Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe November'23 - Hochrhein-Bodensee
36 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 11 | 2023 160 Jahre Frese In der Nische gut eingerichtet FREIBURG. Teppiche und Tapeten sind nicht mehr so gefragt, aber wenn eine ganze Bran- che schrumpft, tun sich Nischen auf – und die hat Philipp Frese gefunden: Textiler Sicht- und Sonnenschutz, der auch Hitze und Kälte abhält; Rollos und Plissees, auf Maß gefertigt, die zwar transparent sind, aber trotzdem zur Verblendung und Verschattung taugen; tech- nische Neuerungen, die für eine angenehme Akustik sorgen, „so dass einem die Ohren nicht hallen, wenn der Fernseher läuft, oder man sich am Telefon noch mit dem Kunden verständigen kann.“ Das sind die Herausfor- derungen im privaten Wohnbereich, der immer puristischer wird, und in modernen Büros, wo offene Räume im Trend sind. Damit macht die Frese GmbH mittlerweile etwa ein Drittel ihres Umsatzes. Philipp Frese ist seit 1997 Inhaber und Ge- schäftsführer und leitet den Freiburger Raum- ausstatter in fünfter Generation. Qualitativ hochwertige und höherpreisige Manufaktur- lösungen, die sich abgrenzen von Fertiglö- sungen, bietet das Unternehmen – gegründet 1863 – seit 160 Jahren an. Wie es weitergeht, ist derzeit offen und hängt entscheidend da- von ab, wie sich die nächsten Jahre wirtschaft- lich entwickeln. Dazu kommt: „Ich selbst habe noch eine Restlaufzeit von zirka zehn Jahren, und ich kann nicht sagen, wie die Nachfol- ge aussieht“, so der Chef. Zwar wäre es für ihn „bei dieser Historie“ ein besonderer Reiz, eine Familienlösung zu finden – zwei Söhne sind da –, letztlich sehe er das aber eher emotionslos: „Man muss die Lebensentwürfe der Kinder ak- zeptieren.“ Er selbst ist da „reingerutscht“, wie er sagt: Hat sich erst als Schüler und später als Student der Volkswirtschaft in der Firma nützlich gemacht – das war die Phase, als Vater Hermann Frese, der 1961 in das Un- ternehmen eintrat und es 1973 in eine GmbH umwandelte, vier Jahre lang Präsident der IHK Südlicher Oberrhein war und viel unterwegs. Sohn Philipp merkte, dass ihm die Arbeit Spaß macht und dass er in Freiburg bleiben möch- te. Er hat gerne experimentiert und mutige Entscheidungen getroffen, etwa „raus aus der 1863 – In den Vereinigten Staaten ist Abraham Lincoln noch Präsident, in Baden regiert Großherzog Friedrich I. und in Freiburg gründet Joseph Schneckenburger eine Tapetenhandlung, in deren Firmierung 1884 zum ersten Mal der Name Frese auftaucht. Tapeten sind zwar mittlerweile eher out, aber bei Freses geht man ohnehin mit der Zeit. Eine Geschichte von viel Leidenschaft und ebensol- chem Durchhaltewillen. »Wir setzen auf Manufakturlösungen statt auf Wohntextil von der Stange« Philipp und Constanze Frese mit Dackel Arthur im wohnlich gerade auch wieder sehr angesagten 1970‘s Look. – Alles kommt wieder.
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