Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe März'25 -Schwarzwald-Baar-Heuberg
SERVICE Arbeitsmarkt Die Krise wird spürbar M ehr Kurzarbeit, mehr Arbeitslose und pessimistische Industriebe- triebe: Der Arbeitsmarkt im Süd- westen dreht sich langsam. So ziemlich alle Konjunkturanalysen – ob von der IHK, dem WVIB oder Südwestmetall – kommen der- zeit zum gleichen Ergebnis: Der Mittelstand streicht Stellen und baut Personal ab. Wer noch immer nach Fachkräften sucht, für den offenbaren sich dadurch neue Chancen. Hohe Energiepreise, überbordende Bü- rokratie, teure Personalkosten und sin- kende Auftragszahlen – die Ursachen für die Wirtschaftskrise in Deutschland sind vielfältig und eine nachhaltige Erholung ist nicht in Sicht. Laut der jüngsten Kon- junkturumfrage des Baden-Württembergi- schen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) bewerten lediglich 29 Prozent der baden-württembergischen Unternehmen ihre Geschäftslage als gut, 23 Prozent stu- fen ihre Lage als schlecht ein. Der Blick in die Zukunft ist nicht weniger besorgniserregend: Knapp ein Drittel der Unternehmen rechnet in den kommenden zwölf Monaten mit weiterem wirtschaftli- chem Abschwung, nur 16 Prozent erwarten eine Besserung. „Die zahlreichen Krisen der vergangenen Jahre hinterlassen ihre Spuren und haben zudem viele strukturelle Proble- me offengelegt, mit denen wir noch lange beschäftigt sein werden“, warnt BWIHK-Vi- zepräsident Claus Paal. Auch am Arbeits- markt zeigt sich die Krise: Lediglich zwölf Prozent der Betriebe im Land planen mit Die deutsche Wirtschaft kommt aus ihrem Tief nicht raus. Auch in Südbaden nicht. Immer mehr Unternehmen sehen sich gezwungen, mit Kurzarbeit und Stellenabbau zu reagieren. neuen Stellen, 27 Prozent kündigen Perso- nalabbau an. Region: Arbeitslosigkeit nimmt zu Ein genauerer Blick auf die Regionen of- fenbart den Ernst der Lage: Im Bezirk der IHK Südlicher Oberrhein ist die Zahl der Arbeitslosen innerhalb von vier Jahren um fast 6.000 und damit um rund 27 Prozent gestiegen. Viele Unternehmen blicken pes- simistisch nach vorn: Laut der aktuellen Konjunkturumfrage wollen nur noch acht Prozent der Unternehmen am Oberrhein neue Stellen schaffen. Jedes vierte Unter- nehmen plant, Stellen zu streichen. Parallel dazu nimmt die Kurzarbeit zu. Im Juli 2023 waren im Agenturbezirk Freiburg noch 360 Menschen in 20 Unternehmen betrof- fen, ein Jahr später sind es bereits 2.180 Beschäftigte in 60 Betrieben. In Offenburg zeigt sich ein ähnliches Bild: Die Zahl der Kurzarbeiter ist von 1.160 in 30 Betrieben auf 1.910 in 80 Firmen gestiegen. Wie viele Menschen derzeit tatsächlich von Kurzarbeit betroffen sind, lässt sich nicht sagen. Denn die Statistiken der Agentur für Arbeit unterscheiden zwischen angezeigter und realisierter Kurzarbeit. Während Erstere die bloße Absichtserklärung eines Betriebes ist, beziffert Zweitere die tatsächlich umge- setzte Kurzarbeit. Und diese Daten unter- liegen einer Wartezeit von fünf Monaten. „So können die angezeigte und realisierte Kurzarbeit auch stark voneinander abwei- chen, weil beispielsweise die Auftragslage sich schneller erholt als vom Unternehmen 57 Bild: Jigal Fichtner
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