Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe März/April'24 -Südlicher Oberrhein

53 3+4 | 2024 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten Dabei wird ein hoher Strombedarf vor allem in der Grundstoffche- mie, der Metallindustrie und im Papiergewerbe erwartet. Prozentual wird in der Branche „Glas, Keramik und Zement“ der größte Anstieg mit 110 Prozent – von 1,0 auf 2,1 TWh – erwartet. In den übrigen Branchen liegt der erwartete Anstieg im Basissze- nario zwischen 22 und 89 Prozent. Wenn Energieeffizienzmaßnahmen im Zuge von Elektrifizierungs- maßnahmen oder Umbauten an der Energieversor- gung stringent berücksichtigt werden, dürfte der Anstieg insgesamt niedriger ausfallen und sich am unteren Ende der Spanne befinden. Neben den Elektrifizierungsmaßnahmen zahlreicher Prozesse, die heute mit fossilen Energieträgern be- trieben werden, werden die Energieträger Biogas und Wasserstoff eine Ergänzung darstellen. Um den steigenden Strombedarf klimaneutral und mit verbrauchsnaher Stromerzeugung zu decken, ist der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Baden- Württemberg unerlässlich. Die Analyse zeigt, dass das Land Baden-Württem- berg unter Berücksichtigung der landesspezifischen Ziele in 2040 nicht genug Strom aus Erneuerbaren Energien lokal erzeugen kann, um den steigenden Strombedarf jahresbilanziell – also im Vergleich der Jahresmengen – zu decken. Das technische Potenzial hingegen ist sehr viel höher als der errech- nete Strombedarf. Es impliziert aber eine vollständige Ausnutzung der verfügbaren Flächen. Das vermutlich erschließbare Potenzial liegt demnach zwischen den politischen Zielen und dem techni- schen Potenzial. Werden die Erneuerbaren Energien entsprechend der aktuellen politischen Zielsetzung ausgebaut, ergibt sich für 2040 ein bilan- zieller jährlicher Saldo für Stromflüsse aus Nachbar- bundesländern (Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz) oder Nachbarländern (Frankreich, Schweiz) je nach Szenario zwischen 16 und 69 TWh. Weitere Kraft- werke wie Wasserstoffkraftwerke werden auch im Land zur Stromerzeugung beitragen und die bilanzielle Lücke reduzieren, allerdings nur im Umfang von etwa 10 TWh. Es wird daher geschätzt, dass Baden-Württemberg im Jahr 2040 Stromnettoimporteur ist. Der Bau von deutlich mehr Solar- und Windkraftanlagen redu- ziert die Abhängigkeit und stärkt die Resilienz im Stromsystem des Landes. Zudem könnte der Strom- preis entsprechend niedriger ausfallen. Ein entsprechender Zubau an Erneuerbaren Energien, selbst auf Basis der aktuellen politischen Zielsetzung, ist höchst herausfor- dernd. Um wenigstens eine jahresbilanzielle Versorgung sicher zu stellen, müssten die politischen Zielsetzungen weiter verschärft und die Rahmenbedingungen verbessert werden. Um die vorhandenen Potenziale der Erneuer- baren Energien schneller und vollständiger zu heben, können verschiedene Maßnahmen von unterschiedlichen Akteuren in Baden-Württem- berg angestoßen, implementiert und realisiert werden. Die Politik kann dazu beitragen, indem sie das Ziel der Klimaneutralität 2040 um konkrete Aus- bauziele mit sinnvollen Rahmenbedingungen er- gänzt, deren Erreichung jährlich überprüft wird. Planungs- und Genehmigungszeiten bei Wind- kraftprojekten sollten weiter verringert werden. Vorrangflächen, wie sie für die Windenergie aus- gewiesen werden, sollten auch für PV-Anlagen vorgesehen werden. Wo rechtliche Hürden für den Ausbau bestehen, sollten diese konsequent durch die Politik abgebaut werden. BWIHK/Ulrike Heitze So sollen sich die Erneuerbaren Energien nach der aktuellen politischen Zielsetzung bis 2040 entwickeln Quelle: Stromstudie Baden-Württemberg, Fraunhofer ISE, 2024 Ist 2021 Ziel 2040 TWh 92 19 18 30 32 5 7 Photovoltaik (Freiflächen/ Parkplatzüberdachung) Photovoltaik (Dächer) Onshore-Windkraft Wasserkraft Biomasse/Biogas 10 30 40 50 60 70 80 90 100 Jahr Zwischen den politisch geplanten Erneuerbaren in 2040 und dem prognostizierten Strombedarf klafft eine Lücke von 16 bis 69 TWh Ansprechpartner rund um Energie und Erneuerbare Dirk Schroff 07531 2860-165 dirk.schroff@konstanz.ihk.de IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg: Marcel Trogisch 07721 922-170 trogisch@vs.ihk.de IHK Südlicher Oberrhein: Jil Munga 0761 3858-263 jil.munga@freiburg.ihk.de Den Abschlussbericht zur Stromstudie gibt es zum Herunterladen unter www.bw.ihk.de Stromstudie oder bequemer über den QR-Code

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