Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juli/August'24 - Hochrhein-Bodensee

7+8 | 2024 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 25 Jahre AP-Transporte Viel mehr als nur von A nach B KAPPEL-GRAFENHAUSEN. A wie Angela, P wie Patrick. Nicht nur dem Namen nach ist AP-Transporte ein Familienunternehmen, sondern auch auf dem Papier: Vor 25 Jahren hat Angela Klintz zusammen mit ihrem Mann Patrick das Kappel-Grafenhausener Transportunternehmen gegründet. Vor etwa fünf Jahren ist Sohn Luis mit eingestiegen. Vom ersten Tag an fährt AP-Transporte als Subunternehmer für Spediteure, darunter DHL Freight und DB Schenker. Die LKWs sind deutschlandweit und bis nach Frankreich unterwegs, beladen mit Gütern wie Ersatzteilen für Industrie, Non-food-Ware wie Haushalts- waren oder Agrarprodukte wie Saatgut und Dünger. Der Transport- betrieb wächst auf insgesamt 16 Mitarbeiter. Anfang der 2000er führt die Bundesrepublik die LKW-Maut ein, im- mer weiter sinkt die Pflichtgrenze (siehe Info). Und mit den Jahren kommen die Teuerungen von Reifen, Ersatzteilen, Diesel hinzu. Gleichzeitig gibt es aber immer mehr zu transportieren. Doch auch bei AP-Transporte schlägt der Fachkräftemangel zu. Fah- rer gehen in Rente, wechseln Betrieb oder Branche, erkranken. Niemand kommt nach. „Wir suchen seit Jahren, aber nur vereinzelt melden sich überhaupt Bewerber“, sagt Klintz. „Es war schon immer schwer, aber jetzt ist es ganz, ganz schwer geworden.“ Etwa 80.000 Berufskraftfahrer fehlen in Deutschland laut Bundesver- band Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) derzeit. Von diesen seien viele kurz vor dem Rentenalter. Die Situation sei ernst. „Deutschland droht in zwei bis drei Jahren ein Versorgungskollaps.“ Warum viele nicht mehr LKW-Fahrer werden wollen? Schuld dar- an sind dem BGL zufolge insbesondere mangelnde Wertschätzung, stressige Parkplatzsuche entlang der Autobahnen, um Ruhe- und Pau- senzeiten einzuhalten, und eine nicht zufriedenstellende Bezahlung. Dass es diese Probleme gibt, bestätigt auch die Inhaberin von AP- Transporte. Damit Betriebe wie ihrer seine Fahrer ordentlich bezah- len könnten, müssten die Frachtpreise steigen, glaubt Klintz. Auch durch mehr Gehalt wäre der Beruf attraktiver. Und sicher würden auch Zeitdruck und -aufwand eine Rolle dabei spielen, dass der Beruf für viele junge Leute heutzutage nicht mehr attraktiv ist. Nine-to-Five, Vier-Tage-Woche oder halbe Tage - nun mal leider nicht drin in der Branche. Auch sie kritisiert überdies das Verhalten mancher Kunden und Verkehrsteilnehmer den Fahrern gegenüber. „Sie werden oft nicht schön behandelt. Ich wünsche mir da mehr Akzeptanz und Respekt.“ Denn der Beruf sei viel mehr als nur von A nach B zu fahren. Bei AP-Transporte führt der LKW-Fahrer-Mangel schlussendlich dazu, dass sich der Betrieb innerhalb weniger Jahre stark verkleinern muss. Heute besteht er aus fünf Fahrern: Vater und Sohn Klintz und drei langjährigen Mitarbeitern. Angela Klintz macht die Unternehmens- führung inzwischen im Nebenerwerb, sie arbeitet wieder in ihrem alten Beruf als Medizinische Fachangestellte. Zwischenzeitlich fah- ren die AP-Transporter nur noch Tagestouren für den langjährigen Spediteur DHL Freight und ausschließlich in der Ortenau. Trotz aller Herausforderungen: Klintz sieht positiv nach vorne. „Wir sind gut aufgestellt. Und eine kleine Firma lässt sich besser händeln.“ Dass ihr Sohn inzwischen im Betrieb mitarbeitet, sei das Beste ge- wesen, was sie hätten machen können. Denn Luis Klintz weiß, wofür er arbeitet: für den Familienbetrieb. Und damit für seine Zukunft? Die Frage sei noch offen. „Wenn er den Betrieb übernehmen will, gerne. Die Frage ist derzeit, mit welchem Personal.“ Susanne Ehmann Fahrermangel, Teuerungen, Maut: Einfacher ist’s in der Transportbranche in den vergangenen Jahren nicht geworden. Das hat auch der Grafenhausener Familienbetrieb „AP-Transporte“ zu spüren bekommen. Doch der kleine Betrieb hält sich wacker. INFO LKW-MAUT Am 1. Juli tritt eine neue Regelung der LKW-Maut in Kraft, nach der Fahrzeuge mit einer Gesamtmasse von mehr als 3,5 Tonnen mautpflichtig werden. Bisher lag die Grenze bei 7,5 Tonnen. Von der Ausweitung sind somit erstmals auch leichte LKWs, Pritschenwagen und schwere Trans- porter-Modelle betroffen. Es wurde zwar eineAusnahmereglung für Fahr- zeuge von Handwerks- und handwerksähnlichen Betrieben zur Befreiung von der Mautpflicht im Gesetz vorgesehen, für die sich deutschlandweit alle Industrie- und Handelskammern eingesetzt haben, die Umsetzung derer sei aber unzureichend, sagt Dirk Schroff, Verkehrsreferent bei der IHK Hochrhein-Bodensee.Aus diesem Grund setze sich die IHK dafür ein, dass bei der Umsetzung der Maut schnellstmöglich nachgebessert werde. Ansprechpartner bei den IHKs: norbert.uphues@freiburg.ihk.de laura.csulits@vs.ihk.de dirk.schroff@konstanz.ihk.de

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