Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe November'23 -Südlicher Oberrhein

45 11 | 2023 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten THEMEN & TRENDS 25-Jährigen wichtiger als Produkte. Seit sie zehn sind, folgen sie im Schnitt sechs Stunden am Tag über Social Media Influencern rund um den Globus und teilen deren Welt. Sie wollen lieber erleben als besitzen. Natürlich braucht es dafür Geld, aber eben nicht so viel. Okay, Geld ist es nicht, was wirklich zieht. Womit punktet man als Unternehmen denn stattdessen? Mit Sinnhaftigkeit zum Beispiel. Der junge Mitarbeiter will wissen, wofür er etwas tut, wie sich seine Arbeit auswirkt. Wenn jemand ein Auto repariert, sieht er einen zufriedenen Kunden vom Hof fahren. Wenn ein anderer dagegen drei Jahre am Außenspiegel eines neuen Fabrikates tüftelt, dann wird das schon schwieriger zu sehen, was davor und danach passiert – und warum das eine coole Sache ist. Und ein Unternehmen muss das schon beim Stellenangebot richtig rüberbringen. Wenn ich als junger Mensch über Linkedin jeden Tag fünf Angebote bekomme und bei dreien nicht verstehe, was ich dort bewirken kann, schaue ich mir nur die anderen beiden an. Das gleiche beim Thema Nachhaltigkeit: Das ist den Jüngeren sehr wichtig. Also sollte man als Betrieb sagen und zeigen, was man in dem Bereich draufhat. All diese Zusammenhänge sind vielen Unternehmen noch gar nicht klar. Was wäre noch wichtig zu wissen? Die Themen Wertschätzung und Feedback sind den Jüngeren immens wichtig – und in deutschen Unternehmen nicht gut ausgeprägt. Sie müssen verstehen: Die Digital Natives sind mit Likes groß geworden, sie bekommen im Privaten permanent Feedback und Anerken- nung über die Sozialen Medien. Die sind damit aufgewachsen und sowas prägt. Die Realität in unseren Unternehmen ist aber eine andere. Babyboomer kommen mit viel weniger Rück- meldung aus – und führen auch entsprechend mit weniger Feedback. Das müssen Sie än- dern. Ohne Anerkennung, Wertschätzung und Sinnhaftigkeit keine Generation Z. Wenn sich jetzt alles um die Zett-ler drehen soll, wo bleibt dann der Rest der Belegschaft? Eine oft gestellte Frage. Und berechtigt. Aber bei Wertschätzung, Feedback, lebens- freundlicheren Arbeitsmodellen und berufli- chen Perspektiven – da sagt doch keiner der Älteren: ‚Ach danke, das brauche ich nicht.‘ Für die Babyboomer ist es irritierend, dass die Jungen jetzt fordern und damit erfolg- reich sind, aber von den Effekten profitieren auch sie. Und das muss man entsprechend kommunizieren. Worauf kann man sich bei der jungen Generation denn freuen? Sie sind erstklassig digital unterwegs. Warum das also nicht nutzen? Kein Unternehmen kommt mehr ohne gute Social-Media-Kanäle aus. Darum könnten sich zum Beispiel die Azubis kümmern oder um Künstliche Intelli- genz im Unternehmen. Oder man kann sie als IHK-Digi-Scouts weiterbilden. Die ziehen aus dem Netz so viel cleveren Input… Die Jungen sind von Kindesbeinen an mei- nungsstark, wollen sich beteiligen, mitma- chen, mitentscheiden. Auch das lässt sich aktiv nutzen. Man muss nicht erst 40 sein, um einen wichtigen Input liefern zu können. Aber Chefs müssen da vielleicht erst über ihren Schatten springen. Was mache ich, wenn ich wirklich schreckliche Jobs zu besetzen habe? Ich hatte mal mit einem Schädlingsbekämpfer zu tun, der berichtete, dass er keine Probleme habe, junge Leute zu finden. Und wer, bitte schön, will schon Schädlingsbekämpfer wer- FELIX BEHM ... ist von Konstanz aus internationaler Keynote Speaker, Managementtrainer, Buchautor und Vater einer pubertieren- den Tochter. In der Summe macht ihn das zu einem gefragten Experten rund um die Generation Z. Er berät bundesweit Unter- nehmen zu dem Thema und möchte die Wirtschaft zu einer erfolgreichen Zu- sammenarbeit mit dem Nachwuchs inspirieren. Vor Kurzem erschien dazu sein neues Buch „Generation Z – Ganz anders als gedacht“ (Verlag Business Village, 243 Seiten, 24,95 Euro (Print), 22,95 Euro (eBook)). den? Sein „Trick“? Er interessiert sich wirklich für seine Mitarbeiter und baut eine Bindung auf – auch nach der Arbeit. Er geht zum Beispiel am Wochenende regelmäßig mit seinem Team ins Fußballstadion und bezahlt die Tickets. Ihr Fazit? Das Wichtigste als Unternehmen ist, sich auf die junge Generation einzulassen und sie nicht als Störenfried zu betrachten. Man sollte überlegen, wo man ihnen entgegenkom- men kann. Das Umsetzen ist oft gar nicht so schwer. Man kann da sehr kreativ sein. Es geht vor allem erstmal um die Sensibili- sierung, ums Verstehen, dass sich da jetzt wirklich grundlegend und dauerhaft etwas verändert, so dass man nicht weitermachen kann wie bisher. Jedes Unternehmen mit Mitarbeitern muss aktiv werden. Denn ganz ehrlich, Sie haben gar keine Alternative. Eine andere Jugend bekommen Sie nicht. Diese – oder keine. Das Gespräch führte Ulrike Heitze. MEHR INFOS Podiumsdiskussion in der IHK Südli- cher Oberrhein: „Wenn die Boomer weg sind – Neue Arbeitskräfte, an- dere Regeln?“ am 21. November in Freiburg.Anmelden unter veranstal- tungen.freiburg.ihk.de/wenndieboo- merwegsind Umfrage der IHK Hochrhein-Bodensee unter Millenials und der Generation Z. „Lust auf Arbeit oder Bock auf Freizeit?“ zum Herunterladen unter www.ihk.de/konstanz 5924022 DieAnsprechpartner bei den IHKs rund ums Ausbildungsmarketing IHK Hochrhein-Bodensee: Alexandra Thoß 07531 2860-131 alexandra.thoss@konstanz.ihk.de IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg: Miriam Kammerer 07721 922-512 kammerer@vs.ihk.de IHK Südlicher Oberrhein: Simon Kaiser 0761 3858-150 simon.kaiser@freiburg.ihk.de

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