Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Mai'24 -Schwarzwald-Baar-Heuberg
54 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 5 | 2024 Herr Plöger, Sie betonen in Ihren Vorträgen zum Klimawandel, dass wir kein Wissens-, sondern ein Handlungsproblem haben. Was meinen Sie damit? Sven Plöger: Unser Planet, der ja das Fundament für alles ist, was wir hier so erleben dürfen, ist eine sehr sehr komplexe Angelegenheit. Deshalb ist es wichtig, zu erfassen, wie alles zusammenhängt – geografisch, aber auch über die Zeitachse. Ich sehe mich als Übersetzer dieses schwierigen Themas. Denn nur wenn wir die Zusammenhänge nachvollziehen, verstehen wir auch, dass und wie wir mit unserem Verhalten Einfluss auf dieses weltumspannende System nehmen. Den meisten Menschen ist das grundsätzlich auch klar. Der große Wissenschaftsjournalist Hoimar von Ditfurth hat bereits in den 1970er Jahren den Klimawandel skizziert. Das, was er damals beschrie- ben hat, tritt nun sukzessive ein. Und nach ihm folgten unzählige Wissenschaftler mit weiteren Erkenntnissen. Insofern kann niemand sagen, es fehle an Wissen um den Klimawandel. Es fehlt uns an Handlungen. Was hält die Menschheit denn ab? Das hat maßgeblich mit der Evolution zu tun. Die hat uns so erfunden, dass wir Energiesparer sind, wenn es um unsere eigenen Kräfte geht. Angefangen bei der Flucht vorm Säbelzahntiger ist der Mensch ge- macht für kurzfristige, konkrete Bedrohungen. Und nun kommt plötzlich das Klimathema: Irgendwann passiert irgendjemandem irgendwo irgendetwas. Das ist so unkonkret, dass wir schlecht damit umgehen können – schließlich sind wir darauf gepolt, nicht zu frühzeitig eigene Kräfte zu verschwenden. Was darin mündet, dass wir einfach abwarten. Motto: Vielleicht bin ich selbst ja gar nicht konkret bedroht. Das Klima ist zu unbestimmt für die menschliche DNA. Warum geraten wir nicht stärker in Panik? Erwärmung wird von uns nicht unmittelbar als Bedrohung empfunden. Wärme verbinden wir mit Urlaub. In Wirk- lichkeit sind Hitzewellen die gewaltigsten Unwetter, die zehntausende Menschenleben kosten – sie sind aber eben nicht so visuell wie Stürme oder Überschwem- »Zwei Prozent sind nicht wenig. Zwei Prozent sind viel« Bild: Adobe Stock/ photoschmidt » Der Planet braucht uns nicht... « Diplom-Metereologe Sven Plöger über Klimawandel und Selbstbetrug Wir brauchen ihn! – Auf den Neujahrsempfängen der IHK Hochrhein-Bodensee in Schopfheim und Konstanz sorgte Sven Plöger als Gastredner für fröhliches Lachen, ernste Momente und ein bisschen Zuversicht. Der Meteorologe sprach engagiert über das Klima und wie es um dieses bestellt ist. Seine Botschaft: Es ist noch nicht zu spät, den Klimawandel zu verlangsamen. Aber dafür müssen alle mitmachen. Viele Unternehmen tun das bereits – aber es müssen mehr werden. THEMEN & TRENDS
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