Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe März'25 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

vorhergesehen. Da dem Kurzarbeitergeld zwingend eine Anzeige vorausgehen muss, melden Betriebe auch vorsorglich Kurzar- beit an, um sich rechtlich abzusichern“, er- läutert Hanspeter Fakler, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Freiburg. Tendenz seit einem Jahr sichtbar Zurück zur Konjunkturumfrage: Im Kammer- bezirk Schwarzwald-Baar-Heuberg ist die Personalsituation in den Betrieben noch angespannter, jedes dritte Unternehmen plant, Stellen abzubauen. „Diese Tendenz gibt es schon seit mindestens einem Jahr“, kommentiert Philipp Hilsenbek, Geschäfts- bereichsleiter Standortpolitik, die Ergeb- nisse des aktuellen Konjunkturberichts. So hätten schon die vorherigen Umfragen gezeigt, dass vakante Stellen nicht (mehr) nachbesetzt würden. Die Arbeitslosenquote steigt daher. Im Schwarzwald-Baar-Kreis wa- ren im Januar 2024 noch 5.275 ohne Arbeit, jetzt sind es 6.253, was einem Anstieg von 0,7 Prozent auf 5,1 Prozent entspricht. Im Landkreis Tuttlingen ist die Zahl auf 4.114 angestiegen (von 4,4 auf 4,9 Pro- zent), im Landkreis Rottweil auf 3.060 (von 3,4 auf 3,7 Prozent). „Trotz Fachkräfteman- gels ist die Absicht, Personal freizusetzen, stark. Diese Entwicklung ist neu, auch für die IHK“, stellt Hilsenbek fest. Die Agen- tur für Arbeit verzeichnet im Zeitraum von Juli 2023 bis Juli 2024 einen Anstieg der realisierten Kurzarbeit von 0,9 auf 2,6 Pro- zent. In absoluten Zahlen: Waren im Som- mer 2023 noch 1.880 Mitarbeiter in 70 Betrieben in Kurzarbeit, waren es ein Jahr später schon 5.680 in 230 Betrieben. Ak- tuell liegen der Agentur für Arbeit Rottweil- Villingen-Schwenningen 80 Anzeigen über Kurzarbeit vor, davon betroffen sind 1.480 Beschäftigte. „Die anhaltende konjunkturelle Schwäche setzt unseren regionalen Arbeitsmarkt weiter unter Druck“, stellt Thomas Dautel, Geschäftsführers Operativ der Agentur für Arbeit in Villingen, fest. Das Kurzarbeiter- geld sei ein wichtiges Instrument für Be- triebe, um vorübergehende Arbeitsausfälle zu überbrücken, erfahrene Fachkräfte zu halten und Arbeitsplätze zu sichern. „Auf- grund der Branchenstruktur in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg ist die Kurzar- beiterquote hier besonders hoch: Mit 2,6 Prozent im Juli 2024 waren es mehr als dop- pelt so viele wie im Landesdurchschnitt.“ In den Landkreisen Lörrach, Waldshut-Tien- gen und Konstanz stehen bei der Mehrheit der Industrieunternehmen die Zeichen auf Beständigkeit: 61,5 Prozent von ihnen ge- hen von einer gleichbleibenden Beschäfti- gungsentwicklung aus. 28 Prozent der Betriebe sagen voraus, dass Arbeitsplätze wegfallen. Dazu passt, dass mit 51 Prozent die Mehrzahl der In- dustrieunternehmen Investitionen in Ra- tionalisierungsmaßnahmen plant. Das ist der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Hochrhein-Bodensee zu entnehmen. Ver- antwortlich für sie ist Geschäftsführer Alex- ander Graf. „Angesichts der konjunkturellen Lage gestalten sich die Personalplanungen der Unternehmen eher zurückhaltend“, fasst er die Entwicklung zusammen. Auch im äußersten Süden nimmt die Kurzarbeit zu. Im Bereich der Lörracher Arbeitsagentur hat sich die Zahl der Unternehmen in Kurz- arbeit von Juli 2023 bis Juli 2024 von zehn auf 40 vervierfacht. Für Konstanz sieht es nicht viel besser aus: Im Juli 2023 waren 40 Unternehmen in Kurzarbeit, ein Jahr später mit 110 fast das Dreifache. Derzeit haben 90 Unternehmen Kurzarbeit angezeigt. Lichtblick: Dienstleistungssektor Einziger Lichtblick der Konjunkturumfrage ist laut Alexander Graf der Dienstleistungs- sektor, nicht nur mit Blick auf die Beschäf- tigungszahlen: „Hier werden die aktuelle Geschäftslage und die Aussichten mehrheit- lich positiv bewertet.“ Geschätzt wird, dass die Zahl der Beschäftigten im Dienstleis- tungsbereich zunehmen wird – davon sind „Diese Entwicklung ist neu: Trotz des Fachkräftemangels ist die Absicht stark, Personal freizusetzen“ Nur noch acht Prozent der befragten MItgliedsunternehmen der IHK Südlicher Oberrhein schaffen neue Stellen. Erwartete Beschäftigung 2025 25% 8% 67% steigen gleich bleiben fallen Angezeigte Kurzarbeit: Rottweil und Villingen-Schwenningen Personen Firmen Mai 60 1.530 Juni 100 1.510 Juli 60 900 Aug 40 680 Sept 70 1.230 Okt 130 2.340 Nov 140 2.520 Quelle: Agentur für Arbeit 58 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 3 | 2025

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