Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Februar'23 -Südlicher Oberrhein

13 2 | 2023 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten Wolf System GmbH 94486 Osterhofen Tel. 09932 37-0 gbi@wolfsystem.de www.wolfsystem.de PRODUKTION MONTAGE PLANUNG Industrie | Gewerbe | Stahl Ihr Wellness- und Tagungshotel im Naturpark Südschwarzwald Tagungszentrum auf 400 m² Alle Räume sind hell u. freundlich verfügen über Tageslicht freies WLAN und sind verdunkelbar. Möhringers Schwarzwald Hotel D-79848 Bonndorf / Rothausstr. 7 Tel.: +49 (0) 77 03 – 93 21 0 Schwarzwaldhotel Möhringer GmbH www.schwarzwaldhotel.com Mietstapler Mögen die Ziele zwar ähnlich sein – bei der Wahl der Mittel sind ihm die aktuell so öf- fentlichkeitswirksamen Aktivisten der Letz- ten Generation nicht gerade sympathisch. Blockieren, provozieren, stören: Das bringt Schlagzeilen. Doch was bewirken sie? Detlef Lohmann muss da nicht lange über- legen: „Solche Aktionen dienen doch eher der persönlichen Aufmerksamkeit als der Sache.“ Sein unternehmerisches Handeln ist der praktizierte Gegenentwurf zur Ra- dikalität, mit der andere die Republik lahm- legen wollen. Wie in Zukunft nachhaltig ge- wirtschaftet werden kann, auf diese Frage hat er schon vor vielen Jahren Antworten gefunden – und seine Erkenntnisse in die unternehmerische Praxis umgesetzt. Seit 1999 leitet Detlef Lohmann in Engen im Hegau die Allsafe GmbH. Ladungssiche- rungen für Nutzfahrzeuge und Flugzeuge sind das Kerngeschäft: Gurte, Schienen und Stangen, die das Transportgut vor dem Verrutschen sichern. Produzierendes Gewerbe, globaler Wettbewerb. Seit er da- mals als geschäftsführender Gesellschafter eingestiegen ist, hat die 1964 gegründete Firma ihren Jahresumsatz auf rund 80 Milli- onen Euro hochgeschraubt. Und doch sagt der Firmenchef: „Wir befinden uns in einem Wachstumsdilemma.“ Ein Widerspruch? „Dass wir schnell gewach- sen sind, heißt nicht, dass das automatisch so weitergeht“, antwortet Lohmann. Schon die Finanzkrise 2009 und die Coronapande- mie haben Dellen in der Umsatzentwicklung hinterlassen. Nicht wenigen Firmen ging das so. Im Unterschied zu vielen anderen hat Lohmann aber früh dem Profit um des blo- ßen Wachsens willen abgeschworen und die Weichen neu gestellt: Gewinnbeteiligung für Mitarbeiter, flache Hierarchien, unterneh- merische Freiräume (nachzulesen in seinem Bestseller „Und mittags gehe ich heim“). Vor allem aber hat er mit seinem Team ein System der ressourcenschonenden Kreis- laufwirtschaft aufgebaut. „Wir haben uns vor 15 Jahren zunächst mal gefragt, welche Pro- zesse wir in Deutschland beherrschen kön- nen“, erzählt Lohmann. Sukzessive hat sich Allsafe losgelöst aus der Abhängigkeit von Komponentenlieferungen aus China. Kein einfaches Unterfangen: Ladungssiche- rungen sind Low-cost-Produkte. Wie bleibt man da wettbewerbsfähig? Mit Hilfe eines di- gitalisierten Workflows, individualisierten Be- ratungs- und Serviceleistungen, langfristigen Kundenbeziehungen. Fokus auf Kreislaufwirt- schaft statt blindem Wachstum. Aber müsste wegen der hohen Treibhaus- gasemissionen nicht genau der Sektor, für den Allsafe als Zulieferer agiert, schrump- fen für mehr Klimaschutz – und damit auch das eigene Geschäftsfeld? „Ich bin da ganz entspannt“, sagt Lohmann. „Wenn morgen niemand mehr Stangen und Balken benö- tigt, machen wir was anderes.“ Trotzdem: Der Bedarf nach Mobilität, Trans- port und Flugverkehr ist ja da. Lohmann ar- gumentiert: „Es nützt der Sache, wenn ich zeige, dass ich als produzierendes Unterneh- men neue Wege gehe und damit erfolgreich bin.“ Viele Leuchtturmprojekte müssten her, Schritt für Schritt. Die Politik könne Rah- men setzen, ja, aber: „Der Wandel kann nur aus uns selbst heraus kommen.“ Bei Allsafe spielen deshalb auch erneuerbare Energien eine wichtige Rolle. Ein Touchscreen im Ein- gangsbereich der Firmenzentrale zeigt die Solarstromerträge vom Dach, ebenso den Verbrauch der Fabrik im Tagesverlauf. Lohmann ist Mitte 60, stammt, wie er er- zählt, nicht aus vermögenden Verhältnissen. Es würde ihm leicht fallen, sollte er einmal auf einen Teil seines Lebensstandards ver- zichten müssen. „Die Möbel im Privathaus- halt haben sechs Umzüge überstanden“, nennt er als Beispiel für seine Konsumimmu- nität. Beim Wechsel auf ein kleineres Auto „haben die Leute im Ort einmal gedacht, wir sind pleite.“ Sagt’s, lacht und widmet sich wieder dem Tagwerk als unkonventioneller Chef von 250 Mitarbeitern. Ihnen widmet er die Früchte, die er erntet, beispielsweise die Nominierung zum Deut- schen Nachhaltigkeitspreis, bei dem das mittelständische Unternehmen kürzlich un- ter den sechs Finalisten landete. Er habe bei der Verleihung in Düsseldorf im Grunde nur die Urkunde abgeholt. „Den Preis erarbeitet haben alle Menschen bei Allsafe, die sich täg- lich dafür einsetzen, dass wir in Zukunft keine Ressourcen mehr verbrauchen wollen.“ bb »Der Wandel kann nur aus uns selbst heraus kommen«

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