Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe März'25 - Hochrhein-Bodensee

UNTERNEHMEN Der Europa-Park startet in seine Jubiläumssaison und man muss kein Prophet sein, um zu ahnen: Es wird wieder eine Saison der Rekorde. Kein Wunder, dass wir uns fragen: Wie machen die Macks das? Macks Erfolgsrezept M itte März geht es wieder los. Dann startet der Europa-Park in seine Ju- biläumssaison und feiert seinen 50. Geburtstag. Gut sechs Milllionen Besucher er- warten die Macks und damit spielt Rust wieder einmal in der Liga der meistbesuchten Touris- tenattraktionen Europas mit dem Eiffelturm in Paris und dem Colosseum in Rom. Mit 5.800 Betten und rund einer Million Übernachtungen im Jahr bilden die sechs parkeigenen Hotels zudem das größe Hotelresort Deutschlands. Rund eine Milliarde Euro haben die Macks dafür auf den Wiesen und Äckern rund um Rust in einem halben Jahrhundert investiert – und das ohne öffentliche Subventionen, wie die politisch bestens vernetzten Macks immer wieder gern betonen. Aber wie haben die Macks das alles ge- schafft? Dafür muss man in der Geschichte einige Jahrzehnte zurückgehen. Ins Waldkirch der 1970er-Jahre, wo die Macks als Wagen- bauerfamilie Autoscooter und Achterbahnen für Jahrmärkte zusammenschrauben. 90 Prozent der Produktion gehen an deutsche Kunden – heute ist es genau andersherum und Mack Rides hat sich ganz auf große, stationäre Achterbahnen und Wasserfahr- geschäfte für Freizeitparks spezialisiert, beliefert auch Disneyland und alle an- deren, aber das nur am Rande. Mitte der 1970er-Jahre geht es darum, dass Kunden von Mack Rides die Fahrgeschäfte live erleben sollen. Und damit das kein Draufle- gegeschäft wird, konzipieren die Macks einen kleinen Freizeitpark. Das ehrgeizige Ziel von Familienoberhaupt Franz Mack: eine halbe Million Besucher im Jahr. In Waldkirch will man für so eine verrückte Idee kein Grundstück opfern, die Banken sind auch eher skeptisch, selbst in den Medien hat der Park anfangs kei- nen einfachen Stand: „Der Pleitegeier kreist über Rust“ schreibt eine lokale Tageszeitung und auch das ist etwas, das die Familie wohl noch enger zusammengeschweißt hat, denn an diese Veröffentlichung erinnern die Macks noch Jahre später immer wieder. Gleichzeitig aber packen alle mit an. Oft bis spät in die Nacht, beseelt von einer an Perfektionismus grenzenden Liebe zum Detail – und mit ganz viel Pragmatismus. Wenn es sein muss, sitzt Rolands Ehefrau Marianne Mack auch selbst im Kassenhäuschen, um zu sehen, zu hören und aus erster Hand zu spüren, was die Gäste wollen und wie zufrieden sie sind. Die fünf Erfolgsfaktoren der Macks Diese Mischung aus unbändigem Arbeitseifer und ehrgeizigen Zielen zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Parks – und damit ist die Familie sicher der entscheidende Erfolgsfaktor. Roland und Jürgen Mack, dazu Thomas, Michael, Ann-Kathrin, Frederik, Ale- xia und dann die Ehepartner: alle machen mit, leben nach der Familiencharta. Der zweite Erfolgsfaktor: Die Macks bleiben bodenständig, wohnen im und am Park, sind immer präsent, immer ansprechbar und über- ziehen nicht. Es gibt keine Fotos mit Privatjets oder Supersportwagen, stattdessen haben die Macks beim SV Rust die Fußballschuhe ge- schnürt und waren einfach Teil des Dorfs. Auch der Park bleibt über all die Jahre ein Ort für jedermann und die Macks versuchen gerade nicht, das Maximum an Profit aus jedem Qua- dratmeter Parkgelände herauszuquetschen. Der Eintritt in den Europa-Park kostet nur die Hälfte eines Disneyland-Tickets und das ist alles andere als ein Zufall. Der dritte Erfolgsfaktor: kleckern und klotzen. Als Journalist merkt man schnell: die Macks reden nicht gern über Geld. Umsatz- oder gar Ergebniszahlen nennt der Park nicht. Inves- titionssummen sind okay, Besucherzahlen sowieso, der Rest aber ist so etwas wie ein Familiengeheimnis. Gleichzeitig kennt man den Park in der Region als ebenso verlässli- chen wie kostenbewussten Auftraggeber, um es vorsichtig auszudrücken. Einerseits werden jedes Jahr wieder Millionen investiert - gleich- zeitig aber geht es im Detail immer auch um Effizienz und Kostenbewusstsein. Der vierte Faktor: Die Menschen. Die Macks hören zu, sind unglaublich vernetzt und in- teressieren sich einfach für Menschen. Das führt dazu, dass um die Familie herum eine Corona aus extrem loyalen Führungskräf- ten entstanden ist, die die Familie teilweise über Jahrzehnte begleiten – überhaupt nicht üblich in Hotellerie und Gastronomie und si- cher auch ein Punkt, warum die Macks die- ses Imperium aufbauen konnten. Faktor Nummer fünf: Der richtige Riecher. Auf Europa als Leitthema setzen – und das in den 1970er-Jahren: wow! Genau so richtig war Mitte der 1990er-Jahre die Entscheidung, im großen Stil Hotels zu bauen. Damals war das nicht unumstritten, heute kann man sich den Park ohne das Resort drumherum gar 36 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 3 | 2025

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