Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe März'25 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

D er Karlsruher Drogerie-Gigant dm bereitet den Start seiner Online-Apo- theke vor. Ab der zweiten Jahreshälf- te werde man rezeptfreie Arzneimittel über das Internet verkaufen und damit das beste- hende Gesundheitssortiment erweitern. Da- mit steigt ein weiterer Riese ins Apotheken- geschäft ein. Deutschlands Markführer unter den Drogerien verfügt allein hierzulande über mehr als 2.100 Filialen und erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2023/24 einen Umsatz von 12,5 Milliarden Euro. Inklusive Auslandsge- schäft sind es 17,7 Milliarden, 11,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Ein Rekordtief Auch ohne die angekündigte Versand- apotheke von dm stecken viele stationäre Apotheken in finanziellen Schwierigkeiten. Dabei sind die Online-Apotheken weder ihr einziges Problem noch ihr größtes. Die Zahl der Apotheken sinkt in Deutschland seit Jahren. Ende 2024 vermeldete die Apo- thekervereinigung ABDA ein Rekordtief von rund 17.000 Apotheken. Immer mehr Apo- theke würden schließen, immer weniger neu eröffnen. In Baden-Württemberg ist ihre Zahl in den vergangenen 15 Jahren um über 20 Prozent auf 2.150 geschrumpft. Christina Braun ist Inhaberin der Stadt- Apotheke in Dornhan im Landkreis Rottweil, eingebettet zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb. Eine Kleinstadt mit rund 6.200 Einwohnern, zwei Hausarztpraxen, einer Apotheke. Dort beschäftigt Braun ak- tuell 16 Mitarbeiter, die meisten davon Frau- en und viele in Teilzeit. Es braucht eine faire Vergütung Braun liebt ihren Beruf. Umso emotionaler ist für sie das, was die Apotheken derzeit in Bedrängnis bringt: die Unterfinanzierung. „Die Kosten sind in den letzten Jahren um 50 bis 60 Prozent gestiegen, gleichzeitig sind wir im Prinzip auf dem Stand von vor 20 Jahren, was die Vergütung angeht“, be- mängelt sie. „Viele denken, Apotheker ver- dienen viel. Die Zeiten sind lange vorbei.“ Apotheken machen 80 Prozent ihres Um- satzes über die Abgabe verschreibungs- pflichtiger Arzneimittel. Für diese gilt ein gesetzlich festgelegter, bundesweiter Fest- preis. Das soll verhindern, dass die Notlage kranker Menschen ausgenutzt wird. Und das ist gut, findet Apothekerin Braun. „Aber es muss fair sein.“ Die Marge, die Apotheken von den Kranken- kassen zugestanden bekommen, beträgt drei Prozent des Einkaufspreises, hinzu kommen fix 8,35 Euro je Packung. Das re- duziert sich allerdings, weil die Apotheken gesetzlichen Krankenkassen einen Rabatt von derzeit 1,77 Euro gewähren müssen. Weitere 21 Cent gehen an einen Fonds, aus dem die Notdienste mitfinanziert werden. Aus dem Gesamtbetrag müssen die Be- triebskosten gedeckt werden. Die restlichen 20 Prozent Umsatz machen Apotheken über den Verkauf rezeptfreier Medikamente, Cremes oder Halsbonbons. Mit dm steigt ein Riese ins Apothekengeschäft ein. Was heißt das für die Zukunft der noch 17.000 Apotheken in Deutschland? Über bittere Pillen, hohe Ansprüche und eine Branche mit viel Verantwortung – und großen Sorgen... Apotheken in der Krise Das Rezept für die Zukunft 7 3 | 2025 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten

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