Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Dezember'23 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

36 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 12 | 2023 125 Jahre ARaymond in Deutschland Geknöpft und nicht gebunden LÖRRACH. Albert-Pierre Raymond war leidenschaftlicher Tüftler. Davon zeugen zahlreiche Entwicklungen und Patente. So sind in sei- ner Werkstatt am Fuße der französischen Alpen nicht nur die ersten Handschuhklammern und Haken für Schnürschuhe entstanden. Der Mechaniker ist vor allem als Erfinder des Druckknopfs in die Geschich- te eingegangen. 1886 gelang ihm die bahnbrechende Entwicklung, die fortan zusammenhielt, was zuvor geschnürt werden musste – ob Mieder, Handschuhe oder Schuhe. Für diese Erfindung ist er 14 Jahre später im Rahmen der berühmten Weltausstellung in Paris mit der Goldmedaille ausgezeichnet worden – drei Jahre, bevor der Deutsche Hans Prym seinen Kronenfeder-Druckknopf auf den Markt brachte. Chnopfi mit drei Standorten in der Region Um auch auf dem wichtigen deutschen Markt Fuß fassen zu kön- nen, kam Raymond 1898 nach Lörrach, damals aufstrebende Grenz- stadt mit florierender Textilindustrie und guter Bahnanbindung. Die neu erbaute Fabrik an der Teichstraße wuchs schnell von anfangs 19 Arbeitskräften auf 100 im Jahr 1914. Liebevoll gaben die Lörracher ihrer Druckknopf-Fabrik den Namen Chnopfi ΀ʖŶŽƉĮ΁ – und das ist bis heute so geblieben, auch wenn ARaymond längst nicht mehr bloße Druckknöpfe für die Textilindustrie produziert. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg führte man erste Aufträge der Autoindustrie aus. Druckknöpfe und Steckklammern zur Befestigung von Kühlerhauben, Schonbezügen sowie Seitenverkleidungen bildeten den Grundstock für den späteren Erfolg. So setzte man auch im Nachkriegs- deutschland auf die Autoindustrie: Opel, Mercedes, VW und Auto Union zählten zu den wichtigen Kunden. Zuerst in Lizenz aus den USA stellte ARaymond Befestigungselemente aus Metall her, engagierte aber schnell Werkzeugmacher und Ingenieure für eigene Entwicklungen. Mit der Einführung von Kunststoffen gelang ab 1957 der Durchbruch – mit Schnellbefestigungen aus Metall und Kunststoff, die mit einem Klick halten, ganz ohne Schrauben oder Werkzeug. Das Fabrikgelände wurde größer und größer und auch der Umsatz stieg: von 44.000 D-Mark 1949 auf rund 20 Millionen D-Mark 1974. Inzwischen arbeiteten über 300 Mitarbeiter bei ARay- mond in Lörrach. 1987 nahm ARaymond in Weil am Rhein einen zweiten deutschen Standort in Betrieb. Entwicklung und Fertigung Metall sowie Ver- waltung verblieben in Lörrach. Zum 100-jährigen Firmenjubiläum 1865 gründete der Mechaniker Albert-Pierre Raymond in Grenoble eine Fabrik zur Herstellung von Be- festigungselementen für die Textilindustrie. Aus dem einstigen Ein-Mann-Betrieb ist einer der weltweit führenden Automobilzulieferer erwachsen, der in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen in Deutsch- land feiert. Über 1.700 Mitarbeiter zählt das südbadische Unternehmen ARaymond aktuell. Der Unternehmenssitz in Lörrach wird derzeit neu gebaut: So soll er einmal aussehen. Das Gründungsgebäude in der Lörracher Teichstraße, 1898 »Seit mehr als 150 Jahren bringen wir Innovationen hervor«

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