Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Mai'24 -Schwarzwald-Baar-Heuberg
10 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 5 | 2024 TITEL „Arbeitsmarkt am Oberrhein“ ( www.ihk.de/ freiburg 6080436 ), die die Regio Basiliensis und die IHK Südlicher Oberrhein in Auftrag gegeben haben: Rund 99.500 Arbeitskräfte pendeln derzeit innerhalb des Oberrheinge- biets in das benachbarte Ausland. Noch ein paar Dellen im Rund Wie kaum eine andere steht die Trinationa- le Metropolregion für intensiven Austausch und Kooperationen. Dennoch gibt es immer noch viele Hindernisse, die vor allem in un- terschiedlichen Gesetzgebungen begründet sind, wie etwa das genannte unterschiedliche zulässige Gesamtgewicht von Lkw. Paul Die- ter Waltersbacher, Group Treasurer bei der Oberkircher „ERNST“ Gruppe, nennt weitere Punkte, die grenzüberschreitendes Unterneh- mertum erschweren: der Kündigungsschutz von Mitarbeitern in Frankreich, die einge- schränkte Flexibilität durch das Entsendege- setz und die Notwendigkeit der A1-Bescheini- gung, die Arbeitnehmer für Dienstreisen nach Frankreich vorweisen müssen. 1997 hat die Ernst Gruppe ihr Werk zur Produktion von Stanzteilen im elsässischen Niederbronn les Bains gegründet. „Frankreich als wichtiger Exportmarkt für deutsche Unternehmen war der Hauptgrund dafür, diesen Standort zur gründen“, sagt Paul Dieter Waltersbacher. Mittlerweile aber hätten sich einige der dorti- gen Rahmenbedingungen negativ entwickelt, „wie etwa die Entwicklung der Lohnkosten durch die 35-Stunden-Woche oder die über- bordende Bürokratie“. Auf EU-Ebene ist die immer lauter werdende Kritik der Unternehmer an der überborden- den Bürokratie angekommen. Doch: „Europa ist nicht perfekt. Es geht dabei aber nicht um ein Erkenntnisdefizit, sondern um ein Umset- Business Twin Mit dem deutsch-französischen Projekt „Business Twin“ wollen die IHK Südlicher Oberrhein und die CCI Alsace Eurométropole eine neue Ebene für grenzüberschrei- tende Zusammenarbeit schaffen. „Wir wollen Unternehmen verpartnern, ähnlich einer Jume- lage, einer Städtepartnerschaft“, erklärt Philippe Fraunhofer in seiner Funktion als Koordinator der Säule Wirtschaft der Trina- tionalen Metropolregion Oberhein (TMO). Der Schwerpunkt der Partner- schaft liegt dabei auf kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Mit Leben gefüllt werden soll sie durch den wechselseitigen Austausch von Managern und Führungskräften, etwa zu verschiedenen Best Practices, durch den Austausch von Mitarbeitern oder durch gemeinsame Grillfeste und Ausflüge. Vorteile für Unternehmen: schnelleres Wachsen durch Netzwerken, Entwicklung interkultureller Kompetenzen, besseres Verstehen der Ge- schäftswelt des Nachbarlands – unter anderem. Dabei wird der Rahmen der Partnerschaft von den Projektverantwortlichen gesteckt, mit Leben müssen sie es selbst füllen. Noch befindet sich „Business Twin“ in der Antragsphase für das Förderprogramm Interreg Oberrhein. Koordinator Philippe Fraunhofer hofft aber auf den Startschuss möglichst im Herbst. Interessierte Unternehmen können sich bei Philippe Fraunhofer melden: 07821 2703-612 philippe.fraunhofer@freiburg.ihk.de . Ihre IHKs vor Ort IHK Hochrhein-Bodensee: 07531 2860-0 (Konstanz) 07622 3907-0 (Schopfheim) IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg: 07721 922-0 IHK Südlicher Oberrhein: 0761 3858-0 Die einzelnen Ansprechpartner der IHKs finden Sie über den QR-Code: Bild: Adobe Stock/daboost Regio Lab Junge Menschen ermutigen, Berufs- erfahrungen auf der anderen Seite der Grenze zu sammeln – das will das Projekt „Regio Lab“, das im Januar vergangenen Jahres an den Start gegangen ist, vom Deutsch-Französi- schen Jugendwerk (DFJW) in Koope- ration mit 25 regionalen Partnern getragen wird und aus mehreren Teilprojekten besteht: Themen- Labs sollen Akteure zu konkreten Fragestellungen der grenzüber- schreitenden Mobilität zusammenbringen, Regio-Lab-Botschafter sollen an Schulen gehen, um Schüler zu ermutigen, den Schritt ins Ausland zu wagen. Ebenfalls im Rahmen von „Regio Lab“ gibt es eine Fortbildungsreihe für Lehrkräfte, und die IHK Südlicher Oberrhein hat die auf mehrere Jahre ange- legte Aktion „Schulversuch“ mitinitiiert, die Schüler fit für ein Praktikum im Nachbarland machen soll. Unternehmensbesuche gehören ebenso zu „Regio Lab“ wie Vorbereitungsseminare, Berufsberatung, Unterstützung bei der Praktikumssuche und dessen Finanzierung. Bereits im Dezember waren deutsche Schüler zu Besuch in der Schokoladen- fabrik Stoffel in Haguenau, Mitte März ging’s ins Textilmuseum in Mulhouse und ins Recyclingzentrum Relais Est in Wittenheim. „Wir beteiligen uns am Projekt“, erklärt die dortige Sensibilisierungsbeauftragte Hélène Bazin (Chargée de Sensibilisation), „weil wir es sehr interessant finden, dass junge Deutsche etwas über die Sozial- und Solidarwirtschaft in Frankreich lernen möchten.“ Bild: Bundesagentur für Arbeit/Michael Bode
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