Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Februar'23 -Schwarzwald-Baar-Heuberg
54 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 2 | 2023 Praxiswissen Bild: Adobe Stock - lassedesignen K urz, prägnant und so geschrieben, dass der Leser neugierig wird. Geht es nach Ann Seger, gelten diese Ansprüche nicht nur für Bewerbungsanschreiben – sondern auch für Stel- lenanzeigen. Die Realität sähe oft anders aus, sagt die Inhabe- rin der Konstanzer Agentur „Brandb“, die auf Markenberatung für Arbeitgeber spezialisiert ist: „Meist steht viel zu viel drin. Das ist problematisch, da die Menschen kaum noch bereit sind zu lesen. Hinzu kommt: Je länger der Text, desto weniger davon bleibt im Gedächtnis.“ Um potenzielle Bewerber nicht vorschnell an die Anzeige eines Wettbewerbers zu verlieren, rät sie, sich bei Anforderungen, Jobprofil und Angebot auf jeweils drei, maximal vier Punkte zu beschränken. Karin Walther, Personalreferentin der IHK Schwarz- wald-Baar-Heuberg, teilt diese Ansicht: „Inhaltsleere Floskeln wie ‚engagierte Mitarbeiter‘ kosten wertvollen Platz und können raus.“ Individuell und zielgruppengerecht Nicht fehlen darf indessen ein verständlicher, branchenüblicher Jobtitel. „Dieser ist aus Sicht der Stellensuchenden zu formulie- ren und sollte keine internen Begriffe enthalten“, weiß Barbara Bücheler, Personalleiterin der IHK Hochrhein-Bodensee, aus eigener Erfahrung. „Seitdem wir für unsere Beitragsabteilung ‚Kaufmännische Mitarbeiter‘ statt ‚Sachbearbeiter Beitrag‘ suchen, bekommen wir wesentlich mehr Bewerbungen.“ Vom Customer Happiness Manager über den Growth Hacker bis zum Sourcing Specialist: Branchenübergreifend beschreiben Start-ups wie Konzerne zu besetzende Positionen mit modern klingenden Anglizismen. Wie sinnvoll dies ist, muss individuell geprüft werden, sagt Ann Seger: „SEO- oder E-Commerce- Manager sind etablierte, bei der Zielgruppe bekannte Begriffe. Die englische Variante des Zerspanungsmechanikers gehört nicht dazu.“ Entsprechend reduziert sollte die Experimentier- freude an dieser Stelle sein. Für Karin Walther entscheidet auch das Marktumfeld: „Internationale Unternehmen sprechen mit englischen Jobtiteln eher ihre Zielgruppe an, während kleinere, regional stärker verwurzelte Betriebe mit deutschen Begriffen punkten können.“ Und Barbara Bücheler gibt zu bedenken: Je unverständlicher Jobtitel sind, umso höher ist das Risiko, falsche Erwartungen zu wecken. Ein weiterer Tipp: „Seien Sie präzise.“ Wer einen Hausmeister sucht, sollte die Stelle nicht als Facilitymanager verkaufen. Online gefunden werden Im digitalen Zeitalter ist die Frage der richtigen Worte auch eine technologische. „Suchmaschinen und Jobportale nutzen spezielle Programme, sogenannte Crawler, die Webseiten nach relevanten Inhalten durchforsten, diese bei sich einbinden und als Suchergebnisse ausspielen“, erklärt Ann Seger. Um hier Bei der Personalsuche schlägt Unternehmen oft ein rauer Wind entgegen. Gut aufgestellt ist, wer sich mit optimierten Stellenanzeigen seine Wunschkandidaten angelt. Stellenanzeigen optimieren Kandidaten besser an Land ziehen „Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.“ Dieses Sprichwort gilt auch für Stellenanzeigen. Was gute ausmacht, wann Anglizismen passen und warum Unternehmen die Persönlichkeit ihrer Wunschkandidaten immer mitdenken müssen.
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