Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe März/April'24 -Südlicher Oberrhein
THEMEN & TRENDS ANZEIGE Design - Bau - Service Immobilien mit System GOLDBECK Niederlassung Karlsruhe, 76139 Karlsruhe, Am Storrenacker 8, Tel. +49 721 942488-0, karlsruhe@goldbeck.de GOLDBECK Niederlassung Bodensee, 78234 Engen, Robert-Bosch-Straße 1, Tel. +49 7733 36044-0 , bodensee@goldbeck.de building excellence goldbeck.de aus China weg. Aber wenn sie erweitern wollen, machen sie es nicht mehr in China, sondern suchen sich andere Märkte, unter anderem Indien. Welche deutschen Branchen haben in Indien die besten Chancen? Dazu zählen Maschinenbau und Automobilindustrie, zumal sich in Pune schon sehr früh die deutschen Autobauer angesiedelt haben und das ganze Ökosystem vor Ort ist. Daneben sehen wir Invest- ments von Pharma und Chemie. Auch bei Medizintechnik und er- neuerbaren Energien wird sich viel tun. Was sind die größten Risiken für die Investoren? Ziel der indischen Regierung ist es, das Land auch als Industrie- standort stärker zu pushen. Dafür muss die Infrastruktur weiter konsequent verbessert werden, um die vergleichsweise hohen Lo- gistikkosten senken zu können, die durch die ineffizienten Systeme entstehen. Dies ist ein klarer Schwerpunkt der indischen Regierung. Ein zweites Thema ist, dass bei stark wachsender Bevölkerung sehr viele Arbeitsplätze geschaffen werden müssen, um den sozialen Frieden zu bewahren. Das Wachstum muss auch in größeren Teilen der Bevölkerung ankommen. Last but not least könnte sich aufgrund der stärker gewordenen Stellung Indiens eine Haltung entwickeln, dass das weitere Wachstum ein Selbstläufer ist und damit weitere Reformen und der Fortschritt bei den Handelsabkommen abge- bremst wird. An der Spitze der Regierung steht seit fast zehn Jahren Narendra Modi mit seiner hindunationalistischen BJP. Was hat er erreicht? Indien gilt traditionell als schwieriger, komplizierter und bürokra- tischer Markt. Das trifft nach wie vor zu. Aber es ist auch einiges passiert. Für Firmengründungen etwa gibt es in einigen Bundesstaa- ten die One-Window-Lösungen mit einem Ansprechpartner für den gesamten Prozess. Steuererklärungen und Bezahlprozesse laufen mittlerweile auf elektronischem Weg. Das entzieht der Korruption zumindest auf der oberen Ebene den Boden, auf der lokalen Ebene sicher noch nicht im gleichen Maß. Positiv war auch die Einführung der einheitlichen Goods and Ser- vices Tax, die eine Vielzahl von Steuern ersetzte und Steuererklä- rungen vereinfachte. Für Neuansiedlungen und Gründungen sind die Einkommenssteuersätze in einigen Bereichen von mehr als 30 auf unter 20 Prozent gesenkt worden. Allerdings nur bei Produkti- onsbeginn vor dem 31. März 2024. Noch nicht gelungen ist die Reform des Arbeitsrechts, mit dem mehr als 20 auf 4 Gesetze reduziert werden sollen, vor allem mit dem Ziel, die Zahl der formalen Beschäftigungsverhältnisse zu erhöhen. Damit würden auch mehr Inder eine Altersversorgung erhalten. Das bevölkerungsstärkste Land der Erde punktet mit einer sehr jungen Bevölkerung. Wie leicht finden deutsche Mittelständler geeignete Fachkräfte vor Ort? Bei Industriearbeitsplätzen gibt es sicher Engpässe, weil es kein duales System wie in Deutschland gibt. Wir versuchen als Kammer gegenzusteuern, vergeben A-Zertifikate für Aus- bildungen wie Mechatroniker, Werkzeugmacher, Industriemechaniker, bilden die Ausbilder aus, stellen sicher, dass das deutsche Curriculum eingehalten wird und bei den Prüfungen theo- retische und praktische Kenntnisse dem deut- schen Niveau entsprechen. Seit Jahren wird um ein Handelsabkommen mit der EU gerungen. Wie stehen heute die Chancen auf einen Abschluss? Vor den Wahlen in Indien im Mai 2024 wird sicher nichts mehr passieren. Das gilt auch für das Abkommen Indien – Großbritannien. Die wichtigsten Themen sind für die Unterneh- men Zollsätze, Zollverfahren, Ursprungszeug- nisse und nicht tarifäre Handelshemmnisse. Europa will ein vollumfängliches Abkommen inklusive Nachhaltigkeitsthemen, Indien will sich eher erst einmal auf die Kernthemen konzentrieren. Interview: Eli Hamacher »Das Interesse an Indien hat deutlich zugenommen« Stefan Halusa , Hauptgeschäftsführer der AHK Indien, Mumbai Bilder: www.eventfotograf.in (Portät), Adobe Stock/ muchmania(oben), Yagnik (unten)
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