Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Mai'23 - Hochrhein-Bodensee

43 5 | 2023 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten Landmetzgerei Senn aus Eimeldingen Engagiert integriert A uszubildende und Fachkräfte für Indus- trie und Handwerk zu finden – derzeit ein äußerst schwieriges Unterfangen. Mathias Senn aus Eimeldingen hat für seine Metzge- rei mit Partyservice einen internationalen Weg gefunden: Mithilfe der Fleischerinnung Lörrach und der Handwerksinnung Freiburg hat die Agentur „Magic Billion“ 13 junge Leute aus Indien als Azubis für die Region gewonnen. Sie alle hoffen, in Deutschland eine solide Ausbildung und eine echte Per- spektive zu erhalten. Auf diesem Wege kam 2021 auch Rajakumar Lamani nach Deutsch- land und in die Landmetzgerei Senn, wo der 21-Jährige nun eine Ausbildung zum Verkäu- fer im Lebensmittelhandwerk, Schwerpunkt Fleischerei, macht. Ein B1-Deutschkurs, den der junge Inder noch zu Hause absolvierte, war Vorausset- zung. Mathias Senn finanzierte im Anschluss die Formalitäten für das zunächst dreijähri- ge Visum sowie den Flug nach Deutschland. Und er übernahm die Verantwortung für den jungen Mann: „Raja kam mit zwei Taschen, darin war quasi sein Leben für die kommen- den drei Jahre“, berichtet Senn. „Wir haben ihm ein WG-Zimmer organisiert und einge- richtet, er hat eine komplette Erstausstattung von uns bekommen.“ Dass das Ausbildungsgehalt für eine Unter- kunft kaum ausreicht und Senn auch hier noch 100 Euro monatlich zuschießt, ist für den Chef keine große Sache. Denn Rajaku- mar Lamani ist aufgeschlossen, kommuni- kativ und hochmotiviert: „Er spricht und ver- steht in der Zwischenzeit sehr gut Deutsch und ist voll angekommen und integriert. Er engagiert sich, ist aktiv im Sportverein, sogar Fasnacht hat er mitgefeiert“, freut sich der Metzgermeister. Unterstützt wird der junge Mann vom gesamten Team der Metzgerei. 2024 sollen zwei weitere indische Azubis bei ihnen in Eimeldingen starten. Für einen klei- nen Betrieb wie der Metzgerei Senn mit ihren zehn Festangestellten eine tolle Leistung – die der Jobmotorjury einen Preis fürs beste Konzept in der Kategorie „1-19 Arbeitsplätze“ wert war. ak Pfizer Manufacturing Deutschland GmbH in Freiburg Quantität mit Qualität gesucht B ei Pfizer in Freiburg hat man in Sachen Mitarbeiterwachstum schon so einiges gestemmt, nicht umsonst erhält die Produk- tionsstätte des Pharmaunternehmens bereits zum vierten Mal die Jobmotorauszeichnung für den größten Zuwachs in der Kategorie „über 200 Arbeitsplätze“. Aber das vergangene Jahr war dann doch etwas ganz Besonderes, stellt Uwe Lürig, Personalleiter für die Pfizer- Standorte in Freiburg und Karlsruhe, fest: „Wir sind um 300 Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter – knapp 18 Prozent – gewachsen. Zum Jahreswechsel auf 2023 haben wir in Freiburg erstmals die 2.000er Marke überschritten.“ Treiber für den hohen Personalbedarf waren die Zulassung eines Covidmedikaments und die Eröffnung der „High- Containment“-Fabrikanlage im Sommer. 8,3 Milliarden Tabletten pro Jahr produziert Pfizer in Freiburg mittlerweile, 16,6 Milliarden Tabletten werden dort verpackt. „Wir mussten also personell schnell wachsen und haben dafür eine recht umfangreiche Recruitingkampagne gestartet,“ berichtet Lürig. Weit über die Grenzen Südbadens hinaus und vor allem nicht mehr nur – wie heutzutage üblich – online. Klassische Printanzeigen in Wochen- und Stadtmagazinen erfuhren ein Revival, dazu Citylights im ganzen Freiburger Stadtgebiet. „Es ging uns darum, ein Grund- rauschen zu erzeugen“, um auch möglichst viele Quereinsteiger zu erwischen, aus Berufen, die mit hohen Hygienestandards vertraut sind, wie etwa Bäcker, Köche oder aus der Lebensmittelindustrie. Der Freiburger Standort erhielt eine eigene Karriereseite, für Frauen in MINT-Beru- fen wurde eine zusätzliche Kampagne gestartet. 300 Mitarbeitende nicht nur zu rekrutie- ren, sondern auch durch eine branchen- bedingt sehr aufwendige Einarbeitung zu bringen, war die nächste Herausforde- rung – und das noch bis Februar 2023 unter Coronaauflagen. „Wir haben im Zwei-Wochen-, manchmal sogar im Wo- chenrhythmus eingestellt, unsere Prozes- se optimiert, die Onlinekurse ausgeweitet und Präsenzschulungen in Kleingruppen in die Kantine verlegt“, skizziert Uwe Lürig nur einige logistische Ansätze. Je- der neue Beschäftigte erhält bei Pfizer ohnehin einen Jobpaten. „Das hat sich sehr bewährt. Und so haben wir das dann ganz gut hinbekommen“, sagt der Per- sonalchef, ist aber auch froh, dass sie in diesem Jahr beim Recruiting erstmal einen Gang runterschalten können. uh Uwe Lürig, Personalleiter für die Pfizer-Standorte in Freiburg und Karlsruhe Mathias Senn, Chef der Landmetzgerei Senn

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