oder sich dort zu engagieren, auf der Website der deutsch- indischen Handelskammer gibt es Informati- onen und die Kontakte vieler guter Ansprech- partner: indien.ahk.de. Ulf Tietge

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