Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Dezember'23 -Südlicher Oberrhein

15 12 | 2023 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten MICCADOS Der Schritt in die Selbstständigkeit steht für Gründer in der Regel an, wenn sie ein paar Jahre Berufserfahrung gesammelt haben. Bei Gerhard Neumaier sind es ein paar Jahre mehr geworden: Mit der Gründung seiner Miccados GmbH erlebt er den zweiten Frühling – nach dem Ende seines eigentlichen Berufslebens. „Ich bin seit knapp einem Jahr in Rente, und mir geht es in erster Linie darum, eine sinn- volle und herausfordernde Beschäftigung zu haben“, erklärt der 66-jährige Pharmazeut aus Lörrach. Im Mittelpunkt seines im Juni 2022 gegründeten Ein-Mann-Unternehmens steht die Entwicklung von Mikrodosiersystemen für Arzneimittel. Dafür schöpft er aus ei- nem Wissensfundus, den er sich in 35 Berufsjahren erarbeitet hat. Nach dem Pharmaziestudium hat er zunächst als Lehrer an einer Schule für pharmazeutisch-technische Assistenten gearbeitet, bevor er in die Industrie wechselte. „Den größten Teil, etwa 20 Jahre, war ich als Geschäftsführer damit beschäftigt, marode Unternehmen wie- der auf Kurs zu bringen“, blickt Neumaier zurück. Von 2019 bis Ende 2022 war er bei der Schweizer Perlen PackagingAG für die technische Entwicklung eines Pulverinhalators zuständig. Für seine Selbststän- digkeit war diese Anstellung entscheidend. Er habe festgestellt, dass die in den Frühphasen einer Medikamentenentwicklung verwende- ten Maschinen teuer, unflexibel, unpassend sind. „Meine Idee ist es, möglichst einfache Geräte zu entwickeln und zu bauen, welche die Produktionsmaschinen, die später zum Einsatz kommen, simulieren“, erklärt er. Mit dem vollmechanischen Gerät könne er sogar Maschi- neneinstellungen von industriellen Dosiersystemen nachbilden. Erste Zielgruppe sind Universitäten. Die kaufen zwar nichts, weil sie kein Geld haben, aber sie können Veröffentlichungen schreiben und so Bekanntheit herstellen. Ein Gerät hat Neumaier ans Trinity College in Dublin verliehen, ein weiteres an die Universität Kiel. Im Gegen- zug veröffentlichen die Wissenschaftler Fachbeiträge. Als Abnehmer für seine Entwicklung kommen Pharmafirmen und Entwicklungsla- bore in Frage, die Pulverformulierungen entwickeln. Sie profitieren, so Neumaier, von der verbesserten Entwicklung von Arzneimitteln, sowohl qualitativ als auch hinsichtlich der Kosten. Die Zuschauer beim Regional Cup Konstanz, dem Vorentscheid zum Gründungs- wettbewerb „Start-up BW Elevator Pitch“, konnte er mit seinen Ide- en schon einmal überzeugen. Sie haben dem Tüftler aus Lörrach den Publikumspreis verliehen. Wirtschaftlich gehe es darum, dass sich die Firma selbst trägt. Neumaier: „Es sieht vielversprechend aus.“ Benedikt Brüne SCHWARZWÄLDER EISMANUFAKTUR Angefangen hat alles mit der Hofwirtschaft im Freiburger Munden- hof, die Matthias Rothacher gemeinsam mit seiner Frau Jeanine vor mehr als 20 Jahren übernommen hat. Seit acht Jahren gibt es für die Tierparkbesucher – dank der von Rothacher gegründeten Hofeis GmbH – neben Speisen und Getränken auch Eis aus der Region, direkt vor Ort hergestellt. Vor gut vier Jahren verlagerte der Gastronom den Produktionsstandort nach Schallstadt, wo das seitdem als Schwarzwälder Eismanufaktur GmbH firmierende Unternehmen neben dem bewährten Hofeis seit Kurzem auch die Marke „Black Forest Ice Cream“ herstellt, um damit auch überre- gional erfolgreich zu sein ( www.schwarzwaelder-eismanufaktur. de). „Mit der Black Forest Ice Cream sind wir jetzt schon bei Alna- tura National, es gibt unser Eis derzeit in jedem ICE der Deutschen Bahn innerhalb Deutschlands und seit November sogar bei Condor und der Japanese Airways, also auch in der Luft“, berichtet Mat- thias Rothacher. – Und was macht das Eis so besonders? „Dass wir, was geht, regional einkaufen.Also frischeWeidemilch aus dem Schwarzwald, frische Sahne, frischer Joghurt, eben alles, was wir hier aus der Region beziehen können“, erläutert der 41-Jährige. „Wir haben eine klimaneutrale Produktion und plastikfreie Ver- packung, auch bei der Black Forest Ice Cream. Wir wollen damit einfach den kompletten Zeitgeist treffen.“Die letzten Jahre waren für Rothacher trotz oder gerade wegen der Expansion alles an- dere als einfach: „Das war kein Zuckerschlecken. Es waren sehr schwierige Zeiten.“ Neben der Pandemie, den extremen Preiserhö- hungen und der Papierknappheit ist auch die Schwarzwälder Eis- manufaktur vom Personalmangel betroffen. „Es fehlen unzählige Fachkräfte in der Gastronomie, das ist verheerend und extrem“, so Rothacher, der beim Blick in die Zukunft eher vorsichtig ist: „Ich hoffe, dass sich das alles mal beruhigt, dass wir wieder Personal bekommen, dass wir uns auch um die wichtigen Dinge kümmern können und nicht nur 24 Stunden überlegen müssen, wie wir den nächsten Tag gestemmt bekommen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Andrea Keller Matthias Rothacher Gerhard Neumaier an einem Prototyp seiner Dosiermaschine

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ2MDE5