Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe April'25 - Hochrhein-Bodensee

56 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 4 | 2025 36000 einen elektrischen Antrieb. Das sind zwar 30 Prozent mehr als im Vorjahresmonat aber immer noch ein Drittel weniger als zu Zeiten der Ende 2023 plötzlich eingestellten Förderprämie. Matthias Möhrle, Geschäfts- führer beim Zulieferer Helmut Hechinger in Villingen-Schwenningen, wünscht sich daher, gezielte Förderprogramme zur Stärkung der Nachfrage und des Konsums neu aufzulegen. „Für Zulieferer, die sowohl in der klassischen Verbrennungstechnologie verwurzelt sind als auch bereits erhebliche Investitionen in die Elektromobilität getätigt haben, sind stabile und verlässliche politische Rahmenbedingun- gen essenziell.“ Dabei gehe es um Förder- programme genauso wie um eine flexiblere Gestaltung regulatorischer Vorgaben, etwa durch angepasste Übergangsfristen bei den EU-Flottengrenzwerten. Deutlicher Appell an die Politik Auch wenn die Autobauer nun vermutlich mehr Zeit haben werden, die EU-Klimaziele umzusetzen, hat sich an der Grundidee für nachhaltige Mobilität nichts geändert. Die Unternehmen sind bereit, Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität zu ergreifen. Dafür brauchen sie aber auch entsprechen- de Technologien und Kraftstoffe zu wett- bewerbsfähigen Kosten und in ausreichen- der Menge. Das betont auch die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) in einem Positionspapier. Eine weitere klare Forderung: Technologieoffenheit – sowohl von der EU als auch der Bundesregierung. Das fordert auch Arnd Franz, der CEO von Mahle mit großem Standort in Rottweil: „Wir brauchen Technologievielfalt, die batterie- elektrische wie auch Hybrid-Fahrzeuge mit erneuerbaren Kraftstoffen einschließt, wenn wir CO 2 -Emissionen schnell reduzieren und Arbeitsplätze in Europa sichern wollen.“ Die angekündigte beschleunigte Überprüfung der CO 2 -Flottenziele für 2035 sei ein positives Signal und wichtig für die Entscheidungen der Unternehmen zu ihrer künftigen tech- nologischen Ausrichtung. Sein Appell: „Die EU-Kommission muss konkret darlegen, wie CO 2 -Vorgaben technologieoffen ausgestaltet werden können.“ Auch Schaeffler – mit großem Werk in Lahr – begrüßt die Initiative der EU-Kommission, bleibt aber ebenfalls verhalten positiv. Denn die entscheidende Frage, wie die Technolo- gieneutralität in der Praxis umgesetzt wird, bleibe. „Um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Automobilindustrie aufrecht- zuerhalten und Arbeitsplätze zu erhalten, ist es erforderlich, dass die Überprüfung der Verordnungen auch in eine Überarbeitung übergeht“, betont Konzernsprecher Steffen Nieländer Eines ist klar: Die Zeit drängt. Die Automobil- industrie, in der allein in Baden-Württemberg rund elf Millionen Menschen beschäftigt sind, steckt tief in der Krise. Für viele Un- ternehmen geht es ums Überleben. Baden- Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut schlägt Alarm: „Wir hören beinahe täglich von Unternehmen im Auto- mobilbereich, die den Abbau von Arbeitsplät- zen oder die Verlagerung von Produktions- Standorten außerhalb von Deutschland und auch von Baden-Württemberg ankündigen. Dieser Trend muss gestoppt und umgekehrt werden.“ Sie fordert seit Langem, dass die EU den Herstellern entgegenkommt, um dro- hende Strafzahlungen für das Verfehlen der CO 2 -Flottengrenzwerte zu vermeiden. Trotz aller politischer Entwicklungen sieht auch Bernd Spreitzer noch keinen Grund zur Entspannung für die Zuliefererindustrie in der Region. „Diese vermeintlich guten Nachrich- ten für Hersteller sollten kein Grund sein, sich zurückzulehnen“, warnt Bernd Spreitzer. Im Gegenteil: Der Mittelstand müsse sich jetzt noch mehr denn je darauf fokussieren, innovative Teile und Komponenten zu wett- bewerbsfähigen Preisen anzubieten. Daniela Santo Baden-Württemberg gilt mit mehr als 1000 Zuliefer-Betrieben als Zentrum der Automobilindustrie. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, fordern Unternehmer wie Horst-Rainer Petermann (oben) und Mahle-CEO Arnd Franz Technologieoffenheit von der Politik. „Diese vermeintlich guten Nachrichten aus Brüssel sind kein Grund, sich zurückzulehnen“ Bilder: Günter Präszisionstechnik,Mahle

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