Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Juni'23 - Hochrhein-Bodensee

46 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 6 | 2023 THEMEN & TRENDS Auf demWeg zur Wasserstoffregion Es geht nur zusammen V iel mehr als die ursprünglich angemelde- ten 300 Personen strömten Ende April in das Alte Kraftwerk in Basel, um die Frage zu diskutieren „Was benötigt ein Markthochlauf der Wasserstoffwirtschaft im Dreiland?“. Kein Wunder, wird Wasserstoff doch als der Hoff- nungsträger der Energiewende gehandelt. „Die Dynamik hat spürbar zugenommen. Mit dem Krieg in der Ukraine merkt man doch deutlich eine Realisierung, dass es bei dem Thema nicht nur um Klimaschutz, sondern auch um künftige Energieunabhängigkeit geht“, sagte André Olveira-Lenz, Leiter Geschäftsbereich Innovation und Umwelt, der bei der Konferenz in Basel die IHK Südlicher Oberrhein vertrat. Organisiert wurde die Veranstaltung von den Handelskammern beider Basel, der IWB In- dustrielle Werke Basel sowie der Initiative 3H 2 . Vielfältige Anwendung In seiner reinen Form ist Wasserstoff (H 2 ) ein unsichtbares, geruchloses, ungiftiges Gas und leichter als Luft. In der Natur tritt Wasserstoff nur in gebundener Form auf und muss daher zunächst aus einer chemischen Verbindung gelöst werden. Als große Hoffnung gilt er, weil bei seiner Verbrennung – im Gegensatz zu fossilen Energieträgern – keine schädlichen Emissionen entstehen. Bislang ist die Produk- tion allerdings alles andere als klimafreundlich. Die häufigste Methode zur Herstellung ist die Dampfreformierung. In der Regel wird dazu Erdgas (CH 4 ) unter Anwendung von Hitze in Wasserstoff und Kohlendioxid umgewandelt. Bei einer erdgasbasierten Produktion fallen pro hergestellter Tonne H 2 rund zehn Tonnen CO 2 an, das in die Atmosphäre abgegeben wird und so den Treibhauseffekt verstärkt. Der auf diese Weise hergestellte, als „grau“ bezeichnete Wasserstoff wird heute in unter- schiedlichsten Bereichen als Rohstoff benö- tigt, etwa als Kühlmittel in Kraftwerken, als Treib- und Packgas bei Lebensmitteln oder bei der Herstellung von Dünger. Künftig soll Wasserstoff nicht nur zur stofflichen Nutzung dienen, sondern auch als klimafreundlicher Treibstoff im Schwerlastbereich sowie bei Hochtemperaturprozessen wie der Eisen- und Stahlproduktion, wo derzeit noch große Men- gen Kohle und Erdgas zum Einsatz kommen. Wasserstoff ist Energieträger für die Brenn- stoffzellentechnologie, auf der viele Hoffnun- gen für Unternehmen aus dem traditionellen Automobilgeschäft liegen. Das Projekt Modu- larer Brennstoffzellen-Systemprüfstand für die H 2 -Region Schwarzwald-Baar-Heuberg hat zum Beispiel zum Ziel, einen Beitrag zur Entwicklung und großserienfähigen Produk- tion zu leisten. Dazu soll eine Infrastruktur für die Region geschaffen werden, die für Unternehmen als zentrale Kompetenzstelle und als Testumgebung für eigene Entwicklun- gen genutzt werden kann. Das Konsortium umfasst neben der Hochschule Furtwangen die beiden Industrieunternehmen „EKPO Fuel Cell Technologies GmbH“ und „ETO Magnetic GmbH“ sowie das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und die Initiative Zukunftsmobilität. Auch in der Dekarbonisierung der Flugin- dustrie liegen große Hoffnungen auf dem durchsichtigen Gas, wie Managing Direktor von Easy Jet Schweiz Jean-Marc Thévenaz verdeutlichte. Gemeinsam mit Rollce Royce forscht die Fluglinie an einem Wasserstoff- motor. „Die bisherigen Tests am Boden sind sehr vielversprechend verlaufen“, berichtete Thévenaz. Projekt für grünen Wasserstoff in Albbruck Damit dem Klimaschutz gedient ist, braucht es „grünen Wasserstoff“, der in sogenann- ten „Elektrolyseuren“ hergestellt wird. Dabei setzt man Strom aus Photovoltaik, Wind- oder Wasserkraft ein, um Wasser (H 2 O) in Sauer (O 2 )- und Wasserstoff (H 2 ) aufzuspalten. „Wir brauchen Unmengen von grünem Strom. Eine grüne Wasserstoffwirtschaft kann deswegen nur Hand in Hand gehen mit dem schnellen Beim Trinationalen Wasserstoff Forum im April in Basel präsentierten Unternehmen ihre Forschung und Vorhaben in Sachen Wasserstofftechnologie. Klar wurde: Es herrscht Aufbruchsstimmung, aber es sind auch noch viele Fragen offen. Welche Projekte in der Region schon am Start sind. Bild: Adobe Stock /malp

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