Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Dezember'24 -Schwarzwald-Baar-Heuberg
59 12 | 2024 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten SERVICE bei gelebter Nachhaltigkeit im Mittelstand überhaupt nicht weiter. Im Gegenteil: Das verschlingt nur Personalressourcen.“ Anders steht es da um Maßnahmen für die Energie- rückgewinnung oder eben gelebte Nachhal- tigkeit: „Die Nutzung von Solarenergie zur Herstellung unserer Produkte ist ein wich- tiger Schritt in unserer Nachhaltigkeitsstra- tegie“, sagt Graf. „Denn sie ermöglicht es uns nicht nur, unsere Produktionskosten zu senken, sondern auch unsere Emissionen weiter zu reduzieren und damit unsere Um- weltprodukte möglichst ressourcenschonend herzustellen.“ Eigenes Nachhaltigkeits-Rating Auch in Lörrach prägt die Philosophie der Unternehmenseigner die Nachhaltigkeits- strategie. „Unsere Inhaberfamilie ist nicht erst seit gestern ein wesentlicher Treiber bei der Nachhaltigkeit“, sagt Milena Amrein, Nachhaltigkeitskoordinatorin der ARaymond Germany GmbH & CO. KG in Lörrach, Teil ei- nes internationalen Unternehmensnetzwerks der Automobil-Zulieferindustrie und fügt hin- zu: „Unsere Kunden fragen die Nachhaltigkeit unserer Produkte und Produktionsprozesse ab – per Mail, Fragebogen oder Excel-Tabelle. Das haben wir gesammelt und uns für einen Onepager entschieden – mit allen relevan- ten Nachhaltigkeitsinformationen, mit einem Verweis auf unseren WIN-Bericht sowie das EcoVadis- und SAQ-Rating.“ Wer heute mehr über die Nachhaltigkeit des französischstämmigen Familienunter- nehmens wissen will, kann dies in dessen WIN-Charta Bericht nachlesen: online unter www.nachhaltigkeitsstrategie.de . Das Land Baden-Württemberg hat auf dieser Seite die Berichte von mehr als 350 Unternehmen ver- öffentlicht, dazu zahlreiche Best-Practice- Beispiele. Worauf Milena Amrein Wert legt: „Wir haben diese Form der Berichterstattung genutzt, weil sie einen zum Unternehmen passenden Sound zulässt. Das hätten wir mit einem Bericht via DNK oder nach GRI-Stan- dard nicht so pragmatisch hinbekommen.“ Nachhaltigkeit ist wichtig und wir müssen etwas tun: Das war die Motivation beim Soft- ware-Spezialisten KNIME in Konstanz, sagt Iris Adä. Sie kümmert sich um das Thema Nachhaltigkeit und sieht dieses Engagement als intrinsisch motiviert: „Die Menschen in unserem Unternehmen, von denen viele Kinder haben, sorgen sich um die Zukunft dieser Welt, weshalb ein möglichst positiver Fußabdruck selbstverständlich für uns ist.“ KNIME entwickelt Open Source Software für die interaktive Datenanalyse. So lag es nahe, dass KNIME seine eigene Software, die KNIME Analytics Platform, sowohl zur Datenerhebung als auch zum Reporting für die Nachhaltigkeitsstrategie verwendet. Die- se Lösung bietet KNIME nun auch anderen zum kostenlosen Download an. Dies wurde in enger Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Erdal Yalcin von der HTWG Konstanz erstellt, der im Bereich Treibhausgasbilanzierung forscht. Nachhaltigkeit als Chefsache Mit Roland Zeifang kümmert sich beim Oberkircher Unternehmen Ruch Novaplast GmbH & Co. KG der Geschäftsführer um die Nachhaltigkeit. Er ist beim wvib im Nach- Nachhaltigkeit aus Überzeugung: ESG-Managerin Milena Amrein vom Auto- mobilzulieferer ARaymond aus Lörrach Strebt den nachhaltigsten innerstädti- schen Gewerbestandort an: Lörrachs Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdić. Studienautor: Felix Zimmermann hat die Nachhaltigkeit von Industriebetrieben im Südwesten untersucht. haltigkeitsbeirat engagiert und begründet dies wie folgt: „Immer, wenn ein komplexes Thema aufkommt, sollte ein Verband seine Mitgliedsunternehmen unterstützen.“ Dass Unternehmen in diesem Fall Netzwerke brau- chen, sieht auch Kerstin Löffler von Faller Packaging so. Sie war bei der Vorstellung der Studie mit dabei und bekannte: „Wir sehen, dass es kein wichtigeres Thema gibt, wenn auch der Teufel im Detail liegt.“ Lörrach als Pionier Dass auch eine Kommune ein hilfreiches Netzwerk sein kann, offenbart der Blick nach Lörrach, wo jüngst die 4. Nachhaltig- keitskonferenz stattfand, bei der es um die Entwicklung des Lauffenmühle Areals geht. Die Industriebrache soll zum nachhaltigs- ten innerstädtischen Gewerbestandort der Republik werden, weshalb die Lörracher Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdić mit dem Karlsruher Institut für Techno- logie (KIT) zusammenarbeitet, um auch Upcycling im Projekt zu etablieren. Und weil sie auch zuständig ist für den Forst, sieht sie Schadholz als Potenzialholz und als Rohstoff vor der Haustür, mit dem auf dem Lauffenmühle Areal ab 2026 gebaut wird. „Die Offenheit für eine nachhaltige Zukunft ist das Wichtigste. Dazu gehört das Vergrößern der Wertschöpfungsket- te und die Stärkung der Regionalität. Das kommt der Wirtschaft zugute, die wir mit dem Lauffenmühle Areal unterstützen, weil deren Alleinstellungsmerkmale auf die Nachhaltigkeitsstrategie der Unternehmen einzahlen werden.“ Doris Geiger, Ulf Tietge
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