Wirtschaft im Südwesten - Ausgabe Februar'23 - Hochrhein-Bodensee

46 IHK-Zeitschrift Wirtschaft im Südwesten 2 | 2023 Themen & Trends W ir gehen davon aus, dass in Deutschland rund zwei Millionen Arbeitsplätze vakant bleiben“, berichtete Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), bei der Vorstellung des DIHK- Fachkräftereports Mitte Januar. „Das entspricht einem entgangenen Wertschöpfungspotenzial von fast 100 Mil- liarden Euro.“ Er warnte: „Die derzeit noch stabile Arbeitsmarktent- wicklung und die vielen offenen Stellen dürfen nicht zu dem Fehlschluss verleiten, alles laufe relativ rund und den meisten Unternehmen gehe es gut. Unter der Oberfläche braut sich seit geraumer Zeit eine gefähr- liche Mischung zusammen.“ Der Fachkräftemangel koste Wertschöpfung und erhöhe beispielsweise die Herausforderungen zur Finanzierung der öffentlichen Haushalte. In Kombination mit hohen Energiepreisen und den Herausforderungen der Transformation in Richtung Klimaneutralität könnten die immer größeren Personal- engpässe bis hin zur Verlagerung von Produktion und Dienstleistungen ins Ausland führen. „Das Fehlen von Fachkräften belastet nicht nur die Betriebe, sondern ge- fährdet auch den Erfolg bei wichtigen Zukunftsaufgaben: „ DIHK-Fachkräftereport Immer öfter bleibt‘s leer Gerade für die anstehenden Transformations- prozesse benötigen die Betriebe jede Menge qualifiziertes Personal. Bild links: Adobe Stock/Studio Romantic, Porträt: DIHK/Werner Schüring, Grafiken auf den Seiten 47, 48): DIHK Energiewende, Digitalisierung und Infrastrukturausbau – für diese Aufgaben brauchen wir vor allem Menschen mit praktischer Expertise.“ Und die sind rar wie nie zuvor. Zukunftsbranchen suchen oft vergeblich Über alle Branchen hinweg sehen sich den Umfrage- ergebnissen zufolge 53 Prozent der Betriebe von Per- sonalengpässen betroffen, in der Industrie und in der Bauwirtschaft sind es jeweils 58 Prozent (siehe neben- stehende Grafiken). Während die Fachkräftelücke in den Industrieunternehmen gegenüber Herbst 2021 (53 Pro- zent) nochmals größer geworden ist, hat sie sich beim Bau etwas abgeschwächt (Vorjahr: 66 Prozent). Bedenklich mit Blick auf die Zukunft: Stellenbesetzungs- probleme treffen besonders stark die für die Wettbe- werbsfähigkeit der deutschen Industrie bedeutsamen Investitionsgüterproduzenten (65 Prozent) sowie Her- steller von Spitzen- und Hochtechnologie (jeweils 63 Prozent). So können beispielsweise 67 Prozent der Her- steller elektrischer Ausrüstungen Stellen nicht besetzen; bei den Produzenten von Datenverarbeitungsgeräten, Bei 75 Prozent der Betriebe mit 200 und mehr Mitarbeitern blieben mangels Personal Stellen unbesetzt. Der Fachkräftemangel wird zum immer drängenderen Problem für die deutsche Wirtschaft: Im jüngsten DIHK-Fachkräftereport gaben mehr als die Hälfte von fast 22.000 Unternehmen an, nicht alle offenen Stellen besetzen zu können – ein Rekordwert. Und das, obwohl die Betriebe vielfach ein wirtschaftlich schwieriges Jahr erwarten und ihre Personalplanung bereits heruntergeschraubt haben.

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