Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe März/April'24 -Südlicher Oberrhein

61 3+4 | 2024 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten Wein in Bierflaschen Mehrweg für den grünen Fußabdruck N ein, das ist kein Werbegag, sondern eine bier- be- ziehungsweise weinernste Sache. Denn es geht um Nachhaltigkeit und das Ziel, CO 2 einzusparen. „Schon vor rund 15 Jahren haben wir unseren ersten CO 2 -Fuß- abdruck erstellen lassen. Zu unserem Erstaunen kam dabei heraus, dass der entscheidende Faktor gar nicht ist, was wir im Weinberg oder Keller machen, denn allei- ne Transport und Verpackung sind zusammen für rund 50 Prozent unseres Ausstoßes verantwortlich“, erklärt Kolja Bitzenhofer, Leiter des Staatsweinguts Freiburg. Der größte „Übeltäter“: die Glasflasche. Denn für die Herstellung von Glas braucht es enorm viel Energie, selbst wenn Altglas aus den Containern beigemischt wird. Mehrweg heißt also die Lösung. Da es aber kein einheitliches Mehrwegsystem für Weinflaschen gibt, musste eine andere Idee her. „Da sind wir schnell bei den Bierflaschen gelandet. Die dicken Flaschen können nicht nur über 50 mal befüllt werden, bevor sie abge- nutzt ins Altglas wandern, sondern auch das Pfandsys- tem ist etabliert und wird von den Kunden deutschland- weit akzeptiert“, so Bitzenhofer. Weil das Staatsweingut seinen Wein hauptsächlich in der Region verkauft, hat sich Kolja Bitzenhofer für den Flaschentyp entschieden, den die Ganter-Brauerei be- nutzt. „Dorthin kommen die Flaschen aus den Leergut- automaten der Supermärkte zurück und werden wieder befüllt“, erklärt der Leiter des Weinguts. Letztendlich sei es aber egal, wer die Flaschen weiter verwendet, denn schließlich gehe es in erster Linie darum, den Kreislauf nicht zu unterbrechen. Bei Ganter wurden dann auch die Etiketten für die Wein- Bierflaschen getestet. „Wir können nicht unsere nor- malen Etiketten nehmen, denn die sind dafür gemacht, sehr lange und vor allem auch bei Feuchtigkeit gut auf den Weinflaschen zu kleben. Bei Pfandflaschen müssen die Etiketten aber einfach abzulösen sein“, erklärt Kolja Bitzenhofer. Mitte November vergangenen Jahres kamen dann die ersten 2.000 Halbliter-Flaschen auf den Markt – befüllt mit dem Bestseller des Staatsweinguts, einem Weißbur- gunder, und verschlossen – natürlich – mit Kronkorken. „Das mag etwas gewöhnungsbedürftig sein, aber wir haben keine einzige negative Rückmeldung unserer Kunden erhalten“, berichtet Bitzenhofer, der mit einem Augenzwinkern darauf verweist, dass auch die teuers- ten Champagnerflaschen mit Kronkorken verschlossen sind, bis sie degorgiert werden. Die neuen Weißburgunderflaschen waren binnen vier Wochen ausverkauft. „Ein toller Start, mit dem Erfolg hätten wir so nicht gerechnet“, sagt Kolja Bitzenhofer, der sich auf etwas mehr kritische Stimmen eingestellt hatte. Auch die Größe scheint bei Weinliebhabern sehr gut anzukommen. Mittlerweile sind weitere Fla- schen abgefüllt, ab Mai sollen ein Rosé, ein Rotwein und zwei Bio-Weine des Staatsweinguts ebenfalls in Mehrweg-Bierflaschen auch im regionalen Handel erhältlich sein. „Aktuell, im Teststadium, in dem klei- nere Mengen als bei einer normalen 0,75-Weinflasche verkauft werden, fällt die Wirtschaftlichkeit etwas geringer aus“, so der Weingutleiter. „Doch nur vor- rübergehend, da wir die Menge an Halbliterflaschen verfünfachen wollen, sinken die Kosten auf das Niveau der Dreiviertelliterflasche – mit dem Zusatznutzen der Nachhaltigkeit.“ Daniela Santo Der Blick über den Tellerrand inspiriert oft zu neuen Ideen. Unter „Frisch gedacht“ stellen wir deshalb Firmen aus der Region vor, die Themen aus dem Betriebsalltag mal anders angehen. Zum Staunen und Nachmachen. Diesmal: Das Staatsweingut Freiburg füllt Wein in Bierflaschen ab. Kolja Bitzenhofer mit der Bier- Weinflasche Jetzt bewerben KI-Champions werden E nde Januar eröffnete Landeswirtschaftsministerin Nicole Hoff- meister-Kraut das diesjährige Rennen um die „KI-Champions BW 2024“. Bis zum 5. April können sich Start-ups und Unternehmen aller Branchen mit ihren KI-basierten Produkten, Dienstleistungen oder Geschäftsmodellen sowie auch Forschungseinrichtungen mit herausragenden KI-Forschungsprojekten bewerben. Zudem können auch wieder KI-Cluster, die hervorstechende KI-Innovationen voran- treiben und unterstützen, am Wettbewerb teilnehmen. uh Infos zum Wettbewerb und der Weg zur Onlinebewerbung unter www.ki-champions-bw.de Neue Runde beim Pflanzwettbewerb Deutschland summt wieder D er bundesweite Pflanzwettbewerb „Wir tun was für Bienen!“ der Stiftung für Mensch und Umwelt geht in eine neue Runde. Auch Unternehmen können sich beteiligen, indem sie zum Beispiel insek- tenfreundliche Firmenflächen anlegen, inspirierende Pflanzaktionen auf dem eigenen Gelände starten oder Mitarbeiter und Auszubildende anders für das Thema Artenvielfalt begeistern. Vom 1. April bis zum 31. Juli können Wettbewerbsbeiträge in Bild und Text hochgeladen werden. Die besten Firmenbeiträge erhalten bis zu 400 Euro. uh Infos zum Wettbewerb unter wir-tun-was-fuer-bienen.de

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