Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe März/April'24 -Südlicher Oberrhein
38 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 3+4 | 2024 UNTERNEHMEN 2022 musste die Produktion gedrosselt werden, weil die Niedrigwasserperiode im Frühjahr mit knapp sechs Wochen zu lang war. Gleiches war 2018 der Fall. Um dem weiter vorzubeugen, sucht die BSW weitere Lager- fläche, obwohl das mit Aufwand für den Betriebsablauf verbunden ist: „Am einfachsten für uns ist es, wenn der Schrott vom Schiff direkt in den Schrottkorb geladen wird. Denn der fährt direkt in die Stahlwerkshalle, muss also nicht umgeladen werden. Wird das Schiff an einer anderen Stelle entladen, müssen wir mehr Ressourcen einsetzen, um das Material nutzen zu können“, erläu- tert der Geschäftsführer. Oder, wie es Christian Peter formuliert hat: „Jedes Umladen kostet Geld!“ Gleiches gilt für Transporte, die aufgrund von Niedrig- wasser auf mehrere Schiffe verteilt werden. Die Was- sertiefe bestimmt, welche Schiffe mit welcher Tonnage fahren dürfen. Ausschlaggebend für den Oberrhein ist der Rhein-Pegel bei Kaub nahe der Loreley. Dessen Wert ist auch Grundlage für den sogenannten Kleinwas- serzuschlag: Dieser wird – nach Vereinbarung – von den Dienstleistern an die Frachtkunden weiterberech- net. Der Transport eines 40-Fuß-Containers kann so bei unglücklichem Wasserstand zwischen 40 und 135 Euro teurer werden. Trimodale Angelegenheit Nur einen Steinwurf von den BSW entfernt steht der Schreibtisch von Volker Molz. Niedrigwasser berei- tet dem Geschäftsführer der Hafenverwaltung Kehl wenig Sorge. „Wir haben immer Wasser“, sagt er mit einem Lächeln und dem Verweis auf die Staustufe bei Gambsheim, etwa 14 Kilometer flussabwärts. Die Ha- fenbecken weisen so selbst bei Niedrigwasser eine Wassertiefe von 3,50 Metern auf. Sie werden regel- mäßig geprüft und bei Bedarf ausgebaggert. In Kehl lagern nicht nur die Stahlwerke ihren Schrott, auch Koehler Paper aus Oberkirch besitzt hier ein Puffer- lager für Zellulose. Genutzt wird die trimodale Infrastruktur – für Schiff, Schiene und Straße – zudem etwa vom Tunnelbohrma- schinenhersteller Herrenknecht aus Schwanau und der Sachtleben Minerals in Hausach sowie von Logistikern aus Südbaden. Für Volker Molz heißt das, wenn die Schifffahrt auf dem Rhein unterbrochen wird, kann der Hafen durch seine Infrastruktur viele Verkehre auf Güterzüge oder Lkw verlagern. Vier sogenannte Ganzzüge, also direkte Verbindungen, für Container verbinden den Kehler Hafen über die Euro Terminal Kehl GmbH mehrmals wöchentlich mit Destinationen in den Niederlanden und Belgien. Ähnliche Verbindungen gibt es auch ab Basel sowie Weil am Rhein. Auf diese Schienenverbindung verweist auch Roland Steinebrunner, wenn es um Containertransporte zu den Seehäfen geht. Die stellten bei Fahrverboten für die Schifffahrt eine Alternative dar, sagt der Seefracht- leiter der Streck Transportgesellschaft mit Sitz in Lör- rach. Und nicht nur in diesem Zusammenhang: „Das Binnenschiff ist günstig, dafür aber relativ langsam und unterliegt sehr stark externen Einflüssen. Sofern die Schiffbarkeit des Rheins weiter abnimmt, wird auch die Bedeutung der Binnenschifffahrt weiter abnehmen.“ Als einen weiteren Aspekt benennt er den Zusammen- hang zwischen Warenwert und Termintreue: „Wenn sich die Industrie weiter in Richtung hochwertiger Gü- ter verändert, wird die Binnenschifffahrt ebenfalls an »Wir haben immer Wasser« Volker Molz Geschäftsführer Hafenverwaltung Kehl »Sofern die Schiffbarkeit des Rheins wei- ter abnimmt, wird auch die Bedeutung der Binnenschiff- fahrt weiter abnehmen« Roland Steinebrunner Seefrachtleiter Streck Transportgesellschaft, Lörrach Die Rheinhäfen in der Region Rheinfelden Basel (CH) Weil am Rhein Huningue (F) Ottmarsheim (F) Volgelsheim (F) Breisach Strasbourg (F) Kehl (im Bild)
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