Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juli/August'24 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 7+8 | 2024 PANORAMA DIHK-Umfrage zu Hindernissen auf dem Binnenmarkt Zu viel Bürokratie, zu hohe Kosten D ie Deutsche Industrie- und Handels- kammer (DIHK) hat im Herbst 2023 die Industrie- und Handelskammern in Deutschland sowie die Auslandshandels- kammern in der EU zu Hindernissen im Binnenmarkt befragt. Trotz des 30-jähri- gen Bestehens des Binnenmarktes, dem Herzstück der EU, gibt es immer noch er- hebliche Barrieren für den freien Verkehr von Waren, Dienstleistungen und Kapital. Zu viel Bürokratie Unternehmen berichten von bürokratischen Hürden und uneinheitlichen Regelungen, die den grenzüberschreitenden Handel erschwe- ren und Innovationen sowie den Wettbewerb hemmen. Besonders die unterschiedlichen ad- ministrativen Anforderungen führen zu hohen Kosten und rechtlichen Unsicherheiten. Laut DIHK-Umfrage ist besonders der Bereich der Arbeitnehmerentsendung für grenzüberschrei- tende Dienstleistungen betroffen. Außerdem beklagen Unternehmen die mangelnde Einheit- lichkeit bei digitalen Behördengängen. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind besonders stark betroffen. Sie stoßen oft an ihre finanziellen und zeitlichen Grenzen, was die Attraktivität des Binnenmarkts schmälert. Eini- ge Unternehmen erwägen daher, sich aus be- stimmten EU-Ländern zurückzuziehen oder den Export ins EU-Ausland komplett einzustellen. Die Umfrage zeigt, dass eine stärkere Harmo- nisierung der Regeln innerhalb der EU erforder- lich ist, um gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle zu schaffen und den Binnenmarkt zu stärken. Diese Harmonisierung sollte jedoch den wirtschaftlichen Nutzen in den Vorder- grund stellen und nicht zu zusätzlichen Kos- ten und Pflichten führen – wie es etwa bei der Medical Device Regulation der Fall ist. Auch die Vielzahl an Regelungen, insbe- sondere im Bereich des Warenverkehrs mit Verpackungsvorgaben und Abfallregelungen, lässt manche Unternehmen von grenzüber- schreitenden Geschäften Abstand nehmen. Unternehmen sehen Rechtssicherheit und Rechtsstaatlichkeit als zentrale Faktoren für grenzüberschreitende Investitionen. Das Ver- trauen in die Effizienz nationaler Justizsysteme ist in einigen Mitgliedstaaten jedoch gering. Umfrageergebnisse gehen an Behörden und Politik Die DIHK-Umfrage zeigt, dass der Binnen- markt aus Sicht der deutschen gewerblichen Wirtschaft auch nach drei Jahrzehnten noch immer viele strukturelle Hindernisse aufweist. Es bedarf grundlegender Reformen, um die Grundfreiheiten der EU zu stärken und Bü- rokratie abzubauen. Die Umfrageergeb- nisse werden den Behörden und der Politik übermittelt, um konkrete Ver- besserungen anzu- stoßen. Hier geht es zur Umfrage: 4,5 Millionen Euro Fördergelder Infrastruktur für Wasserstoff D as Wirtschaftsministerium Baden-Würt- temberg fördert das trinationale Projekt „Hydrogen Valley Südbaden“ mit rund 4,5 Millionen Euro. Im „Hydrogen Valley Süd- baden“ haben sich Partner aus der Region Südlicher Oberrhein, dem Elsass und der Nordwestschweiz zusammengeschlossen, um grenzüberschreitend den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft voranzutreiben. Kern des Projekts sind Aufbau und Beschaffung entsprechender Infrastruktur, im Fokus da- bei Bedarfe von kleinen und mittleren Unter- nehmen. Ergänzend soll die Etablierung der Technologien durch begleitende Forschung untermauert und mit einer Professionalisie- rung der Trinationalen Clusterinitiative 3H 2 abgerundet werden. Zum Konsortium gehö- ren: Infrastruktur-Trägergesellschaft mbH & Co. KG, Hochschule Offenburg, Klimapartner Südbaden e.V. sowie Pôle véhicule du futur. Bitkom-Studie: wichtigste Zukunftstechnologie Kaum ein Start-up ohne KI I n der deutschen Start-up-Szene boomt Künstliche Intelligenz (KI): 76 Prozent set- zen bereits auf KI, verglichen mit nur 49 Pro- zent im Vorjahr. Im Gegensatz dazu nutzen lediglich 13 Prozent der Unternehmen in der Gesamtwirtschaft diese Technologie. Beson- ders verbreitet ist generative KI, die von 63 Prozent der Start-ups eingesetzt wird, sei es zur Unterstützung interner Prozesse (45%) oder als Teil ihrer Produkte und Dienstleis- tungen (37%). Laut einer Umfra- ge des Digitalver- bands Bitkom ist KI für 80 Prozent der Start-ups die wich- tigste Zukunfts- technologie, nur 17 Prozent halten sie für einen Hype. 39 Prozent meinen, dass Start-ups, die KI nicht nutzen, keine Zukunft haben. Diese Technologie erleichtert auch die Finanzierung: Dreiviertel der KI- Nutzer fanden dadurch leichter Investoren. Und 38 Prozent könnten ihr Produkt oder ihre Dienstleistung ohne KI gar nicht oder nur eingeschränkt nutzen. Eine knappe Mehrheit (56%) der Start-ups sieht schon heute in einer übertriebenen Regulierung den Grund, warum Produk- te wie ChatGPT nicht in der EU entwickelt werden. Im Mai hatte die EU den AI Act auf den Weg gebracht, der eine einheitliche KI-Regulierung in Europa schaffen soll. Ein Drittel (33%) sieht durch den AI Act einen Wettbewerbsnachteil für das eigene Start- up gegenüber Unternehmen etwa aus den USA oder China. Und ein Viertel (25%) geht davon aus, dass der AI Act ihr Start-up in der Nutzung beziehungsweise Entwicklung von KI einschränken wird. Bilder: Adobe Stoc/Shutter2U k; Adobe Stock/beugdesign

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ2MDE5