Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Februar'24 -Südlicher Oberrhein

47 2 | 2024 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten Wasserstoff-Studie zeigt Handlungsbedarf in der Bodenseeregion „Grenzübergreifend“ lautet das Zauberwort G rüner Wasserstoff ist längst kein Hype mehr. Er setzt sich als Energieträger und Rohstoff immer stärker durch und spielt in einer zunehmend nach- haltigen Wirtschaft eine wichtige Rolle, insbeson- dere für den industriell geprägten Wirtschaftsraum Bodensee. So ist es ist keine Frage, ob und wann Wasserstoff eingeführt wird, sondern nur noch wie viel und für welche Anwendungen. Kommt man ak- tuell noch mit der lokalen Produktion aus, wird man ab 2030 ergänzend nachhaltigen Wasserstoff impor- tieren müssen, um den gesamten Bedarf zu decken. Voraussetzung dafür wird aber die nationale sowie grenzübergreifende Koordination der Wasserstoff- infrastruktur sein. Infrastruktur gemeinsam planen Bruchstellen im Versorgungsnetz entlang nationaler Grenzen würden die Versorgungssicherheit der Region als Ganzes beeinträchtigen und wären wirtschaftlich ineffizient, heißt es in der Studie „Wasserstoff für die Bodenseeregion“, die von Markus Friedl, Leiter des Instituts für Energietechnik der OST – Ostschweizer Fachhochschule, im Auftrag der Bodensee-IHKs durch- geführt wurde. Aus diesem Grund braucht es eine intensivere Zusam- menarbeit auf mehreren Ebenen: Einerseits müssen regulatorische Vorhaben auch in der Schweiz mit de- nen in der EU abgestimmt werden und in die jeweiligen nationalen Strategien einfließen. Auf der anderen Seite stellt die Studie dar, dass eine koordinierte Planung von Produktion, Import und Nachfrage von großer Bedeu- tung ist. Darüber müssen sich die relevanten Akteu- re ebenfalls grenzübergreifend verständigen. „Wenn Wasserstoff eine substanzielle Rolle im Energiemix der Zukunft spielen soll, müssen Erzeugung, Distribu- tion und Anwendungen parallel entwickelt werden. Die nationalen Randlagen haben dabei ein gemeinsames, vitales Interesse an grenzüberschreitender Planung der Infrastruktur. Nicht nationale Grenzen, sondern fakti- sche Verfügbarkeiten einerseits und die Allokation der Bedarfe andererseits sollten dafür maßgebend sein“, sagt Claudius Marx, der bis zum Jahreswechsel Haupt- geschäftsführer der IHK Hochrhein-Bodensee war. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass zunächst lo- kale Initiativen wichtig sind, die noch ohne ein Was- serstoffnetz funktionieren können. Die Pläne des European Hydrogen Backbone – eine seit 2022 bestehende Initiative von 32 Betreibern von Energieinfrastruktur – sehen vor, die Bodenseeregi- on bis 2030 von Norden her bis Lindau mit grünem Wasserstoff zu versorgen. Für die weitere Verteilung könnten bestehende Methanleitungen des Gasnetzes umgenutzt oder parallel neue gebaut werden, heißt es in der Studie weiter. Während Deutschland und Österreich bereits über strategische Grundlagen zur Nutzung von Wasser- stoff verfügen, wird eine solche Strategie in der Schweiz erst erarbeitet und ist bis Ende 2024 zu erwarten. Nach aktuellem Planungsstand ist derzeit aber lediglich eine Wasserstofftransitleitung durch die Schweiz vom Wallis in die Nordwestschweiz vor- gesehen. Ein möglicher Anschluss in Lindau bleibt derzeit unbeachtet. Daniela Santo DIE BODEN- SEE-IHKS Zur Vereinigung der Boden- see-Industrie- und Handels- kammern (B-IHK), die die Wasserstoffstudie in Auftrag gegeben haben, gehören die IHKs Hochrhein-Bodensee, Bodensee-Oberschwaben und Schwaben, aus Österreich die Wirtschaftskammer Vorarlberg sowie aus der Schweiz die IHK St.Gallen-Appenzell und die IHK Thurgau. In einer klimafreundlichen Zukunft soll grüner Wasserstoff eine Schüsselrolle unter den Energie- trägern spielen – besonders dort, wo erneuerbare Alternativen fehlen oder Elektrifizierung nicht möglich ist. Weil es bislang an einer Gesamtstrategie für die notwendige, auch grenzüberschreitende Versorgungsinfrastruktur fehlt, haben die Bodensee-IHKs eine Studie über den Ist-Zustand auf dem Weg zu einer adäquaten Wasserstoffinfrastruktur anfertigen lassen. Die Ergebnisse liegen jetzt vor. Bild: Adobe Stock/Yingyaipumi Die komplette Studie „Wasserstoff für die Bodenseeregion“ steht auf der Webseite der IHK Hochrhein- Bodensee zum Herunterladen bereit. Schneller geht es über den QR Code

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