Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe April'25 - Hochrhein-Bodensee
SCHWERPUNKT 7 W enn Birgit Hakenjos an Indien denkt, dann lächelt sie kurz und wird dann sehr ener- gisch: „Indien dürfen wir einfach nicht ver- schlafen. Es bietet sich hier eine historische Chance für deutsche Unternehmen – und wir Mittelständler wissen alle, dass wir neue Märkte erschließen müssen“, sagt die Präsidentin der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, die vor ein paar Tagen von einer sehr inspirierenden Delegationsreise mit der baden-württembergischen Landeswirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut zurückgekehrt ist. Gerade mit Blick auf Trumps neo- merkantilistisch-protektionistische Wirtschaftspolitik, auf weltweit zunehmende Handelskonflikte, die Rezes- sion in Deutschland und die Besonderheiten der chine- sischen Staatswirtschaft sagt Hakenjos: „Aus meiner Sicht ist Indien einer der interessantesten Märkte der Welt. Dieses Land boomt und wir sind eingeladen, an dieser Entwicklung mitzuarbeiten!“ Exportvolumen bisher: zwölf Euro pro Kopf Ganz ähnlich sieht das Ministerin Hoffmeister-Kraut: „Indien ist nicht nur das bevölkerungsreichste Land der Welt, sondern gehört auch zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften. Für Baden-Württem- berg ist Indien ein hochinteressanter Markt, denn Indi- en treibt aktuell Reformen sowie die Industrialisierung massiv voran. Der Zeitpunkt für eine Intensivierung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit könnte daher kaum besser sein. Die schiere Größe des indischen Binnen- marktes und die handelspolitische Hub-Funktion bieten zudem große Möglichkeiten, Produktions- und Liefer- ketten zu diversifizieren und dadurch Abhängigkeiten von einzelnen Märkten zu verringern.“ Die fünftgrößte Volkswirtschaft ist noch nicht in den Top Ten der deutschen Handelspartner vertreten – ganz im Gegenteil. Mit einem Handelsvolumen von rund 30 Milliarden Euro liegt der Riesenstaat nur etwa bei einem Neuntel des deutsch-chinesischen Handelsvolumens und hinter Dänemark auf Platz 23 – noch deutlicher wird der Nachholbedarf, wenn man das Volumen der deutschen Exporte auf die indische Bevölkerung umlegt und so auf gerade zwölf Euro pro Kopf kommt. 34 Kilometer neue Straßen – täglich… Was Birgit Hakenjos als chancenwitternde Unterneh- merin aus dem Schwarzwald so ins Schwärmen bringt, ist schnell umrissen: Indien ist eine stabile Demokratie, weist eine junge Bevölkerung auf und ein hohes Bil- dungsniveau. Und Indien stellt einen Markt mit rund 1,4 Milliarden Menschen dar - die Auto fahren wollen, die Straßen und Brücken bauen, die Häuser errichten und neue Fabriken eröffnen, für die es Maschinen und 4 | 2025 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten Blick über Pune: Die Sieben-Millionen-Stadt gilt als Zentrum des Automobilbaus in Indien Bild: AdobeStock/missirine
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