Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Dezember'24 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

8 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 12 | 2024 E in wenig martialisch fasst Jochen Stäudinger zusammen, was in den vergangenen beiden Jahren bei KNDS Deutschland Mission Electronics in Konstanz passiert ist: „Wir sind explodiert!“ Denn die Auftragseingänge des IT-Unternehmens ha- ben sich nicht weniger als verzehnfacht. „Ver- rückt“, sagt der Vertriebsleiter. KNDS Mission Electronics ist eine Tochter des deutsch-fran- zösischen Rüstungskonzerns KNDS, der 2015 aus der Fusion von Krauss-Maffei Wegmann und Nexter hervorgegangen ist – und etwa den Kampfpanzer Leopard baut. In Konstanz wird IT für Fahrzeuge und Kom- munikation hergestellt. Allein rund 10.000 Geräte für die „taktische Kommunikation der Landstreitkräfte“ soll KNDS Mission Electro- nics liefern. Und so sind die Auftragsbücher „für die nächsten viereinhalb Jahre voll“, wie Stäudinger sagt. Beim „dicken Batzen für Di- gitalisierung“ im Rahmen des 100-Milliarden- Euro-Sondervermögens für die Bundeswehr sei man „voll dabei“. Hoffen auf Personal von Zulieferern Doch wie kann das 120-Mitarbeiter-Unter- nehmen eine solche „Explosion“ bewälti- gen? „Wir haben zwei externe Fertigungen in der Region aufgebaut“, sagt Stäudinger, bei Singen und bei Villingen. Dort wird mitt- lerweile ein Großteil der Geräte produziert. Doch auch am Stammsitz braucht man mehr Mitarbeiter, vor allem fürs Engineering, das derzeit größte Problem. Denn die attraktive Schweiz lockt Fachkräfte, die ohnehin rar sind. Ein wenig hofft man nun auf Mitarbei- ter der konjunkturell gebeutelten Autozulie- ferer. Wobei Stäudinger die Dimension ins rechte Licht rückt: „Wir kommen aus einer Manufakturfertigung und gehen jetzt in die Kleinserie. Automobilmanager würden dar- über lachen.“ Sensoren im Dreischichtbetrieb Auf Wachstumkurs sieht sich auch Litef in Freiburg. Das seit 2001 zum US-Rüstungs- konzern Northrop Grumman gehörende Un- ternehmen ist einer der weltweiten Spezialis- ten für „inertiale Navigation“, die Flugzeuge, U-Boote, autonome Fahrzeuge oder auch Flugkörper unabhängig von GPS leitet. „Durch die Decke“ gehe bei Litef gerade die Sensorik für „Lenkflugkörper zur Luftverteidi- gung“, wie Geschäftsführer Lutz Kampmann sagt. Hier habe man die Produktion enorm erhöht. Was früher in einem Jahr produziert wurde, läuft heute in knapp einem Monat vom Band. „Wir arbeiten an der Grenze“, sagt Kampmann denn auch. Die Mitarbeiterzahl in diesem Segment wurde von 80 auf 130 erhöht – geschafft wird mittlerweile im Drei- Schicht-Betrieb. Und man werde wohl weiter aufstocken müssen. Auch bei Litef sind die Auftragsbücher „über Jahre voll“. Entstanden ist Litef, dessen Na- vigationssysteme unter anderem auf extrem feiner Mechanik beruhen, 1961 übrigens nicht zufällig in Freiburg, wie Kampmann erklärt. Die Kompetenz komme aus der Uhrmacher- tradition des Schwarzwalds. So ist es auch bei der Junghans Microtec aus Dunningen, heute ein Unternehmen von Diehl und Thales. Her- vorgegangen aus dem einst größten Uhren- hersteller der Welt, stellt die Defence-Sparte bereits seit vielen Jahren auch Zünder her, bei denen höchste feinmechanische Präzision gefragt ist. Auch hier wächst die Produktion offenbar rasant. Leopard und Mittelständler Die Liste ließe sich fortführen. In Oppenau baut Doll Fahrzeugbau achtachsige Auflieger für den Transport von Panzern. Gut 30 dieser Auflieger wurden bereits geliefert, mehr als 200 umfasst der Rahmenvertrag noch. Doll- Geschäftsführer Markus Ehl erklärte dazu bei der Übergabe des ersten Loses: „Mit Hilfe unseres Partner-Netzwerks, das wir über Jah- re in Europa aufgebaut haben, kann unser Unternehmen seine Produktionskapazitäten sehr schnell hochfahren. Das ermöglicht es uns, solche Großaufträge in kürzester Zeit umzusetzen.“ Wie gut Mittelständler im Rüstungsgeschäft beteiligt sind, erläuterte laut Bundeswehr-

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