Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe November'23 -Südlicher Oberrhein
54 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 11 | 2023 ZIM-Förderung wieder ausgebaut Zweimal statt einmal G ute Nachrichten für innovative Unternehmen: Ab sofort sind im Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des Bundes pro Betrieb wieder zwei Bewilligungen innerhalb von zwölf Monaten möglich. Dafür hatte sich die IHK-Organisation eingesetzt. Im August 2022 war der Zugang eingeschränkt worden. Seitdem galt, dass Unternehmen erst 24 Monate nach der letzten Bewilligung eine weitere Bewilligung für ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt erhalten dürfen. Diese Regelung ist jetzt vom Tisch. Das ZIM ist mit jährlich mehreren Tausend neuen Projekten das größte Förderprogramm der Bundesregierung zur Unterstützung des inno- vativen Mittelstandes. Für 2023 stehen Haushaltsmittel in Höhe von rund 694 Millionen Euro zur Verfügung. Grundsätzlich ist das ZIM aber technologie- und branchenoffen ausgestaltet. Viele Betriebe nutzen ZIM als wichtige Unterstützung ihrer Innovati- onsaktivitäten. Die Bandbreite der Förderung reicht von der Einzel- förderungen von Projekten bis zur Unterstützung von Kooperationen mit der Wissenschaft. DIHK Details über das Förderprogramm und das Antragsverfahren unter www.zim.de Herr Adam, was steckt hinter Doctag? Christian Adam: Wir haben – quasi als Fei- erabendprojekt – eine Software entwickelt, mit der sich Lieferpapiere so in die digitale Ära überführen lassen, dass das Ganze für alle Benutzer leicht und mit möglichst wenig Änderungen im Prozess zu handhaben ist. Bislang werden Liefer- und Frachtscheine noch sehr oft in Papierform vom Herstel- ler über den Transporteur und den Spediteur bis zum Empfänger transportiert, unterzeichnet und dann – an mehreren Stellen – wieder eingescannt. Gibt es noch keine digitalen Ansätze für so etwas? Adam: Jein. In einigen Bran- chen, wie etwa im Lebens- mittelhandel, ist die Digita- lisierung schon recht weit. Weil die großen Akteure das dort vorantreiben und ihrer Supply Chain ihr System vorgeben. Insgesamt ist der Transportmarkt aber deutlich heterogener, mit einer Vielzahl von Akteu- ren. Es gibt dadurch niemanden, der das für die breite Masse mal angeht. Wir sind jetzt so etwas wie die Graswurzelbewegung für das Thema. Richtig erfolgreich kann unsere Idee aber nur sein, wenn die Leute es bes- ser finden als ihr altes Prozedere. Frank Englert: Viele Lösungen am Markt sind zudem zentral angelegt. Man speist per Login seine Daten in irgendein fremdes Portal, um sie dort weiterzuverarbeiten. Das bedeutet zum einen, jeder Beteiligte benö- tigt ein Login. Zum anderen schafft man so externe Silos mit den eigenen Frachtdaten. Da haben viele Menschen Berührungsängs- te. Eine kritische Infrastruktur ist es allemal. Und Doctag macht das anders? Adam: Ja, mit Doctag kann jeder seine Frachtdokumente auf dem eigenen Server lagern und jeden Transportschritt dort live verfolgen und automatisch verbuchen. Ganz praktisch sieht das so aus: Ein Transport- dokument wird als PDF generiert und mit einem Link oder einem QR-Code versehen. Der nächste Akteur in der Kette erhält per Email den Link oder QR-Code, ruft per Smartphone oder Tablet die Daten ab, leistet seine digitale Signatur über den Erhalt – die dann auf dem zentralen Server verbucht wird – und gibt Ware und Link weiter zum Nächsten. Und das Schöne daran: Man kann diesen digitalen Prozess Stück für Stück mit verschiedenen Partnern einführen. Ein fließender Übergang war uns wichtig. Was hat man sonst noch davon? Englert: Alle sparen Papier, Medienbrüche und damit Geld. Zudem kann die Anwendung auf viele Sprachen eingestellt werden, so dass jeder auch international Beteiligte ohne Einweisung damit zurechtkommt. Sie suchen jetzt Testnutzer? Adam: Ja, wir laden alle Unternehmen ein, unseren Prototypen auszuprobieren. Nur so kann aus der Graswurzel eine Massenbewe- gung werden. Die Grundversion von Doctag wird immer kostenfrei sein, so dass vor allem kleinere Player teilnehmen können. Kosten entstehen nur für die jährliche digitale Signa- tur. Und wer für seine Frachtdaten keinen eigenen Server betreiben will, der kann das über uns als Dienstleistung erhalten. Aber wie gesagt, die Basisversion wird immer gratis bleiben, so dass sich die Transport- branche mit wenig Aufwand digitalisieren kann. Das Gespräch führte Ulrike Heitze. Doctag-Projekt zum Ansehen und Ausprobieren unter www.doctag.de Digitale Lieferpapiere einfach und für alle Graswurzelprojekt für die Logistik Der Blick über den Tellerrand inspiriert oft zu neuen Ideen. In unserem Format „Frisch gedacht“ stellen wir deshalb Firmen aus der Region vor, die Themen aus dem Betriebsalltag mal anders angehen. Zum Staunen und Nachmachen. Diesmal: Ein Spediteur und ein Telematiker tüfteln an „DOCTAG-Projekt“, einer Software, die die Hürde für digitale Transportdokumente deutlich senken soll. Frank Englert Chefentwickler bei der Logenios eG, Krombach Christian Adam Geschäftsführer der Adam- Transporte GmbH und Mitglied im Verkehrsaus- schuss der IHK Südlicher Oberrhein, Neuried
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