Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Mai'24 -Schwarzwald-Baar-Heuberg
14 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 5 | 2024 LEUTE GRÜNDER Frau Ziegler, Sie haben 2021 die Firma OpenDress gegründet. Wie kam es dazu? Die Idee für OpenDress entstand während meines Studiums an der Hochschule für Ge- staltung und Wirtschaft Konstanz (HTWG), in dem ich über Nachhaltigkeit, Digitalisierung von Lieferketten, KI für Mode und Schnittmustertechnologie forsche. Ziel ist es, über die Verknüpfung von KI, Textil und Design eine nachhaltige und zukunftssichere Modeindustrie zu schaffen – und massive Überproduktion zu vermeiden. Ihre App Beawear ist ein Kompositum aus den englischen Begriffen „sei achtsam“ und „etwas tragen“. Welches Problem löst Ihr Angebot? Ich will Mode neu denken: Durch die Erstellung eines 3D-Bodyscans, einem digitalen Zwil- ling, gehören Retouren zukünftig der Vergangenheit an. Der Scan lässt sich mit jedem mobi- len Endgerät erstellen. In den Partnerstores filtert der digitale Zwilling nach den passenden Größen. Über den Algorithmus werden so nur Artikel empfohlen, die auf den tatsächlichen Körpermaßen beruhen statt auf den Kleidergrößen S bis XL. Wie ist das Geschäftsmodell, wer sind Ihre Kunden? Wir sind ein B2B- und Software-as-a-Service-Anbieter (SaaS). Das heißt, wir bieten inter- national eine API-Schnittstelle zu Onlineshops an. Je nach Shopgröße variieren die monat- lichen Abokosten. Diese beginnen bei 99 Euro und enden bei 4.900 Euro für Multimarken- shops und Marktplätze. Wie lautet Ihr Zwischenfazit drei Jahre nach der Gründung? Die Gründungsphase war durch Krisen gekennzeichnet: Corona, der Ukrainekrieg, Energie- und Wirtschaftskrise. Entgegen allen Ratschlägen habe ich die Firma auf mehrere Standbei- ne gestellt. Das hat uns aus heutiger Sicht das Überleben garantiert. Selbst sicher geglaub- te Projekte mit großen Institutionen wie der Bundeswehr, P&C oder Jelmoli wurden wegen Krieg oder Insolvenz stillgelegt. Da half es, dass wir gleichzeitig auch Forschungsprojekte haben, die unser Grundeinkommen teilweise absichern. Ich habe gelernt: Nichts ist sicher, und alles kann sich sofort ändern. Wie groß ist Ihr Team? Wir haben seit drei Jahren ungefähr die gleiche Mitarbeiteranzahl, rund zehn Beschäftigte, die teilweise über Forschungsprojekte abgesichert sind, teilweise aus Investorengeldern fi- nanziert werden. Was hat Sie am meisten beflügelt? Dass das eintritt, was ich schon lange prognostiziere: Die Fashion-Titanen fallen in den letzten Jahren der Reihe nach um. Kleidung in Massen zu produzieren, mit veralteten Grö- ßentabellen, die niemandem wirklich passen, zahlt sich auf lange Sicht nicht aus. Unsere Lösungen sind mehr denn je wichtig, um endlich eine Datengrundlage für Fashionunter- nehmen zu legen, damit sie wissen, wie ihre Kunden aussehen und was sie produzieren sollen. Welche Ziele verfolgen Sie aktuell? Wir arbeiten an der Skalierung und europaweiten Expansion unserer Größenempfehlung als API-Schnittstelle, für mehr Sichtbarkeit und Marktweite. Und wir schauen optimis- tisch in die Zukunft: Künftige Gesetze – EU-weit und darüber hinaus – sehen vor, die CO 2 -Emissionen der Lieferwege zu tracken. Da braucht es Ideen. Unsere Lösung bietet die Datengrundlage, um die geforderten neuen Regularien zu erfüllen. Interview: Benedikt Brüne OpenDress 3D-Bodyscans statt Standardgrößen OpenDress Branche: Fashion-Tech Idee: 3D-Körper-Scans für die Modeindustrie, um Mode passender zu machen Gründerin: Verena Ziegler Ort: Konstanz Gründung: Dezember 2021 Webseite: OpenDress.com
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