Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe September'23 -Südlicher Oberrhein
4 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 9 | 2023 PANORAMA Unternehmensgründungen Guter Arbeitsmarkt dämpft die Lust G ründungsinteresse auf historischem Tief“ – so übertitelt die DIHK ihren aktuellen „Report Unternehmensgründung 2023“, für den die 79 IHKs Rückmeldung zu ihren Grün- dungsgesprächen geben. Tatsächlich fragten im Jahr 2022 knapp 155.000 Menschen bei den IHKs Infos und Beratungen zur unterneh- merischen Selbstständigkeit nach. „Nur“ muss man sagen, denn mit diesem Wert erreicht das Beratungsinteresse ein Rekordtief in der 20-jährigen Erhebungsgeschichte. Verglichen mit dem Vorkrisenjahr 2019 brach die Zahl der Gründungsgespräche um 42 Prozent ein. Die Autoren der Studie erklären den Rückgang zum einen mit dem demografischen Wandel, zum anderen mit dem exzellenten Arbeits- markt für Angestellte und der schwierigen Wirtschaftslage, die viele Gründungswillige möglicherweise erstmal abhielt. Einen Silberstreif am Horizont meldet derweil der Start-up-Verband in seinem Gründungsre- port für das erste Halbjahr 2023. Im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2022 sei die Start-up- Gründungsaktivität in Deutschland nun in den ersten sechs Monaten um 16 Prozent gestie- gen. Mit knapp 1.300 Neugründungen bewege man sich jedoch weiter auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Gute Nachrichten gibt es dagegen vom hie- sigen Gründernachwuchs: Im Juli wurden die „Start-up BW Young Talents“ vom Lan- deswirtschaftsministerium gekürt, ein Ge- schäftsideenwettbewerb, zu dem rund 2.000 Schüler angetreten waren. Drei der zwölf Fi- nalteams stammten aus der Region, eines davon ging schließ- lich als Gesamtsieger des Wettbewerbs ins Ziel: Das Schüler- team „WAS“ von der Heimschule Lender in Sasbach überzeug- te die Jury mit seiner Geschäftsidee von beheizbarer Perioden- unterwäsche. uh „ Lieferketten Neues Gesetz mit Nebenwirkungen D as Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz wirkt – aber wohl nicht nur wie gewünscht. Das zeigt die Sonderauswertung einer DIHK- Umfrage unter rund 2.400 international aktiven Unternehmen quer durch alle Größenklassen. So sind große Betriebe - wie auch schon klei- nere, die noch gar nicht in den Anwendungs- bereich des Gesetzes fallen - dabei, ihre Lie- feranten und ihr Engagement in bestimmten Ländern und Regionen auf den Prüfstand zu stellen (siehe Grafik). Die Crux, so die Studie: Schon jedes vierte große Unternehmen denke bereits über Rück- zug und den Abbruch von Handelsbeziehungen nach. Das ist für die von Regierung und Wirt- schaft als Reaktion auf Corona und Russland- krieg ebenfalls angestrebte Diversifizierung von Lieferketten eher kontraproduktiv. uh Zahl des Monats 3/4 der Unternehmen in Baden-Württemberg (deutschlandweit: 77 Prozent) sehen sich eher gut für zukünftige Krisensituationen gerüstet. Das ergab eine aktuelle Umfrage der Commerzbank unter bundesweit 1.500 Betrieben, 241 davon aus Baden-Württem- berg. Nur zwölf Prozent finden sich eher schlecht gerüstet. Zwei Drittel der hiesigen Unternehmen schätzen sich selbst als resi- lient, sprich: flexibel und anpassungsfähig, ein. Immerhin ein gutes Drittel hält sich dagegen für wenig bis nicht widerstands- fähig genug. Befragt nach ihrer Krisenstra- tegie für die Zukunft sieht über die Hälfte die Notwendigkeit, sich schneller und kontinuierlicher anzupassen, um die Wi- derstandsfähigkeit zu stärken. 43 Prozent vertrauen – mit Verweis auf überstandene Krisen – auf ihre bewährte Strategie. uh Der DIHK-Report Unternehmensgründung 2023 als PDF Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz beschäftigt auch schon viele kleine Unternehmen Ergreifen Sie bereits Maßnahmen, um menschenrechts- und umweltbezogene Risiken in Ihrer Lieferkette zu minimieren? Nach Unternehmensgröße (Anzahl der Beschäftigten) Nein, noch keine Maßnahmen Ja, wir ergreifen Maßnahmen 0 – 249 47% 54% 250 – 499 79% 21% 500 – 999 83% 17% 1.000 – 3.000 89% 11% Quelle: Sonderauswertung zur DIHK-Umfrage unter rund 2.400 international aktiven Unternehmen, Juni 2023. ≥ 3.000 6% 94%
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