Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe März'25 - Hochrhein-Bodensee
Maggi-Würze Das Tröpfchen Etwas Immer wieder erstaunlich, was bei uns im Südwesten alles hergestellt wird. Dieses Mal geht‘s um Maggi. Die flüssige Würze wird in Singen produziert und steht seit über 130 Jahren in deutschen Küchen. In Singen liegt Würze in der Luft. Denn dort wird seit Ende des 19. Jahrhunderts die berühmte Maggi-Würze hergestellt – unverkennbar mit der charakteristischen braunen Flasche und dem gelb-roten Etikett. Der Schweizer Firmengründer Julius Maggi war ein Visionär. Mit seinen Produkten wollte er eine Antwort auf eines der größten Probleme der Industrialisie- rung finden: Mangelernährung. Binnen kurzer Zeit entwickelte er 22 verschiedene Suppen auf Basis von nährstoffreichem, aber günstigem Erbsen- und Bohnenmehl – und erfand die nötige Würze prakti- scherweise gleich mit. Doch Julius Maggi war nicht nur ein Tüftler, sondern auch ein findiger Geschäftsmann. 1887 wagte er den Sprung nach Deutschland und eröffnete in Singen eine Mini-Niederlassung mit nur sieben Mit- arbeiterinnen, die zunächst lediglich die Würzsoße abfüllten, um sie per Eisen- bahn auf Deutschlandreise zu schicken. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, immer mehr Menschen woll- ten das „gewisse Tröpfchen Etwas“ haben, wie Maggi selbst es nann- te. Das reine Abfüllen am deutschen Standort reichte nicht mehr aus und so wurde 1899, zwei Jahre nach dem Ein- trag ins Singener Handelsregister, aus der kleinen Niederlassung eine große Produktionsstätte. Ein Jahr später ar- beiteten im neuen Maggi-Werk bereits 450 Menschen. Heute ist Singen das Herz der deutschen Maggi-Produktion: Rund 550 Mitarbeiter stellen hier jährlich etwa 45 Millionen Flaschen der beliebten Würze her, die in über 20 Länder weltweit exportiert wird. Das Rezept des Verkaufsschlagers? Ist natürlich streng geheim. Klar, es wurde über die Jahre an moderne Produktions- prozesse angepasst, aber geschmacklich bleibt Maggi-Würze das, was es immer war: ein unverwechselbarer Kick für Suppen, Eier & Co. Der deutsche Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei über einem halben Liter im Jahr – mit den Saarländern als unangefochtenen Spitzenreitern, dicht gefolgt von Baden-Württemberg. Was vor über 130 Jahren mit Fertigsuppen und einer Würzsoße begann, ist heute eine Marke, die mit mehr als 450 Produkten in deutschen Super- märkten vertreten ist. Fast 30 Millionen deutsche Haushalte greifen mindestens einmal im Jahr zu einem Maggi-Produkt. Neben der klassischen Maggi-Würze sind besonders die Fix-Produkte beliebt – allen voran die Mischung für Spaghetti Bolognese. Und natürlich dürfen auch die le- gendären Ravioli in der Dose nicht fehlen, die ebenfalls in Singen vom Band laufen. 60 Jahre nach dem Start in Singen schloss sich Maggi 1947 mit Nestlé zusammen und die kaufmänni- sche Zentrale zog von Singen nach Frankfurt am Main. Mit rund 27.0000 Menschen erwirtschaftet Nestlé weltweit rund 99 Milli- arden Euro Umsatz (2023), die Umsätze in Deutschland beliefern sich mit 6.800 Mitarbeitern auf 3,4 Milliarden Euro. Wer mehr über die traditionsrei- che Geschichte von Maggi erfahren möchte, wird auf dem Werksgelän- de in Singen fündig: Dort steht noch immer das einstige Produktionsge- bäude, das seit 1966 das Maggi- Museum beherbergt. Liebesvoll nen- nen es die Singener das „Gütterli- Hüsli“ – eine alemannische Hom- mage an die markante Flaschenform. Und vor der Tür steht natürlich eine riesige Maggi-Flasche – schließlich soll ja jeder wissen, wo hier die Würze herkommt! Daniela Santo 66 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 3 | 2025 DIE LETZTE SEITE
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