Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juli/August'23 -Südlicher Oberrhein
38 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 7+8 | 2023 UNTERNEHMEN 190 Jahre Privatbrauerei Waldhaus Joh. Schmid GmbH Frisch verzapft WALDHAUS. Über den Ort, an dem alles begann, sind längst Bäume gewachsen. Vom einstigen Forsthaus im Wald, in dem 1833 ein Gasthaus mit angeschlossener Brauerei gegründet wurde, ist nichts mehr zu sehen. 1846 wurde der Betrieb durch einen Blitz- einschlag und einem daraus resultierenden Brand zerstört. Ein Wiederaufbau an der gleichen Stelle kam allerdings nicht in Frage, weiß Dieter Schmid aus Erzählungen: „Man ist den Platz damals mit Wünschelruten abgelaufen und hat festgestellt, dass sich dort zwei Wasseradern kreuzen.“ Etwa 200 Meter südlich des einstigen Standorts wurde man fündig, gelegen an der heutigen B 500, etwa auf halber Strecke zwischen Häusern und Waldshut. Das Wünschel- rutengehen habe sich ausgezahlt, sagt Schmid mit einem Lächeln: „Bei uns hat der Blitz nicht wieder eingeschlagen.“ Wachstum über vier Generationen Die Gaststätte Waldhaus war eine von vielen, und in den meisten wurde Bier gebraut. Das änderte sich auch 1894 nicht, als Johann Schmid den Betrieb übernahm. Gasthaus und Brauerei bildeten wei- terhin eine Einheit. Allerdings begründete er keine Generation von Gastwirten, sondern eine von Brauern. „Er gab unserem Haus den ersten und wichtigsten Grundsatz: ‚Lieber kleiner, aber feiner.‘ Über vier Generationen hinweg gilt dieser Leitsatz und bildet einen wesent- lichen Baustein unseres Handelns“, sagt Dieter Schmid. Sein Großva- ter Friedrich Schmid übernahm das Gasthaus mit Brauerei 1939. Zu diesem Zeitpunkt wurden jährlich rund 350.000 Liter Bier gebraut. 30 Jahre später hatte sich der Ausstoß fast verdreifacht: 10.000 Hektoliter, umgerechnet eine Million Liter, verteilen sich auf die drei Biersorten Hell, Dunkel und Doppelbock. Im gleichen Jahr ging die Leitung der Privatbrauerei an Helmar Schmid über. Er legte den Grundstein für das Wachstum. „Man hat kein Ferienhaus auf Tene- riffa gekauft, sondern hat jede Mark, die erwirtschaftet wurde, ins Unternehmen investiert. Nur so war es möglich, diese kleine Braue- rei nach vorne – und vor allem technisch auf den allerneusten Stand zu bringen“, erinnerte er sich 2009 in einem Unternehmensporträt von TV Südbaden. Zu diesem Zeitpunkt leitete Sohn Dieter bereits seit zwölf Jahren die Geschicke der „kleinen Brauerei“ . Der Diplom-Betriebswirt und -Braumeister vereint kaufmännisches Denken und die Leidenschaft für gutes Bier. Unter seiner Führung entwickelte sich Waldhaus zu einer echten Markenfamilie. Statt drei Sorten gibt es inklusive saisonaler Biere mittlerweile 18 verschie- dene Abfüllungen, und der Ausstoß wuchs zwischen 1997 bis heute von 28.000 auf mehr als 100.000 Hektoliter. Ermöglicht wurde das durch Investitionen in die Technik und in größere Lager. „Unsere Geschichte prägt unser Denken, unser Wirken“, erklärt Schmid. „Aber wir – und damit schließe ich meinen Vater und meinen Opa 1833 ist das Geburtsjahr der Privatbrauerei Waldhaus. Was als Gasthaus mit eigener Brauerei begann, ist heute ein Unternehmen, das rund 60 Menschen beschäftigt und Biergenuss in 18 Sorten anbietet. Den Grundstein für die Bierbrauertradition legte Johann Schmid, der den Betrieb 1894 übernahm. Heute leitet Urenkel Dieter Schmid die Geschicke der Firma. Waldhaus-Chef Dieter Schmid mit Mitarbeitern beim Anstoßen im Schalander, dem Pausenraum einer Brauerei.
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