Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe November'23 - Hochrhein-Bodensee

44 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 11 | 2023 Herr Behm, dass die Älteren die Jüngeren etwas komisch finden, ist nicht neu. Auch nicht in Unternehmen. Warum schlägt die Ankunft der Generation Z in der Arbeits- welt plötzlich so hohe Wellen? Felix Behm: Was die Generation Z, also die um die Jahrtausendwende Geborenen, so besonders macht, hat zunächst mal nur mittelbar mit ihr zu tun. Es ist ein simples Zahlenspiel: Demnächst gehen 18 Millio- nen Babyboomer in Rente, elf Millionen Gen Zett-ler rücken nach. Dass das nicht aufgeht, ist klar. Also können die Jun- gen wählerisch sein und Ro- sinen picken. Diesen Luxus hatte keine Generation vor ihnen. Das ist der eigentliche Gamechanger. Dass die Jugend nun von die- ser „Macht“ Gebrauch macht, kann man ihr nicht wirklich vorwerfen. Ansprüche hätten frühere Mitarbeitergenerationen sicher auch gerne stärker gestellt, mussten aber wegen der Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt Abstri- che machen. Dass eine junge Generation so frei raus ihre Wünsche kommuniziert – und einfordert – ist deshalb neu und ungewohnt für Arbeitgeber. Ungewohnt ist es aber auch, weil die Wünsche und Forde- rungen so anders sind als die der älteren Semester, oder? Ja, die Generation Z tickt tat- sächlich anders. Sie legen auf andere Dinge Wert. Mal als Beispiel der Klassiker Gehalt: Nach Umfragen ist die Gen Z seit Jahren die erste Genera- tion, die sich da maßgeblich unterscheidet, auch schon von denen davor, der Genera- tion Y, die an sich ja nicht viel älter sind: Die Zett-ler sagen: ‚Uns ist Gehalt gar nicht so wichtig‘. Und an dieser Stelle wird es interessant: Denn das nimmt Unternehmen ein immer noch gern verwendetes Werbeargument: ‚Komm zu uns, bei uns verdienst du mehr.‘ Ich denke oft bei richtig klassischen Stellenanzeigen: Wer soll sich darauf noch bewerben? Was wollen die Zett-ler dann? In erster Linie, so zeigen Studien, eine Arbeit, die Spaß macht, die ihnen sinnhaft erscheint, die ihren Werten entspricht – und die ihnen Freiräume lässt. Die Jugend hat ihre Eltern erlebt, die zwar gutes Geld verdient haben, aber wenig Freizeit hatten und allzu oft im Burn-out landeten. Sie sagen: ‚Wir wollen nicht so hart arbeiten, wenn am Ende nichts dabei rumkommt.‘ Mal gemein gefragt: Ist ihnen Geld wirk- lich nicht wichtig oder gehen sie davon aus, dass sie ohnehin gut bezahlt werden? Ich habe neulich mit Zett-lern bei einer Po- diumsdiskussion gesessen und sie stellten die Gegenfrage: Warum sollen wir denn viel verdienen? Bei diesen Preisen für Häuser oder Wohnungen können wir uns die doch ohnehin nicht leisten. Erlebnisse sind den heute 15- bis »Es geht in erster Linie mal darum, zu verstehen und zu akzeptieren, dass sich mit der Generation Z jetzt grundlegend und dauerhaft etwas verändert« Bild: Adobe Stock/ oneinchpunch Gebrauchsanleitung für die Generation Z Die Gamechanger Dass sich Generationen gegenseitig irritierend finden, ist so alt wie die Menschheit. Im Privaten wie im Beruf gab und gibt es da stets Reibereien. Doch während sich Arbeitgeber in der Vergangenheit für Baby- boomer, Generation X und die Millennials eher sanft weiterentwickeln mussten, um die neuen Kollegen gut einzugliedern, wird der Nachwuchs nun die Beschäftigungswelt revolutionieren. Das kann man finden wie man will, Unternehmen müssen sich trotzdem auf ihn einstellen, wenn sie ihren Fortbestand sichern wollen. Managementtrainer Felix Behm hat dazu in den IHKs Schwarzwald-Baar-Heuberg und Südlicher Oberrhein referiert und erklärt hier, wie Betriebe die Generation Z am besten abholen und einsetzen.

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