Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Oktober'23 -Schwarzwald-Baar-Heuberg

15 10 | 2023 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten BEACH0741 Manchmal braucht eine gute Idee Zeit zum Reifen; wie die von der eigenen Beachbar über den Dächern von Rottweil – ein Konzept, das man sonst aus großen Städten wie Stuttgart oder Frankfurt kennt. Was vor rund 15 Jahren für Thomas Makosch als Schnapsidee be- gann, ist seit mittlerweile vier Jahren Gründeralltag für den 36-Jähri- gen – neben seinem Hauptberuf als kaufmännischer Angestellter bei einem internationalen Maschinenbauunternehmen. Die nötige un- genutzte Fläche mit Blick über die Dächer seiner Heimatstadt fand Makosch am Rande der historischen Innenstadt: „Ich habe auf ei- nem Schild im Parkhaus eine E-Mail-Adresse gesehen und einfach die Betreiberin angeschrieben“, berichtet er. Die Hausherrin fand die Idee vom Strandfeeling auf ihrem obersten Parkdeck ebenfalls gut. Gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Rottweil wurde das Konzept im Detail geprüft mit Blick auf baurechtliche Vorschrif- ten und weitere Auflagen für eine solche gastronomische Nutzung. Ein Jahr Planung, diverse Gutachten und eine baurechtliche Nutzungs- änderung später konnte es im Mai 2020 dann mit dem Aufbau endlich losgehen. 22 Tonnen Sand sowie Bar- undWC-Container schwebten per Autokran auf ihren neuen Platz auf dem Parkhaus Stadtmitte. Im Juni vor drei Jahren startete der Barbetrieb zunächst unter den damaligen Coro- naauflagen für die Außengastronomie. Diese Zeiten sind zum Glück vor- bei, atmet Makosch auf. Nun sorgen von Mitte Mai bis Mitte September 400 Quadratmeter Sandstrand, tropische Palmen, coole Drinks und ent- spannte Beats für unbeschwertes Urlaubsfeeling mit einem besonderen Blick auf die älteste Stadt Baden-Württembergs ( www.beach0741.de) . Die größte Herausforderung für den frischgebackenen Gastronom ist dabei das Wetter. Schließlich steht und fällt das Konzept mit dem lei- der oft unberechenbaren deutschen Sommer. Wenn die Sonne scheint, sind die 120 Liegestühle gut gefüllt. Und persönlich? „Für mich musste ich lernen, auch Aufgaben an mein super Team hinter der Bar zu de- legieren“, sagt Makosch. Mittelfristig möchte er so weniger im und mehr am Unternehmen arbeiten, damit sich das Konzept und die Mar- ke „beach0741“ – 0741 ist die Telefonvorwahl von Rottweil – weiter- entwickeln. Auf dem Weg in die nebenberufliche Selbständigkeit sind viele spannende neue Kooperationen, Kontakte und Projekte entstan- den – auch dank der Gründergarage und dem Gründernetzwerk der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, die ihr diesjähriges Gründergrillen kurzer- hand unter Palmen über Rottweil beging. Benedikt Brüne CARBONFUTURE Damit einzelne Unternehmen Netto-Null-Emissionen erreichen können, müssen sie mehr tun, als ihre CO 2 -Emissionen reduzieren – sie müssen auch an effektiven Lösungen zur Kohlenstoffdioxid- Entfernung teilnehmen. Dafür werden große Mengen des CO 2 der Atmosphäre entzogen, gebunden und dauerhaft gespeichert. Das funktioniert über sogenannte „Carbon-Removal“-Technologien. Ohne diese würden die Klimaziele – Deutschland etwa will bis 2045 klimaneutral werden – nicht erreicht, sagt Hannes Jungin- ger-Gestrich . Sein Freund, Mitgründer und Aufsichtsratsvorsitzen- der der Freiburger Carbonfuture GmbH, Hansjörg Lerchenmüller , habe das schon vor Jahren erkannt. Seine Produktidee zur Ska- lierung dieser Technologie war es, eine Plattform zu schaffen für hochwertige und wirkungsvolle „Kohlenstoffsenken“-Credits, die Unternehmen kaufen könnten, um ihren CO 2 -Fußabdruck auszu- gleichen. Eine Kohlenstoffsenke ist zum Beispiel Pflanzenkohle, die Kohlenstoff über Jahrhunderte speichern kann. Das Gründungsvor- haben wurde unterstützt durch Start-up-BW Pre-Seed, das innova- tive Projekte in frühen Phasen fördert. Hannes Junginger-Gestrich, promovierter Mathematiker, der viele Berufsjahre in der Finanzin- dustrie verbracht hat, war dafür zuständig, den Kauf solcher CO 2 - Kompensations-Zertifikate zu ermöglichen. Dabei half ihm der drit- te Mitbegründer von Carbonfuture, Matthias Ansorge , ebenfalls promovierter Mathematiker, ein „brillianter Software-Entwickler“, wie Junginger-Gestrich sagt. Carbonfuture ( www.carbonfuture. earth) ist also eine Plattform, auf der Unternehmen Zertifikate für Kohlenstoffsenken kaufen können, die hohe Qualitätsstandards bei der Nachverfolgung des Kohlenstoffkreislaufs erfüllen. „Da steckt Riesenpotenzial drin“, ist sich Hannes Junginger-Gestrich sicher. Noch sei die CO 2 -Kompensation für Unternehmen freiwillig, das werde sich aber bald ändern. Carbonfuture hat mittlerweile 30 Vollzeitstellen, Kunden sind Microsoft, Klarna und Swiss Re. „Damit wir weiter wachsen können, brauchen wir auch regionale Kunden“, so Hannes Junginger-Gestrich. Dank der Unterstützung durch die Black Forest Business Angels konnte Carbonfuture expandieren und ein Team in den USA aufbauen. Denn, so Hannes Junginger- Gestrich: „Carbon Removal funktioniert global.“ Nina Lipp Schönes Wetter über Rottweil lässt Thomas Makosch strahlen. Das Carbonfuture-Gründertrio Hansjörg Lerchenmüller, Hannes Junginger-Gestrich und Matthias Ansorge (v.l.)

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