Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Dezember'24 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

9 12 | 2024 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten SCHWERPUNKT Keine ganz normale Elektronikfertigung: Bei Litef in Freiburg geht zurzeit die Sensorik-Produktion für Lenkflugkörper zur Luftverteidigung durch die Decke. Die Produktion wurde verfünfzehnfacht. Wenn schwere Fahr- zeuge stecken bleiben, kommt Technik aus dem Südwesten zum Einsatz: Hydraulik-Win- den von Rotzler finden sich an Panzern wie an Fahrzeugen der Feuer- wehr und des THW. journal zuletzt dessen Abteilungsleiter Aus- rüstung, Carsten Stawitzki. Allein hinter dem Kampfpanzer Leopard stünden letztlich rund 140 Unternehmen, darunter viele kleine und mittlere Firmen. Kanone und Feuerleitsystem des Leopards fertigt Rheinmetall aus Düsseldorf, die wie- derum mehrere Standorte im Südwesten betreiben, etwa den Bereich Soldier Elect- ronics in Stockach für Laser-Zielgeräte, eine Nebelmunitionsproduktion in Neuenburg, ein Erprobungszentrum in Schramberg-Sulgen und vor allem eine traditionsreiche Fertigung in Oberndorf mit knapp 300 Mitarbeitern. Letztere geht auf die 1811 gegründete König- lich Württembergische Gewehrfabrik zurück und hieß später Mauser, wo zwischenzeitlich bis zu 9.000 Mitarbeiter beschäftigt waren. Gegründet von Mauser-Ingenieuren entstand dann 1949 in Oberndorf Heckler & Koch (HK), heute der größte Gewehrproduzent Europas und mit 1.150 Mitarbeitern auch größter Arbeitgeber Oberndorfs – und auch hier sind die Auftragsbücher für mehrere Jahre gefüllt. 100 Millionen für Oberndorf Derzeit läuft bei Heckler & Koch das „größ- te Investitionsprogramm der Geschichte“, wie es heißt. Bis 2025 werden 100 Millio- nen Euro am Standort Oberndorf investiert, die Gewinne fast komplett im Unternehmen gehalten. Im Sommer war Spatenstich für ein neues Schieß- und Montagezentrum für Neue Anbieter in der Branche In der Sicherheits- und Verteidi- gungsbranche findet offenbar ein Umbruch statt. Neben traditionellen Rüstungsunternehmen entdecken Start-ups das Geschäftsfeld. „Jun- ge, flinke Unternehmen, oft aus der IT- und KI-Branche, mit skrupelloser Führungsspitze“, sagt dazu Manuel Atug, Sprecher der Arbeitsgemein- schaft Kritische Infrastruktur (AG Kritis). Anduril aus den USA etwa, dessen intelligente Drohnen bereits in der Ukraine im Einsatz sind und Einsätze dank künstlicher Intelligenz völlig autonom erledigen. „So etwas entsteht auch bei uns“, warnt der Ex- perte, der auch schon im Bundestag zur IT-Sicherheit gesprochen hat. Seine Sorge: „Hier wird gemacht was technisch möglich ist, inklusive aller Fehler und Gefahren der KI. Gesetze oder Datenschutz werden dabei als hinderlich angesehen.“ Wenn es um die Verteidigungsfähigkeit Deutsch- lands geht, sieht Atug die drängends- te Aufgabe darin, die kritische Infra- struktur hierzulande besser gegen IT-Angriffe von außen zu schützen. „Da gibt es erhebliche Defizite.“

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