Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe November'24 - Hochrhein-Bodensee
15 11 | 2024 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten LEUTE Marius Tröndle Schlemmen am Schluchsee STARK ELOXAL GmbH Aluminiumoberflächentechnik Hauptstr. 1, D-79807 Lottstetten Tel. 07745/9232-0, Fax -30, stark@stark-eloxal.de STARK im... Strahlen Färben Glänzen Gleitschleifen Harteloxieren V or fünf Jahren wären wir hier im Dreck gestanden. Wir hätten keinen feinen Es- presso getrunken, sondern uns den Staub aus dem Gesicht gewischt. Marius Tröndle hätten wir trotzdem getroffen – aber nicht als Gastgeber im feinen Zwirn, sondern mit Schaffklamotten und Eimern voller Abbruch- material. Denn sein feines, kleines Boutique- Hotel mit Zwei-Sterne-Restaurant hat der Hotelier vom Schluchsee mit den eigenen Händen aufgebaut. Ein Macher eben. Und einer, der sich traut, groß zu denken. „Wir haben ein bisschen entrümpeln müs- sen“, sagt Marius Tröndle, grinst und wischt auf dem Handy durch ein paar alte Fotos der Mühle in Schluchsee. So sah das hier mal aus: ziemlich plüschig und vollgestellt, aber gut: Geschmäcker ändern sich. Heute ist der Raum ganz in der Moderne angekommen. Helle Eichenholztische, dunkelgrauer Stein- boden. Perfekt, um das Sieben-Gang-Menü zu genießen, das Küchenchef Niclas Nuss- baumer abends schickt und bei dem man die Wahl hat, ob man als Hauptgang lieber Wagyu A5 aus Miyazaki oder heimisches Reh ordert, das der Patron selbst schießt. Die Mühle – das war früher das Stammlokal der Freiburger Schickeria. 1904 als Berggast- hof eröffnet, seit den 1960ern eine kulina- rische Institution mit internationalem Publi- kum. Immer wieder sind Gäste im Haus, die von früher erzählen, als man auch mal zu zehnt in nur einem Auto nach Schluchsee ge- fahren ist. „Das Haus hat schon eine Menge erlebt“, schmunzelt Tröndle. „Ich mein: Als Der Schwarzwald ist touristisch ein Sehnsuchtsort, eine Marke mit Weltruf – aber auch mit Investitionsstau. Einer, der das jetzt ändert und den Black Forest neu definiert, ist Marius Tröndle, der am Schluchsee gerade Millionen auf den Auerhahn setzt … die Mühle 1603 gebaut wurde, war das hier alles noch Österreich.“ Inzwischen ist das Geschichte. Und die Mühle ist auch kein Alte-Leute-Treff mehr, sondern die Homebase von Marius und sei- nen jungen Wilden, die zusammenhalten wie Pech und Schwefel. Niclas Nussbaumer in der Küche, Marius’ Freundin Ankica Cabraja als Hoteldirektorin – kaum einer älter als 30. „Ich bin der Älteste im Team“, sagt Marius, grinst und fügt hinzu: „Und das mit 32.“ Die Oma als Game-Changer Dass es in der Welt von Marius Tröndle mal so kulinarisch zugeht, ist rückblickend über- raschend. „Ich bin mit 18 das erste Mal essen gegangen“, erzählt Tröndle, der mit 15 genug von der Realschule hatte und im (alten) Hotel Auerhahn eine Lehre zum Hotelfachmann absolvierte. „Für meine Eltern war Essen nur eine Notwendigkeit und bis heute wird es in meiner Familie nicht verstanden, dass man für eine Flasche Wein auch mal 180 Euro ausgeben kann.“ Nach dem Auerhahn ging es nach Mannheim. Kochlehre, weil in der Küche oft viel Geld verloren geht, wenn man keine Ahnung hat, dann zur Hotelfachschule, nach St. Moritz und Bad Gastein. Mit 27 stieß Marius auf die Mühle – via Immoscout. „Es gab locker 100 Bewerber. Aber unser Businessplan war am überzeugendsten, auch wenn der Bürger- meister damals noch meinte, dass wir doch bloß kein Gourmetrestaurant machen sollten, weil das ja keiner brauche.“
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